Man muss die Geschichte Russlands kennen, um sich einen Eindruck von den derzeitigen Absichten zu verschaffen.
Seit Zar Iwan dem Schrecklichen in der Mitte des 16.Jahrhunderts hatte Russland immer nur drei imperiale Ziele: Zugang zur Ostsee, Zugang zum Schwarzen Meer und über die Dardanellen ins Mittelmeer und die Eroberung Sibiriens. Dazu wurden zahlreiche Kriege gegen Polen-Litauen, die damalige europäische Großmacht Schweden, die Tataren Khanate und das Osmanische Reich geführt. Übrigens immer mit der gleichen Begründung: Russland muss sich vor äußerer Bedrohung schützen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein Blick auf die Karten und kriegerischen Ereignisse der vergangenen Jahrhunderte zeigt, dass es diese Bedrohungen bis auf die Feldzüge Napoleons und Hitlers nie gegeben hat. Selbst Napoleon hatte einen zumindest vordergründingen Kriegsgrund: Der Austritt Russlands aus der Kontinentalsperre gegen England. Russischem Selbstverständnis entspricht die Vorstellung, Territorien, die es einmal erobert hat für alle Zeiten zu beanspruchen. Genau dies ist der Ausgangspunkt für die zentrale Frage:Was Will Putin heute?
Vor diesem Hintergrund sind die Ängste der baltischen Staaten, Finnlands, Polens und der Ukraine absolut berechtigt. Putin ist der derzeitige Vollstrecker des Russischen Großmachtstrebens. An diese Erkenntnis sollte sich zwingend die Frage knüpfen, was dagegen die Staaten der freien Welt und darin eingeschlossen die Nato Staaten diplomatisch und militärisch tun können und müssen, um unsere Freiheitsordnung zu erhalten.
Zwei Varianten des militärischen Vorgehens gegen Russland in der Ukraine werden erörtert: Unterstützung zur Defensivverteidigung und massive militärische Unterstützung mit nahezu allen denkbaren Waffenlieferungen zur Zurückdrängung Russlands. Variante eins scheinen die USA und mehrheitlich die Nato Staaten zu bevorzugen. Daraus ergeben sich die geringsten Risiken für eine Eskalation und gleichzeitig würde durch die voraussichtlich lange Dauer einer solchen Auseinandersetzung Russland so geschwächt, dass es weltpolitisch kein Faktor mehr wäre. Daraus folgt aber auch die Übernahme der ganzen schrecklichen Last des Krieges durch die Ukraine.
Ich weigere mich zu glauben, eine öffentliche Diskussion über die Wahl der Mittel wie in den vergangenen Monaten könnte bei der Entscheidung helfen. Gefragt ist nach bestem Wissen und Gewissen nur die Politik und nicht die sogenannten Leitmedien mit ihrem schwach ausgebildeten Universalwissen.