„Heywolfi“ (Der Wahnsinn des Internets – kritisch und mit einem Augenzwinkern) ist ein YouTube Kanal, der sich kritisch mit der AfD auseinandersetzt. Übrigens ein Privatkanal, ohne Millionär im Hintergrund. Wolfi kennt sich bestens aus in Social Media und den rechten Akteuren. Wir haben mit Ihm gesprochen, hier das Interview.
Blog der Republik: Hey Wolfi, was hat dich eigentlich veranlasst, dich öffentlich mit Schwurblern und AfDlern kritisch auseinanderzusetzen:
Wolfi: In der Corona-Zeit ist mir bewusst geworden, dass sich die sozialen Medien zu einem Ort voller Fakenews, abenteuerlicher Geschichten und rechter Hetze entwickeln. Ich bemerkte in meinen Umfeld plötzlich Leute, die die absurdesten Geschichten erzählten und den größten Verschwörungserzählungen folgten. Als Journalist und als politischer Mensch wollte ich was dagegensetzen, Behauptungen auf Herz und Nieren prüfen, wissenschaftliche Erkenntnisse transportieren.
BdR: Wie wir sehen, mit Erfolg. Wenn du zurückschaust, wie hat es sich seitdem entwickelt?
W: Das Ganze ist „professioneller“ geworden. Es ist den rechten Youtubern oder Influencern gelungen, aus ihren Kanälen ein Business zu machen. Man muss sich im Klaren sein, dass manche Videos von denen 1 Million Klicks haben. Das ist für die Konzerne Meta, TikTok etc. eine gute Plattform, um Werbung zu schalten. Das bringt schnell 100.000 Euro im Jahr. Darum ist auch die ganze Kommunikation auf den Kanälen so aufgebaut, dass die Meinungen immer wieder bestätigt werden, die User werden immun vor Einflüssen von außen, anderen Medien z.B…
BdR: Du sprichst jetzt von Kanälen wie Vermietertagebuch – Alexander Raue oder Oli, der gleich vier Kanäle betreibt?
W: Genau, man muss sich im Klaren sein, dass diese Leute Reichweiten haben, die kaum eine Zeitung oder Zeitschrift hat. Interessant ist übrigens, dass es auf diesen Kanälen immer eine Weile dauert, bis zu einem Vorkommnis wie der Verhaftung des Spions in M. Krahs Büro eine Erklärung veröffentlicht wurde. Die ist dann häufig ähnlich in Tonlage und Erläuterung. Ich vermute, dass man warten muss, bis die Erklärungen geliefert werden.
BdR: Wie erklärst du dir den Erfolg dieser Kanäle?
W: Zum einen unterstützen sich die AfD-Freunde gegenseitig. Die 300.000 Follower bei Raue und die 200.000 von Ole sind in einem hohen Maß identisch. Zum anderen hat die veröffentlichte Meinung der letzten Jahrzehnts, dazu beigetragen, dass bis dahin unsagbares plötzlich zum Thema von Talkshows wurde. Denken wir an Beatrix von Storch, die Flüchtlinge an den Außengrenzen erschießen wollte, und die journalistische Nachfrage lautete: „Auch Frauen und Kinder?“ Um das deutlich zu machen, die Idee von Frau von Storch verstößt gegen Menschenrechte, Völkerrecht und Strafrecht, und wir diskutieren den Vorschlag? Nach meinem Eindruck haben die Zeitungen und TV-Anstalten eine Mitverantwortung daran, dass sich Menschen wieder rassistisch, antisemitisch, völkisch und rechtsradikal äußern. Und die sozialen Medien stehen 24 Stunden zur Verfügung all das zu transportieren. Die Algorithmen der Plattformen sind so programmiert, dass die größte Provokation den meisten Traffic bringt, und da jeder Klick Geld bringt, wird sich daran auch nichts ändern.
BdR: Was wäre die Konsequenz daraus?
W: Ich meine, wir brauchen eine Ausweitung des Medienrechts auch auf die sozialen Medien. Kanäle mit hohen Reichweiten müssen genauso geprüft und behandelt werden wie jede Medienanstalt. Das Abarbeiten der Politik an den großen Konzernen fürchte ich, wird uns nicht weiterbringen.
BdR: Du berichtest ja sehr regelmäßig über die Aktivitäten der AfD und ihrer Unterstützerkanäle. Was für Reaktionen bekommst du?
W: Viele positive, aber natürlich eine Masse an Unflätigkeiten, Beleidigungen, Drohungen bis hin zu Bildern mit meinem abgehackten Kopf. Übrigens auch aus Russland, obwohl ich gar nicht russisch schreibe.
BdR: Bringst du das zur Anzeige?
W: Ja, allerdings ist die Polizei vor Ort nicht in der Lage, dem nachzugehen. Da bekam ich schon den Tipp, doch nicht so kritische Dinge zu schreiben. Ich habe jetzt Kontakt zur Staatschutzeinheit, da ist meine Anzeige besser aufgehoben. Ich melde das auch den öffentlichen Meldestellen. Die sind allerdings am Limit mit der Flut der Meldungen. Man muss sich im Klaren sein, dass Follower rechter Kanäle gezielt eingesetzt werden, Shitstorms auszulösen – unterstützt von den Bot-Armeen Putins.
BdR: Unser Eindruck ist, dass sich die rechten Kanäle gegenseitig verstärken, auf der Contra Rechts Seite dies aber nicht so ist. Täuschen wir uns?
W: Es gibt Kontakte untereinander, aber nicht die Geschlossenheit der Rechten. Wir diskutieren, ob das Haus blau oder grün gestrichen wird, statt zu überlegen, was wir gegen den Mob machen, der vor der Tür steht mit viel brauner Farbe. Mut haben mir allerdings die vielen Demonstrationen gemacht. Da wurde gezeigt, wer die Mehrheit ist – trotz aller Differenz untereinander. Da waren die Erklärungen der AfD übrigens ganz schwach und besonders lächerlich.
BdR: Wie wird es weitergehen mit Heywolfi?
W: Ich werde weitermachen. Jeder Demokrat hat Verantwortung für dieses Land und die Art und Weise unseres Zusammenlebens. Ich werde das meinige tun, dass unsere Kinder solch ein Land vorfinden.
BdR: Viel Erfolg und danke für deine Zeit!