An den Börsen, in den Banken und bei den Investoren in aller Welt herrscht geldpolitische Adventsstimmung. Janet Yellen, die Chefin der amerikanischen Notenbank FED, wird wie eine Weihnachtsfrau betrachtet; allerdings wird noch kräftig darüber spekuliert, was sie denn im Sack hat.
Erwartet wird nun in dieser Woche – am 16.12. – die Zinswende in den USA. Seit rund sieben Jahren steuerte die FED den Kurs einer Nullzinspolitik und flutete die Geld- und Kapitalmärkte mit Liquidität. Zum einen ging es darum, die Banken- und Finanzmarktkrise zu überwinden, zum anderen wollte die US-Notenbank mit niedrigen Kredit- und Hypothekenzinsen die Konjunktur in den USA ankurbeln.
High noon-Stimmung in New York
Inzwischen befindet sich die amerikanische Volkswirtschaft wieder auf einem recht guten Wachstumspfad. Vor allem steigt der private Konsum kräftig an. Größere Inflationsgefahren drohen nicht. Die Aktienmärkte erlebten in den letzten Jahren eine beachtliche Hausse.
Die Stimmung an der Wall Street steht auf “high noon“. In den letzten Wochen gab es bereits eine große Nervosität: Die Börsenkurse rutschten ab. US-Staatsanleihen waren indessen gefragt – vor allem von ausländischen Anlegern, die auf höhere Zinsen in der Zukunft setzen.
Aktuell wird es wohl nur eine Anhebung der US-Zinsen von nahe Null um einen viertel Prozentpunkt geben. Diese Dimension ist eigentlich viel zu gering, um für Turbulenzen zu sorgen. Doch schon spekulieren die Gurus in New York und auf anderen Finanzmärkten der Welt, ob die FED im Laufe des nächsten Jahres die US-Zinsen mit weiteren Schritten nach oben bringen wird. Dies könnte dann zu Erhöhungen der Kreditzinsen, zu einem Anstieg der Kosten bei der Finanzierung von Investitionen der Unternehmen und zu einer Verteuerung von Hypotheken führen.
In God we trust!
Die Auswirkungen der amerikanischen Zinspolitik werden nicht auf die USA begrenzt bleiben. Auch viele Anleger aus dem Ausland – nicht zuletzt aus Europa – werden ihre Gelder in Richtung Amerika bewegen, wo dann höhere Zinserträge zu erzielen sein werden. Immerhin ist der Dollar immer noch die Weltwährung Nr. 1. Auf dem Greenback, dem 1 Dollar-Schein, ist zu lesen: In God we trust. In politisch und ökonomisch unruhigen Zeiten, die derzeit global zu registrieren sind, steuern viele Finanzakteure bevorzugt den amerikanischen Hafen mit großem Gottvertrauen an.
Dollar und Euro bald auf gleicher Höhe
Nach der FED-Entscheidung dieser Woche dürften sich die Geld- und Kapitalmärkte indessen wieder beruhigen, zumal das Ausmaß der Zinsanhebung wirklich nur minimal sein wird. Für die Euro-Zone wird sich zunächst nichts ändern, denn die Europäische Zentralbank bleibt auf ihrem Kurs mit der lockeren Geldpolitik. Allerdings könnte der Euro im Verhältnis zum Dollar an Wert verlieren. Das macht zwar manche Importe auf Dollarbasis oder Reisen in die USA teurer. Deutsche Exporte werden indessen für Amerikaner und andere preislich günstiger, sodass sich hierdurch positive Impulse für unsere Wirtschaft ergeben. 1 Dollar für 1 Euro – diese Relation der beiden Währungen könnte schon bald Realität werden.
Bildquelle: Wikipedia, Dan Smith et. al. , The Federal Reserve headquarters in Washington, DC, CC BY-SA 2.5