Das Theater beim FC Bayern hat auch gewisse Parallelen mit dem DFB und der schwächelnden deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Männer.
Seit Mittwochmittag steht nun auch offiziell fest: Mal wieder braucht der FC Bayern München einen neuen Übungsleiter. In der kommenden Saison wird der in München nie wirklich angekommene Thomas Tuchel nicht mehr auf der Trainerbank in der Allianzarena in München sitzen. Es hat sich bereits in den vergangenen Wochen angekündigt, dass Tuchel weder der Heilsbringer ist noch eine wirkliche Strategie oder Vision für den deutschen Rekordmeister entwickelt hat. Krachend gescheiterte ist er zweimal im DFB-Pokal – in dieser und vergangener Spielzeit gegen zwei absolut schlagbare Gegner (SC Freibug und der Drittligist 1. FC Saarbrücken); das gleiche Fiasko droht nun auch in der Champions League. Nicht besser sieht es gegenwärtig in der Bundesliga aus.
Thomas Tuchel hat ausgedient, eine weitere Saison Zeit, um seine Ideen zusammen mit den Spielern zu entwickeln, wird er nicht bekommen. Im viel zu schnelllebigen modernen, also kapitalistischen, Profi-Fußballs gibt es keine Schonzeit oder eine zweite oder gar dritte Chance. Das ist schade. Die aus dieser Logik erwachsene Konsequenz: Tuchel wird gehen am Ende der Saison. Angeblich habe man sich einvernehmlich getrennt. Eine vorzeitige Trennung, also bei weiteren Niederlagen und beim Ausscheiden in der Champions League, soll es nicht geben, denn das würde den FC Bayern teuer zu stehen kommen. Man muss Tuchel sowieso bis Mitte 2025 bezahlen. Auf der Gehaltsliste steht zudem bis 2025: Julian Nagelsmann.
Den heutigen Bundestrainer hatte der FC Bayern im März 2023 freigestellt, viel zu früh. Überstürzt und nach Ansicht vieler Experten völlig unüberlegt handelten vor rund zwölf Monaten die Bayern. Das fällt den Münchnern nun auf die Füße. Zumal Nagelsmann wesentlich erfolgreicher als Tuchel zum Zeitpunkt seiner Entlassung gewesen war. Man hatte einen Trainer entlassen, der nur einen Punkt hinter dem späteren Vizemeister Borussia Dortmund stand, im Pokal und in der Champions League im Viertelfinale stand. Hektisch suchten die damaligen Bayernbosse Kahn und Salihamidžić einen Nachfolger für Nagelsmann, den fanden sie in Thomas Tuchel. Nun wird dieser in knapp drei Monaten auch wieder Geschichte an der Säbenerstraße sein.
Die Suche nach geeigneten Trainern, die nach München kommen wollen, dürfte sich künftig schwierig gestalten angesichts der angespannten Lage auf dem Trainer-Markt. Hochkaräter, die der FC Bayern braucht und seinem Umfeld präsentieren muss und die vor allem zu ihm auch passen, sind rar gesät. Viele zieht es in die wirklich großen Ligen in Europa. Auch, weil dort mehr gezahlt wird.
Hansi Flick, früherer Bundestrainer und sehr erfolgreich mit den Bayern in der Corona-Zeit, ist wieder im Gespräch. Ob Flick sich das noch einmal antut? Wenig wahrscheinlich als Münchner-Trainer sind die bislang noch Vereinslosen: Zinédine Zidane, Antonio Conte und der „special one“ José Mourinho. Ein Sebastian Hoeneß passt zwar zum FC Bayern, hat aber noch nicht bewiesen, dass er einer für die Münchner ist. Da schon eher zwei Spanier: Unai Emery, zurzeit noch bei Aston Villa, früher bei Paris Saint-Germain, FC Arsenal, FC Villarreal und FC Sevilla. Emery hat mit dem FC Sevilla (3x) und dem FC Villarreal (1x) insgesamt viermal die Europa League gewonnen. Mit Villarreal warf Emery 2022 zudem den FC Bayern aus der Champions League.
Oder auch Leverkusens derzeitiger Erfolgstrainer Xabi Alonso, der einst für die Münchner spielte, wird gehandelt. Real Madrid dürfte den Spanier aber mehr locken als der FC Bayern, der international nach den Pleiten in den zurückliegenden drei Jahren keine bedeutende Rolle mehr spielt. Auch ein K.O.-Kriterium bei der Suche nach Nachfolgern.
Alles in allen: Die hohe Trainerfluktuation bei den Bayern schadet dem Image des Vereins und den Finanzen, denn die Trainer werden ja weiterhin bezahlt. Dieses Summen können die Bayern nicht in Spieler investiert. Wieso nicht einmal an einem Trainer festhalten, auch, wenn man einmal nicht Meister wird?
Parallelen zu der Nationalmannschaft der Männer sind offenkundig. Auch, wenn die Vorzeichen andere waren. Drei Trainer in den vergangenen drei Jahren hatte auch die „Mannschaft“. Der kurzfristige Erfolg zählt ebenfalls beim DFB mehr als langfristige Zusammenarbeit, die später viel größere Früchte tragen kann. Das ist schade.
Wäre Julian Nagelsmann nicht frei gewesen im Herbst 2023, hätte der DFB sich womöglich gut überlegt, Flick zu entlassen.
Die Aushängeschilder des deutschen Fußballs – die Nationalmannschaft und der FC Bayern München – könnten doch in dieser Beziehung ein Zeichen setzen und es machen wie der SC Freiburg, der seit vielen Jahren mit seinem Trainer zusammenarbeitet und in letzter Zeit die größten Erfolge in der Klubgeschichte feiern konnte.