Die Diskussion über Folgen der Covid 19- Pandemie hat einen Tiefpunkt erreicht. Die Bundestagsabgeordnete Corinna Rüffer der Fraktion die Grünen äußerte öffentlich aber ohne Quellen die Befürchtung, dass mit dem Covid 19- Virus infizierte Hochbetagte aussortiert würden, damit sie nicht in ein Krankenhaus eingewiesen und dort auf einer Intensivstation behandelt würden. Im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)sagte sie: „Wir müssen befürchten, dass insbesondere erkrankte Hochbetagte in Pflegeheimen nicht die medizinische Versorgung bekommen, die sie eigentlich bräuchten.“ Und: Zwei Drittel der sehr alten Leute mit dieser Infektion stürben nicht auf einer Intensivstation, „sondern zum Beispiel in einem Pflegeheim“. Rüffer weiter: „Das könnte darauf hindeuten, dass vor Ort in einer Art Triage entschieden wird, schwer Erkrankte nicht mehr ins Krankenhaus zu bringen.“ Schließlich: „Wir brauchen darüber eine öffentliche Debatte.“
Triage ist die durchaus bewusst gefällte Entscheidung dem einen Menschen medizinische Versorgung zukommen zu lassen und einem anderen zu verweigern. Warum sich die Bundesjustizministerin auf diese Debatte ohne Quelle und Belege einlässt, ist nicht klar:“… es wäre schrecklich, wenn alte Menschen wegen fehlender ‚Erfolgsaussichten’ nicht mehr aus Pflegeheimen in Krankenhäuser überwiesen würden.“
Der für die stationäre Pflege zuständige Geschäftsführer des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Herbert Mauel, kennt keinen Fall der Verweigerung einer Überweisung, von sogenannter „versteckter Triage“. Der Verband hat 12 000 Mitglieder mit ambulanten oder stationären Einrichtungen.
Wer Rüffers Aussagen in der Presse zu Ende liest, findet Ernüchterndes:
Denkbar sei, erklärte die grüne Bundestagsabgeordnete einschränkend, dass die Krankheit zum Beispiel so schnell verlaufe, dass es gar nicht mehr zu schaffen sei, die Patienten ins Krankenhaus zu bringen. Hat das irgendetwas mit einer Form von Triage zu tun?
Rüffer erwähnt auch, dass Hochbetagte Patientenverfügungen unterschrieben haben – soll heißen: Diese alten Leute wollen eventuell keine lebensverlängernden Maßnahmen, keine künstliche Beatmung. Triage?
Palliativmediziner hätten ihr berichtet, dass von Verwandten der Erkrankten eine palliative Sterbebegleitung statt einer Beatmung gewollt werde. Triage?
Es gebe auch Verwandte, die eine Verlegung ins Krankenhaus ablehnten, weil sie die Sorge hätten, dort werde der kranke Mensch einsam sterben. Ist das Triage?
Es sei ihr freilich auch berichtet worden, dass Einrichtungen in Einzelfällen darauf gedrängt hätten, auf eine Überweisung ins Krankenhaus zu verzichten. Wo und weshalb das so gewesen sein soll, bleibt ungeklärt.
Stationäre Einrichtungen überweisen übrigens nicht in Krankenhäuser. Das tut die/ der jeweilige Heimärztin oder der Hausarzt – es sein denn es handelt sich um einen Notfall. Die einzigen realen Fälle, die man bei Recherchen findet, das waren Probleme in Südsachsen. Dort fehlen in Heimen Sauerstoffkompressoren zur Unterstützung des Atmens. Die Probleme sind gelöst. Was bleibt? Der Wunsch nach einer öffentlichen Debatte. Und dieser Wunsch hat offenkundig etwas mit Wahlterminen in diesem Jahr zu tun. Deprimierend ist angesichts solcher Behauptungen ohne Quellen und Belege, dass sie Vertrauen in die Funktionen der Gesundheitseinrichtungen zerstören – und Wasser auf die Mühlen derjenigen lenken, die Corona leugnen.
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