Die Freiheitsstatue vor New York ist ein Geschenk Frankreichs zum hundertsten Jahrestag der Unabhängigkeit der USA von der britischen Kolonialherrschaft. Frankreich wollte damit daran erinnern, dass ein französischer Adeliger, Marquis de Lafayette, im Unabhängigkeitskrieg mit 6000 französischen Soldaten an der Seite von George Washington entscheidend zum Sieg gegen Grossbritannien beigetragen hat. Zusammen mit Thomas Jefferson schrieb Lafayette die Erklärung der Menschenrechte, die zur Präambel der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika wurde.
Vor wenigen Tagen sagte Raphael Glucksmann, französischer Abgeordneter im Europäischen Parlament, Vorsitzender der Mikro-Partei „Place Publique“, die bei den Europawahlen 2024 eine gemeinsame Liste mit der Sozialistischen Partei Frankreichs bildete:
„Wir werden den Amerikanern, die sich dafür entschieden haben, auf die Seite der Tyrannen umzuschwenken und Wissenschaftler entlassen, die für die Freiheit der Wissenschaft eintreten, sagen: Gebt uns die Freiheitsstatue zurück. Wir haben sie euch geschenkt, aber offenbar verachtet ihr sie.“
Das Weisse Haus hat darauf reagiert, wie es fast zu erwarten war. Sprecherin Karoline Leavitt sagte, Frankreich solle dankbar sein, weil nur der USA wegen „die Franzosen heute nicht deutsch sprechen“.
So unterschiedlich kann man aus der Geschichte lernen und die Geschichte nutzen.
George Bernard Shaw, Schriftsteller und Nobelpreisträger aus Irland war auch ein grosser Satiriker. Er hatte schon vor vielen Jahrzehnten seinen eigenen Blick auf die Freiheitsstatue und auf das Versprechen, für das sie stehen soll und sollte:
„Man nennt mich einen Meister der Ironie, aber auf den Gedanken, ausgerechnet im Hafen von New York eine Freiheitsstatue zu errichten, wäre nicht einmal ich gekommen.“
„Ihr habt im Hafen von New York eine riesige Statue aufgestellt, die ihr Freiheit nennt. Das einzige, was bei diesem Monument fehlt, ist die Inschrift auf seinem Sockel, die Dante auf das Tor zur Hölle geschrieben hat: „Die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.“