Anne Applebaum ist eine US-amerikanische Journalistin und Historikerin. Ihre Arbeiten über die jüngere Geschichte Osteuropas wurden mehrfach ausgezeichnet. 2017 veröffentlichte sie mit Red Famine (deutsch: Roter Hunger) ein Buch, das den Holodomor mit rund vier Millionen Toten und die Erinnerung an dieses Geschehen thematisiert. Dazu befragte sie Zeitgenossen und studierte Akten, die seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 verfügbar waren.
Im Atlantic schreibt sie aktuell: „Unter dem Schirm des „Nie wieder„, stolz auf unsere antifaschistische Gesinnung, gestatteten wir, dass ein neues autokratisches Regime sich immer mehr zu einer Diktatur verfinsterte, aber es war uns egal, zu profitabel waren die Beziehungen. Und keiner in der westeuropäischen Politik – ob links, rechts oder Mitte – warnte vor dem großen Sponsor des Rechtsextremismus: „Während wir glücklich in der Illusion lebten, dass ‚Nie wieder‘ etwas bedeutete, bauten die Führer Russlands, die über das größte Atomwaffenarsenal der Welt verfügen, eine Armee und eine Propagandamaschine auf, die den Massenmord erleichtern sollten, sowie einen mafiösen Staat, der von einer winzigen Zahl von Männern kontrolliert wird und keinerlei Ähnlichkeit mit dem westlichen Kapitalismus hat. Lange Zeit – zu lange – weigerten sich die Hüter der liberalen Weltordnung, diese Veränderungen zu verstehen. Sie schauten weg, als Russland Tschetschenien durch die Ermordung von Zehntausenden von Menschen ‚befriedete‘. Als Russland Schulen und Krankenhäuser in Syrien bombardierte, entschieden die westlichen Führer, dass dies nicht ihr Problem sei.“
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