Viele haben nach den Europa-Wahlen den Eindruck, dass die Jugend sich politisch rechts, ja rechtsradikal einordnet. Die AFD versucht diese Erzählung zu verankern, da es ihr hilft. Leider gibt es auch Medien und Politiker, die das so aufgreifen. Aber stimmt das?
Die Ergebnisse der Wahlen zeigen zunächst, dass die AFD insgesamt 15,9 Prozent erreicht hat, bei Jugendlichen sollen es laut Wählerbefragungen etwa gleich viel sein. Das ist der höchste Zuwachs von allen Parteien. Das ist bedenklich viel und Staat, Medien, Schulen und die gesamte Gesellschaft müssen sich schnell und gründlich Gedanken machen, wie sie JungwählerInnen für die Demokratie gewinnen können. Da kann keiner zur Tagesordnung übergehen.
Zugleich steht fest: in den Umfragen lag die AFD vor wenigen Monaten noch bei 23 Prozent. Also haben die Enthüllungen über die Pläne der AFD und die Machenschaften ihrer Spitzenkandidaten viele zum Nachdenken und zur Abkehr von der AFD gebracht. Bei den JungwählerInnen haben 84 Prozent nicht AFD gewählt – also die große Mehrheit der 16- bis 24-Jährigen. Die AFD erhielt 16 %. „Kleinere“ Parteien erreichten 28 % (darunter Volt 9 %), Union 17 %, Grüne 11 %, SPD 9 %, FDP 7 %, Linke 6 %, S. Wagenknecht 6 % .
Eine neue Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach bestätigt, dass die AFD in der jungen Generation eine Minderheitenpartei ist. Zwar finden 17 Prozent der Deutschen unter 30 Jahren die AFD am sympathischsten. In der Gesamtbevölkerung sind es 13 Prozent. Zum Vergleich: die Grünen wurden deutlich überdurchschnittlich mit 21 Prozent als sympathischste Partei genannt. In der Gesamtbevölkerung sind es 14 Prozent. Die CDU wird von 25 Prozent als sympathisch eingeschätzt (Gesamt: 37 Prozent der Gesamtbevölkerung). Nimmt man SPD, Linke und Grüne zusammen, finden 43 Prozent der unter 30 jährigen diese eher sympathisch (Gesamtbevölkerung: 35 Prozent).
Auch in der Selbsteinstufung ist von einer ausgeprägt rechts orientierten Jugend wenig bis nichts zu erkennen. 36 Prozent der Jugendlichen sehen sich eindeutig eher links von der Mitte (insgesamt 32 Prozent), 21 Prozent stufen sich deutlich rechts von der Mitte (Gesamt: 30 Prozent). Es keine tiefe Kluft zwischen den Generationen mehr, Jugendliche sind vielfach konservativer geworden als frühere Generationen. Aber: es gibt es kaum Anzeichen für eine Radikalisierung und Tendenz zur politischen Rechten in der Mehrheit der jungen Generation.