Im Landtagswahlprogramm der AfD in Sachsen haben Leistung, Differenzierung, Integration und Inklusion keine Chance. Das Programm im Schul- und Bildungsbereich zeichnet sich durch eine ausgeprägte ausländerfeindliche Rhetorik aus – ohne allerdings zentrale aktuelle Probleme des Schulwesens zu fokussieren. Ein wesentlicher Aspekt des Programms ist die Behauptung, dass die Präsenz von Schülern mit Migrationshintergrund die Bildungsqualität an deutschen Schulen beeinträchtige. Dies obwohl alle Leistungs- und pädagogischen Studien der vergangenen Jahre zeigen, dass kulturelle Vielfalt in Klassen zu einer Leistungssteigerung bei allen Schülerinnen und Schülern führt.
Die AfD fordert explizit die Einführung getrennter Klassen für Schüler mit und ohne Migrationshintergrund, um „kulturelle Homogenität“ und eine „bessere Vermittlung deutscher Werte“ sicherzustellen. Diese Forderung verstärkt nicht nur die Segregation, sondern widerspricht auch dem Prinzip der Integration, das darauf abzielt, alle Schüler unabhängig von ihrer Herkunft gemeinsam zu unterrichten und zu fördern. Ja letztendlich widerspricht diese Forderung dem Grundgesetz (Art.3 Abs. 3). Die AfD fordert zudem, dass Deutsch die einzige Unterrichtssprache in allen Fächern – außer im Fremdsprachenunterricht – sein soll. Bilingualer Unterricht wird hierdurch unmöglich – die Bildungs- und Karrierechancen vieler sächsischer Schülerinnen und Schüler werden zunichte gemacht.
Viel dramatischer ist allerdings, dass das Wahlprogramm der AfD Sachsen zahlreiche Passagen enthält, die eine Rückbesinnung auf „traditionelle deutsche Werte“ und eine klare Abgrenzung gegenüber kultureller Vielfalt propagieren. Die Partei kritisiert interkulturelle Bildungsprogramme und fordert deren Abschaffung, da diese angeblich die Identität der deutschen Schüler gefährden würden.
Ein besonders beunruhigender Aspekt ist die Forderung, Geschichtsunterricht verstärkt auf „positive Aspekte der deutschen Geschichte“ zu fokussieren und weniger auf die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus. Dadurch soll der rechten Ideologie bereits in der Schule Tür und Tor geöffnet werden. Mit einer umfassenden Auseinandersetzung mit den Ursachen und Folgen des Nationalsozialismus sieht die AfD die Basis ihrer rechtennationalen und nazistischen Politik in Frage gestellt.
In mehreren Schulen Sachsens, darunter auch in Dresden, haben interkulturelle Projekte in der Vergangenheit erfolgreich zur Förderung von Toleranz und Verständigung beigetragen. Diese Programme, oft unterstützt von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), wurden von der AfD scharf kritisiert und als „ideologische Indoktrination“ bezeichnet. Die Abschaffung solcher Programme würde einen erheblichen Rückschritt bedeuten und die Bemühungen um eine integrative und tolerante Schulkultur untergraben.
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