Friedrich Merz hat auf dem Deutschlandtag der Jungen Union ein glaubhaftes Bekenntnis zu Israel abgelegt. Seine Forderung, als Bedingung für die Einbürgerung ein solches Bekenntnis zur Pflicht zu machen, ist eine Geste der Hilflosigkeit. Worte oder unterschriebene Erklärungen können keine Gesinnung beeinflussen.
Unsere Erinnerungskultur an die Schreckensherrschaft der Nazis und der klammheimlichen Duldung durch einen großen Teil der Bevölkerung ist verblasst. Der Krieg ist beinahe 80 Jahre her und seine Folgen nicht mehr sichtbar. Die Städte sind wieder aufgebaut und die Gräber der millionenfachen Toten überwiegend eingeebnet. Medien und die politischen Parteien sowie die von ihnen gebildeten Regierungen haben die Erinnerungskultur nicht nur nicht gepflegt, sondern zum Teil bewusst verhindert.
Es werden hunderte von Krimis und Action-Serien in den öffentlich -rechtlichen und privaten Sendeanstalten gezeigt, jedoch kaum eindringliche Beiträge über den Irrweg des Nationalismus und Faschismus. Eine neue Nachdenklichkeit kann durch eine angemessene Schulbildung eingeleitet werden. Geschehen könnte dies zum Beispiel durch verpflichtende Besuche der einzelnen Schulklassen aus allen Bundesländern vor dem mittleren Abschluss und dem Abitur in einer Kz-Gedenkstätte. Nützlich wären auch Klassenfahrten nach Israel statt nach Rom, Paris oder London. Davon könnten auch die Meinungsbilder der Kinder von Migranten beeinflusst werden. Vielleicht müssten wir dann weniger Bilder von tobenden arabischen Jugendlichen in Berlin und anderen Städten sehen. Die für derartige schulischen Angelegenheiten zuständigen Kultusminister der Bundesländer haben über Jahrzehnte hinweg versäumt, Erinnerungen wach zu halten und Fehlleitungen schon in der Schule zu verhindern. Das Anwachsen der AfD wird mit nahezu hysterischen Reaktionen aus Politik und Medien begleitet. Naheliegende Gegenmaßnahmen sind aber nicht erkennbar. Allein mit lobenswerten Aufrufen zur Erinnerungskultur ist der Sache nicht gedient. Man kann durchaus den Verdacht haben, die Furcht der „Alt-Parteien“ wurzelt nicht im drohenden Faschismus sondern im Machtverlust.