Kaum anzunehmen ist die Befolgung des biblischen Gebotes nach dem Racheprinzip „Auge um Auge..“. Am Ende wären sowohl der Iran als auch Israel blind. So klug wird Netanjahu gezwungener Maßen sein müssen.
Israel wird sich sowohl aus innenpolitischen Gründen und auch außenpolitischer Glaubwürdigkeit und Abschreckung wehrhaft zeigen. Dies setzt Augenmaß für die Interessen der engen Verbündeten und die sunnitischen Unterstützer voraus. Daraus folgt die Notwendigkeit, den großen Flächenbrand zu vermeiden. Umfangreiche Attacken auf Irans Stellvertreter Hisbollah oder zivile oder komplexe militärische Ziele im Iran scheiden deshalb aus.
Bei genauer Betrachtung bleiben nur kleinere und gezielte Angriffe auf Irans Terror Gehilfen und Einrichtungen der atomaren Aufrüstung im Iran. Weder im Nahen Osten noch sonst in der Welt gibt es namhafte Befürworter einer atomaren Bewaffnung des Irans. Die diplomatischen Bemühungen um eine Eingrenzung der atomaren Fähigkeiten des Iran sind definitiv gescheitert. Zu stoppen oder wenigstens wesentlich zu verzögern sind Irans Rüstungspläne folglich nur mit militärischer Gewalt. Dazu fehlte bisher ein geeigneter und zu rechtfertigender Anlass. In diese Falle ist der Iran jetzt getappt. Ein gezielter und wirkungsvoller Angriff Israels etwa auf die Anreicherungsanlagen im Iran würde auf nicht öffentliche Zustimmung und stillschweigende Tolerierung der Verbündeten und sonstigen sunnitischen Unterstützer im arabischen Raum stoßen.
Bibi wird sie alle wieder austricksen, egal ob Freund oder Feind. Dass das Bombardement des iranischen Konsulats in Damaskus schwere Reaktionen auslösen würde, war natürlich klar und auch gewollt, um von dem selbst verursachten Dilemma Israels im Gazastreifen abzulenken. Zwar war der Angriff auf das Konsulat ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht, allerdings waren die Opfer nur verhasste Generäle der iranischen Revolutionsgarden. Wer würde sich da schon bei Israels Freunden so richtig aufregen? Bibis Kalkül war erfolgreich. Vom Leid im Gazastreifen ist wenigstens im Augenblick kaum noch die Rede. So geht eben Politik.
Stimmt die forsche Behauptung, dass die iranische Führung keine internationale Unterstützung für ihr Atomwaffenprogramm hat? Der Telegraph hat Ende 23 berichtet, dass der russische Diktator Putin die Waffenlieferungen des Iran an sein Land als mit entscheidend bezeichnet habe. Was gab die russische Führung dem Iran im Gegenzug? Bereits 2022 hat der ukrainische Präsident Selenskyj in einem Interview mit Haaretz den Verdacht geäußert, Putin helfe der iranischen Führung beim Atomwaffen-Programm.