Der Verkehrssektor spielt für da Ziel, die CO2-Emissionen in den nächsten Jahren deutlich zu verringern und möglichst auf Null zu reduzieren, eine große Rolle. Die Politik hat die Ziele vorgegeben; das gilt für die Vorgaben der EU ebenso wie für die der Bundesregierung. Der Weg zum Ziel wird gewiss kaum oder gar nicht erreicht, wenn ihn Politiker und Staatsbeamte definieren. Denn bei allem Respekt für deren Kenntnisse und Verständnisse wird die optimale Lösung wohl nur gefunden, wenn dabei Technologiefreiheit gegeben ist. Im Wettbewerb um die effizienteste Lösung können die Ziele am besten erreicht werden. Ob es letztlich das Elektro-Auto oder der Motor-Antrieb mit E-Fuels sein wird, sollte im Wettbewerb auf dem Markt entschieden werden.
E-Autos: Noch kein Renner
Ohnehin sind bislang die Erfolge mit den Elektro-Mobilen sehr bescheiden. Denn so grün wie von vielen gepriesen ist das E-Mobil keineswegs. Die Produktion der Batterien erfordert Materialien, die aus fernen Ländern – insbesondere auch aus China – herbeigeschafft werden müssen. Ob sie im Übrigen den Vorschriften des deutschen Lieferkettengesetzes entsprechen, sollte beachtet werden – etwa bei Lieferungen von Lithium und anderen Rohstoffen aus dem Kongo, Lateinamerika, aus Russland und aus China. Dazu gibt es bislang und wohl auch noch nicht in den nächsten Jahren hierzulande ausreichend grünen Strom für die E-Autos. Sogar die Infrastruktur für das Strom-Tanken ist so unbefriedigend, dass die Autohersteller bereits laut nach staatlicher Hilfe rufen. Last but not least fehlt es an einer Konzeption für das Abwracken von E-Mobilen. Angesichts dieser Defizite überrascht die Zurückhaltung der Autokäufer bisher jedenfalls nicht; sie könnte sich noch einige Zeit fortsetzen.
E-Fuels: Die echte Alternative?
Konkurrent zum E-Auto könnte das Fahrzeug mit einem Verbrennermotor werden, dass seine Antriebskraft durch E-Fuels gewinnt und ebenfalls Null-Emissionen aufweist. Zahlreiche Technologien aus der Wissenschaft und Praxis sehen hier eine echte Alternative. Ohnehin gelten synthetische, grünstrombasierte Kraftstoffe als notwendig für Flugzeuge und als im Vergleich zu den notwendigen schweren Batterien für Lastkraftwagen.
Schwierige Transformation von 50 Mio. Fahrzeugen
E-Fuels, die bislang nur in kleinen Mengen für Forschungsprojekte produziert werden, sind noch recht teuer. Doch schon bei einem echten Produktionshochlauf wäre es möglich, E-Fuels in geringen Mengen den bisher gängigen Kraftstoffen beizumischen und damit die vielen Millionen Fahrzeuge auf unseren Straßen umweltfreundlicher machen. Bis nämlich rund 50 Millionen PKW’s und LKW’s „elektrifiziert“ würden, dürfte es wohl mindestens ein Jahrzehnt oder noch länger dauern. Experten sind sich sicher, dass es auch durch den Ausbau von Produktionsaktivitäten und positive Skalen-Effekten die Herstellungskosten für E-Fuels deutlich sinken werden. Nicht wenige erwarten, dass die Kosten für die Produktion reiner E-Fuels auf mittlere Sicht gar auf rund 1 Euro je Liter zurückgehen werden.
Bereits vor gut 2 Jahren wurde eine Anlage für die Herstellung von E-Fuels in Chile in Betrieb genommen. Das Land ist – wie übrigens viele andere Regionen unserer Welt – eine Super-Potentialregion für grünen Strom. In solchen Ländern mit hohen Stromerträgen aus Erneuerbaren Energien könnten E-Fuels kostengünstig produziert und von dort importiert werden. So würde sich auch ein Weg eröffnen, den weltweiten Bestand von 1,4 Mrd. Kraftfahrzeugen in die globalen Klimaschutzbemühungen einzubeziehen.
Politischer Streit um Technologie-Offenheit
Es gilt deshalb, die Alternativen zu prüfen und nicht aus ideologischen Erwägungen nur auf die pure E-Mobilität zu pochen. Die Käufer von PKW’s und LKW’s werden letztlich entscheiden, welche Produkte sie kaufen. Unverständlich erscheint deshalb, warum etwa der grüne Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck ausschließlich auf die E-Mobilität setzt und gegen die Technologieoffenheit votiert. Offenbar basieren seine Kenntnisse allein auf der Agora-Expertise. Oder er hat sich von einigen Autobossen allzu sehr beeinflussen lassen, die aus eher kurzsichtigen Gründen nur den Pfad der E-Autos beschreiten wollen. Um den wichtigen Transformationsprozess der Mobilität zu bewältigen, wäre es falsch, auf einem Auge blind zu sein. Deshalb sollte Habeck sich für die guten Argumente seines Koalitionspartners SPD öffnen sowie die Forderungen von CDU und CSU nicht einfach außer Acht zu lassen.
Bildquelle: flickr, Ökoinstitut, CC BY-SA 2.0