1. Einleitung
Nach dem 24. Februar 2022 hat Europa beschlossen, einen Energiekrieg gegen Russland zu führen. Motiv war, Russlands hohe Erlöse aus dem Export von Roh- bzw. veredelten Energieträgern zu reduzieren.
Dieser Krieg der EU wurde nach Energieträgern differenziert konzipiert.
- Aus der russischen Steinkohle zog man sich fast umgehend zurück; .
- bei Erdöl begrenzte man das Sofort-Embargo auf seetransportierte Mengen;
- bei Erdgas kündigte man ein Total-Embargo für die Zukunft erst an, für 2026; und
- bei Kernbrennstäben, von deren Lieferung osteuropäische AKWs historisch bedingt abhängig sind, gab es keine Embargo-Ankündigung.
Zur finanziellen Bedeutung für die russischen Staatseinnahmen, also dem Schädigungspotential, gilt für die vier Energieträger die Relation:
Öl > Erdgas > Kohle > Kernbrennstäbe.
Hinsichtlich des Ölembargos habe ich hier einen Hinweis auf offensichtliche Umgehungsmöglichkeiten gegeben. Ansonsten hat sich mir eine Strategie hinter dieser Vorgehensweise in Europas Energiekrieg nicht erschlossen. Das gilt insbesondere angesichts der Tatsache, dass entfallende Einnahmen Russlands das rechnerische Produkt sind von
entfallende Mengen des Exports nach Europa x
angestiegene Preise auf dem Weltmarkt, für sämtliche Exportmengen Russlands
Dass dieses rechnerische Produkt für Russland ein negatives Vorzeichen bekommen könnte, die Intention der EU also von Erfolg gekrönt sein könnte, hielt ich der unterschiedlichen territorialen Erstreckung bei den Faktoren links und rechts wegen für gänzlich unwahrscheinlich.
In besonderem Maße verduzzt war ich über die kecke Ankündigung des von Russlands Pipeline-Gas abhängigen Europa, der „Drohung“: ‚demnächst kaufen wir Dir kein Erdgas mehr ab!’
2. US-Analysen
Nun kommen Analysen in die Medien – zunächst in den USA –, die den Erfolg des westlichen Ansatzes im „Krieg“ gegen Russland in den Blick nehmen. Und nun endlich in der vollen Bedeutung des Wortes „Krieg“, von kinetischem und Wirtschafts-Krieg zusammen. Lesenswert ist die nüchterne Gesamtbilanzierung von Mark Episkopos. Hier aber wird das Augenmerk gelenkt auf einen Artikel eines US-Autors, der ehemaliger Mitarbeiter des Pentagon in den USA ist. Der hat das Unprofessionelle des EU-Ansatzes bei dessen anscheinend spontanen „Erdgaskrieg“ gegen Russland auf drastische aber treffende bildhafte Formeln gebracht.
Die erste seiner prägnanten Aussagen:
„Historiker werden auf den Euro-Russischen Energie-Krieg zurückblicken als ein Beispiel, wie man einen politisch-ökonomischen Hebel nicht ansetzen sollte. Als die EU Moskau immer stärkere Sanktions auferlegen wollte, plante sie, den Import von russischem Rohöl zu stoppen, und ein Stopp von Erdgas-Importen wurde angekündigt. „Falken“ hatten dafür schon lange geworben, dem stimmten die Mitteleuropäer nun zu, in der Meinung, das sei eine geeignete Methode, Russlands Ökonomie zu lähmen und seine Kriegsführungsfähigkeit dadurch zu strangulieren, dass ihm lukrative Export-Erträge verwehrt würden.
“Schön” antworteten die Russen, “Wir können Euren Übergang zu neuen Energieträgern beschleunigen, indem wir die Gasmengen, die wir Euch gegenwärtig liefern, reduzieren.”
Die Antwort der in Panik geratenen EU darauf war:
“Halt, wir werden nicht vor 2026 soweit sein, Euch zu lähmen durch Stop unserer Gasimporte! Ihr erpresst uns!”
Hebe niemals eine Handgranate auf und fuchtle nie mit ihr in Richtung Deines Gegners, bevor Du nicht in der Lage bist, sie zu verwenden — sie mag sonst losgehen in Deiner eigenen Hand.“
Die zweite prägnante Aussage:
„Die Europäer waren angestachelt worden zu diesem riskanten Verhalten von US-Politikern, die lange argumentiert hatten zugunsten einer Substitution von russischem Pipeline-Gas durch US-amerikanisches LNG — und das, obwohl keine der beiden Seiten auch nur annähernd über eine Terminal- und Tanker-Kapazität verfügte, die für den Export (United States) oder den Import (EU) erforderlich war. Nun entspricht die Position Europas der eines Chefs, der jammert
“Halt, Du darfst nicht kündigen, ich will Dir zuvorkommen, Dich feuern!”
Während die EU sich abstrampelt, um alternative Gas-Quellen zu finden und sich auf einen Winter mit Gas-Rationierung vorbereitet, spotten Beobachter in China und Indien über die Klage, Moskau praktiziere “Energie-Erpressung.”“
Das ist absolut zutreffend und leider nicht verwunderlich. Denn die EU wird von den EU-Ländern überwiegend mit Personal von der Resterampe beschickt. Dem entspricht die Qualität der politischen Entscheidungen.
Der Rest der Welt bemitleidet uns.