Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) veröffentlicht jedes Jahr zum Weltflüchtlingstag am 20.Juni die Weltjahresstatistik „Global Trends“: Ende 2016 waren 65,6 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht – 300.000 Menschen mehr als im Jahr zuvor. Damit wird deutlich, welch enorme Zahl von Menschen weltweit Schutz benötigen. Noch nie waren so viele Menschen von Flucht und Vertreibung betroffen. Doch während in jedem der letzten fünf Jahre die globale Gesamtzahl der betroffenen Menschen jeweils in Millionenhöhe anstieg, hat sich 2016 der Anstieg auf 300.000 Menschen gegenüber dem Vorjahr verlangsamt.
Für den UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi zeigen die 65,6 Millionen Menschen die Notwendigkeit zur Solidarität und zu gemeinsamen Zielen bei der Prävention und Lösung von Krisen. Gemeinsam müsse sichergestellt werden, dass die Flüchtlinge, Binnenvertriebenen und Asylsuchenden weltweit angemessen geschützt und versorgt werden, während zugleich Lösungen angestrebt werden. „Wir müssen zugunsten dieser Menschen besser werden. In einer Welt voller Konflikte bedarf es Entschlossenheit und Mut, nicht Furcht“, so der UN-Flüchtlingskommissar.
Die UNO-Flüchtlingshilfe, der deutsche Partner des UNHCR, hat dazu aufgerufen, das Thema heute in den Mittelpunkt der Blogs und der Berichterstattung zu stellen. Unter dem Motto „Wir stehen zusammen – #WithRefugees“ wird über die Fluchtschicksale, aber auch die Integration und das Zusammenleben gebloggt. Für die UNO-Flüchtlingshilfe ist das breite Engagement im Netz ein erster, wichtiger Schritt, denn gerade die große Resonanz der jungen Blogger-Gemeinschaft zeigt, wie wichtig das Thema „Flucht“ für viele Menschen geworden ist. Darüber wird berichtet und ein klares Bekenntnis der Solidarität mit Flüchtlingen gefordert!
Der Blog der Republik- Autor Gerd Morgenschweis informiert in seinem Themenspezial „Wasser“ über den Zusammenhang von Umweltfaktoren und Flucht. Die Versorgung mit Wasser ist auch eine zentrale Herausforderung für den UNHCR. Dabei geht es nicht nur um Trinkwasser – denn für alle Aspekte des Lebens ist der Zugang zu Wasser eine Grundvoraussetzung: Kochen, Hygiene, Waschen und Putzen, aber auch Ernte und Viehzucht. Der UNHCR versucht jedem Flüchtling täglich 15-20 l Wasser in einem der UNHCR-Flüchtlingslager zur Verfügung zu stellen. Das gelingt längst nicht überall. So unterstützt das UN-Flüchtlingshilfswerk die Flüchtenden nicht nur mit der Verteilung von Wasserkanistern, sondern auch bei der Planung und Bohrung von Brunnen, Kontrolle der Wasserqualität oder auch den Bau von Latrinen, Waschmöglichkeiten und Wasserstellen.
Das Gesicht hinter der Zahl – zum Beispiel im Südsudan!
Hinter der unvorstellbaren Zahl von Flüchtenden stehen 65,6 Millionen Gesichter. Laut „Global Trends“ ist der Südsudan derzeit der größte Krisenherd von Flucht und Vertreibung. 1,9 Millionen Südsudanesen mussten bislang vor der Gewalt flüchten. Hinzu kommen fast zwei Millionen Binnenvertriebene, also Flüchtlinge im eigenen Land. Eine Million Südsudanesen sind aktuell von einer Hungersnot bedroht. Die Südsudan-Krise trifft in erster Linie Kinder: Zwei Drittel der Flüchtlinge sind jünger als 18 Jahre. So entwickelt sich hier die am schnellsten wachsende Flüchtlingskrise der Welt. In der südsudanesischen Provinz Unity State wurde offiziell eine Hungersnot ausgerufen. Die unsichere Lage, aufflammende Kämpfe, der kaum vorhandene Zugang zu Hilfsgütern und die kollabierte Wirtschaft des Südsudan haben inzwischen dazu geführt, dass 100.000 Menschen vor dem Hungertod stehen. Eine Million Südsudanesen sind akut von einer Hungersnot bedroht. In Somalia haben Gewalt und Dürre dazu geführt, dass seit November 2016 eine halbe Million Menschen entwurzelt wurden. Mehr als 75 Prozent der somalischen Flüchtlingskinder, die seit Januar in Camps in der Provinz Dollo Ado in Äthiopien ankamen, sind akut unterernährt.
Die Schicksale zahlloser Kinder, Frauen und Männer, die von Krieg und Vertreibung ins Elend gestürzt wurden, stehen heute ganz besonders im Fokus. 65,6 Millionen Menschen bedeuten konkret, dass im Schnitt alle drei Sekunden jemand auf der Welt zur Flucht gezwungen wird. Einer von 113 Menschen weltweit ist von Flucht und Vertreibung betroffen. Fehlende Geldmittel für Hilfsgüter haben in den betroffenen Regionen die Notlage noch verschärft. So hat sich die Zahl der Flüchtlinge in Afrika seit 2011 nahezu verdoppelt: von 2,6 Millionen auf fünf Millionen. Doch für den wachsenden Hilfsbedarf stehen entsprechend kaum zusätzliche Gelder zur Verfügung. Das Resultat: In zehn afrikanischen Ländern musste bereits für zwei Millionen Flüchtlinge die Nahrungsmittelhilfe gekürzt werden.
Ohne Hilfe der Regierungen und der Zivilgesellschaft gibt es keinen Ausweg aus der Katastrophe
Die Finanzierung der wichtigen Einsätze des UNHCR ist miserabel. Bisher hat den UNHCR lediglich ein Fünftel der benötigten Hilfsgelder erreicht. Damit droht eine dramatische Verschlechterung der humanitären Lage. Angesichts dieser bewegenden Entwicklung muss die lebensrettende Arbeit des UNHCR noch massiver unterstützt werden. Die UNO-Flüchtlingshilfe hat im letzten Jahr 19,3 Millionen Euro für die weltweiten Programme der UN-Organisation zur Verfügung. Die UNO-Flüchtlingshilfe unterstützt deshalb verstärkt die Nothilfe für südsudanesische Flüchtlinge und Vertriebene. In diesem Jahr floss bereits eine Million Euro in die UNHCR Operationen in dieser Region. 2016 waren es insgesamt 2,8 Millionen Euro.
Was Sie tun können?
Die weltweiten Fluchtbewegungen können nur gemeinsam von der Weltgemeinschaft angegangen werden. Der UNHCR hat deshalb eine Petition an die Regierungen der Welt verfasst, die Sie bei der UNO-Flüchtlingshilfe online unterzeichnen können: www.uno-fluechtlingshilfe.de/weltfluechtlingstag. Neben Ihrem wichtigen Bekenntnis, das die Politik in dieser Frage weltweit gefordert ist, können Sie die lebensrettenden Einsätze des UNHCR auch unmittelbar finanziell unterstützen: www.uno-fluechtlingshilfe.de.
Syrien-Flüchtlinge, Copyright: UNHCR/S. Malkawi