Es ist ein schlechter Witz, wenn heute noch Frauen schlechter bezahlt werden als Männer. Und damit das nicht falsch verstanden wird: Hier geht es um Frauen, die genauso gut ausgebildet sind wie ihre männlichen Kollegen, die aber um ein Vielfaches höher entlohnt werden. Warum das so ist? Ganz einfach, weil diese Regelungen in der übergroßen Mehrheit die Männer treffen. Hieran endgültig zu rütteln, hat sich Familienministerin Manuela Schwesig(SPD) vorgenommen. Mehr Transparenz soll Frauen ermöglichen, nachzuprüfen, ob sie wie ihre Kollegen bezahlt werden. Wie gesagt, wir sind im Jahre 2017 und nicht mehr im 19. Jahrhundert.
Man kann nur hoffen, dass sich die SPD-Ministerin, deren Gesetzesvorlage vom Kabinett Merkel/Gabriel abgesegnet worden ist, nicht durch Zwischenrufe der Männer von ihrem Ziel abbringen lässt. Dass diese alles in Wege leiten werden, um das zu verhindern, dafür stehen die Wirtschaftssprecher der Unions-Fraktion wie die der Arbeitgeberverbände. Deren verbale Einlassungen wirken im Grunde wie Sprechblasen, man hätte sie schon am Tag vorher blind aufschreiben können.
Vorherrschaft der Männer
Hier geht es um einen wichtigen, zentralen Punkt im Kampf um die immer noch nicht richtig vollzogene Gleichstellung zwischen Mann und Frau. Zwar haben wir seit Jahren eine Vorsitzende der CDU, die Kanzlerin ist, in der Welt geachtet, vor kurzem noch vom ausscheidenden US-Präsidenten Obama in höchsten Tönen gelobt. Wir haben seit Jahren eine anerkannte Ministerpräsidentin in NRW. Aber selbst Angela Merkel und Hannelore Kraft haben diese Entwicklung nicht grundlegend verändert. Die Vorherrschaft der Männer hält an.
Blickt man auf das gesamte Erwerbsleben, bekommen Frauen rund 50 Prozent weniger als Männer- und nicht nur Teilzeitarbeit und schlecht bezahlte Jobs sind hier die Ursachen. Dies ist keine Erfindung der bösen SPD oder der ebenso bösen Gewerkschaft, sondern Ergebnis einer Studie. Schwesig zufolge geht es um eine Lohnlücke von 21 Prozent. Ärztinnen verdienen über einen Zeitraum von 30 Jahren gerechnet 33 Prozent weniger als die Männer. Die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern in der Textilbranche betragen im Durchschnitt 74 Prozent, in der Gastronomie 55 Prozent.
Schlechte Manager zuhauf
Glaubt irgendjemand in Deutschland, dass Männer mehr, bessere Arbeit leisten? Zuverlässiger sind, zielstrebiger, weniger krank? Oder besser ausgebildet? Oder dass Männer eher geeignet sind, Firmen zu leiten, Menschen zu führen, Vorbilder zu sein? Alles Märchen, Vorurteile. Schon vergessen all die Skandale der Firmen, die von Männern geleitet werden? Deutsche Bank, VW, zwei Beispiele, die sich verlängern ließen. Die Ungleichheit rührt von der immer noch bestehenden Dominanz der Männer her. Das trifft für viele Berufe zu, für den Niedriglohnsektor ebenso wie den mittleren Einkommensbereich.
Und das gilt umso stärker in der Spitze, dort, wo am meisten verdient wird. Dort gibt es in der Hauptsache Männer, die als Manager und Aufsichtsratschefs fungieren, die als Chefredakteure Zeitungs-, Rundfunks- und Fernsehredaktionen leiten. Nein, Männer sind nicht die besseren Chefredakteure als Frauen. Aber weil man das nicht wissen will, lässt man die Damen am besten erst gar nicht in der Hierarchie nach ganz oben.
Vor Jahren die Frauenquote in der Politik
Vor vielen Jahren wurde in der Politik ein Anlauf unternommen, durch Quoten mehr Frauen den Einstieg in eine politische Laufbahn zu ermöglichen. Vorreiter waren die SPD und die Grünen. Was haben die Männer in der Union getobt! Sie haben sich sogar zu der Aussage verstiegen, das wäre eine Beleidigung der Frauen, die es doch gar nicht nötig hätten, mit Hilfe einer Quote aufzusteigen. Ha, ha. Die Frauen ließen sich nicht einlullen und von ihrem Ziel abbringen. Eine der führenden Frauen in der CDU, Prof. Rita Süssmuth, lobte damals den Schritt der SPD und der Grünen, ahnend, dass dadurch Druck auch auf die anderen Parteien, namentlich die CDU ausgeübt werde. Genau so war es.
Nein, nein, gesetzliche Korrekturen sind alles andere als überflüssig. Und ich hoffe, dass sich Frau Schwesig, unterstützt von Angela Merkel, Hannelore Kraft und anderen Frauen, nicht beirren lässt. Und ich hoffe doch, dass die Männer in der SPD wie Sigmar Gabriel und bei den Grünen wie Cem Özdemir die Frauen unterstützen, es wäre schön, wenn Horst Seehofer, der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident, ebenso hinter Schwesig stehen. Dass der Staat genügend Ganztagsbetreuungsplätze anbieten muss, ist selbstverständlich, auch der Rat von Kommentatoren in Zeitungen, die eine bessere Schul- und Weiterbildung für Frauen fordern, ist kalter Kaffee, weil sattsam bekannt.
Ein Gesetz muss her
Das Gesetz kann eine Menge bewirken. Frauen können sich darauf berufen und Einblick verlangen in die Löhne und Gehälter. Und dann werden wir alle sehen, wie ungerecht es zugeht. Mag sein, dass der eine oder andere Arbeitgeber eine Arbeitnehmerin, die den Klageweg beschreitet, kaltstellen, vielleicht rauswerfen will. Dann müssen diese Fälle in aller Öffentlichkeit diskutiert werden. „Wir wollen, dass Frauen genauso fair bezahlt werden wie Männer“, hat Ministerin Schwesig bekräftigt. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands(kfd) nannte den Schritt von Schwesig „einen Meilenstein in Richtung Gleichstellung von Frauen und Männern im Erwerbsleben. So ist es. Die Männer, die sich dagegen wehren wollen, sollten sich warm anziehen. Oder besser schämen.
Bildquelle: Wikipedia, Foto: Bernd Schwabe in Hannover, CC BY-SA 3.0
Verlogene Statistik:
Nachdem in die Vergleiche nie Berücksichtigt wird, dass Frauen häufiger und meist freiwillig Teilzeit arbeiten, ist es kein Wunder, dass Frauen weniger verdienen.