Björn Höcke darf man einen Faschisten nennen, wird demnächst vorbestraft sein, steht bald wegen Volksverhetzung vor Gericht und will Ministerpräsident von Thüringen werden – wie passt das zusammen?
Das muss sich die AfD Führung fragen lassen. Aus jeder anderen Partei wäre Höcke längst entfernt worden, hätte Mandat und Posten aufgegeben. Die AfD dagegen hält weiter am Landes- und Fraktionsvorsitzenden im thüringischen Landtag fest, macht ihn zum Spitzenkandidaten zur Landtagswahl und lässt ihn gewähren, egal was er macht. Sie verteidigt Ihn sogar, auch wenn er solche Aussagen tätigt:
„Das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt“ ist nur eines der Zitate, die die Gesinnung dieses Mannes widerspiegelt.
Unter dem Pseudonym Landolf Ladig drehte er in einem Artikel die Schuld am 2. Weltkrieg um:
„Nicht die Aggressivität der Deutschen ursächlich für zwei Weltkriege war, sondern letztlich ihr Fleiß, ihre Formliebe und ihr Ideenreichtum. Das europäische Kraftzentrum entwickelte sich so prächtig, dass die etablierten Machtzentren sich gezwungen sahen, zwei ökonomische Präventivkriege gegen das Deutsche Reich zu führen“ (Quelle: Politicalbeauty.de)
Und er will das Parteiensystem abschaffen, wie er auf einer Rede am 23.Januar 2019 verriet:
„Wir müssen klar immer wieder darauf hinweisen, dass Merkel nicht das Problem ist, sondern das sie der Kopf eines stinkenden Fisches ist …Dass nicht nur Merkel weg muss, sondern dass das Merkel System weg muss (…) und dieses Merkel System sind sämtliche Kartellparteien, die es nicht gut mit diesem Land meinen.“
Dies sind nur wenige Zitate des AfD-Demagogen, die seine Geisteshaltung dokumentieren. Der Gymnasiallehrer für Geschichte und Sport aus dem westfälischen Lünen ist inzwischen der heimliche Führer der Rechtsaußen Partei. Weidel und Chrupalla sind Sprecher von Höckes Gnaden, sie dienen den Medien als AfD-Erklärer und Weichspüler, wirklich etwas zu melden haben die beiden nicht wirklich. Zuletzt zu sehen bei der Nominierung der Spitzenkandidaten zur EU-Wahl. Maximillian Krah und Peter Bystron, die gerade in Spionage- und Bestechungsskandale verstrickt sind, waren nicht Weidels Wahl, die Höcke Truppen setzten die Rechtsaußen durch.
Höcke weiß alle Ostverbände hinter sich. Diejenigen, die sich gegen die komplette Übernahme der Partei durch den völkischen Flügel wehren, werden immer weniger. Im Bundesvorstand hat der völkisch- nationalistische Block die Mehrheit ebenso wie unter den Parteitagsdelegierten. Die eher Neo- Liberalen wie z.B. Jörg Meuthen werden aus der Partei gedrängt oder gehen von selbst.
Die konservativen Kräfte um Beatrix von Storch und Alexander Gauland oder die Gruppierungen „Christen in der AfD“ und „Alternative Mitte“ haben ihren Frieden mit den Höcke Leuten gemacht. Oder sie sind ausgetreten, wie die Sprecherin der „Christen in der AfD“ Vereins, Anette Schuler. Die Niedersächsin war eine der wenigen, die dem Parteiausschlussverfahren gegen Björn Höcke positiv gegenüberstand. In einem Interview mit dem Tagesspiegel sagte sie mit Bezug auf Björn Höcke: „Aber ich glaube, es gibt keine Chance mehr, die AfD zu einer realpolitisch wirkenden, bürgerlich konservativen Volkspartei zu machen“ . Und: Weil der Flügel von Björn Höcke an Macht gewinnt, trauen sich viele nicht, sich deutlich gegen ihn und seine Mitstreiter zu positionieren. Wer noch etwas werden will in der AfD, möchte sich das nicht verbauen!“ Die Frau hatte visionäre Fähigkeiten, das Interview stammt aus dem Tagesspiegel vom 16.10.2017.