Europas aggressive Rechte wittert Umvolkung – nicht nur als friedliches Ergebnis von Migration, sondern als heimtückisch geplantes Elitenprojekt der Linken. Deshalb möchte ich hier über erfolgreiche Umvolkung berichten.
In den letzten Jahrhunderten haben Aufklärung und Wissenschaft viel verändert; insbesondere ist das Leben der Menschen leichter und länger geworden. Wo man diesen Wahrheitsquellen folgt, lebt man nicht nur länger, sondern man stirbt auch nicht mehr als Kleinkind oder im Wochenbett. Die Ernährung ist besser und – wenn man jedenfalls klug wählt – gesünder geworden: alles unterstützte einen gewaltigen Zuwachs an Menschen europäischer Provenienz.
Da traf es sich bestens, dass Columbus, Cortez und andere weite Räume für Europäer entdeckt und erobert hatten. Zumeist waren es die westeuropäischen Völker an der Atlantikküste, also Portugiesen, Spanier und Engländer – auch Franzosen -, die zunächst in die Weiten des amerikanischen Kontinents vordrangen und Raum für die europäischen Bevölkerungsüberschüsse sicherten. Was da stattfand war keine rücksichtsvolle, sondern eine brutale Umvolkung der mit überlegenen Waffen eroberten Gebiete: direkte Ermordung der indigenen Bevölkerung war den europäischen Christenmenschen kein Gräuel, sondern harte Arbeit zur Sicherung der gestohlenen Gebiete. Darüber hinaus sorgten importierte Viren und Bakterien für Epidemien unter den Indigenen, die zusätzlich zur Dezimierung der einheimischen Bevölkerung führte. So konnte auf dem amerikanischen Kontinent eine relativ rasche Umvolkung erfolgreich bewirkt werden. In einem zweiten Akt sorgten die neuen Herren des Kontinents dafür, dass die schwächlichen Indigenen zusätzlich durch Sklavenarbeitskräfte aus Afrika ersetzt und ergänzt wurden, so dass in einigen Gegenden nicht weiße Europäer, sondern schwarze Afrikaner die Umvolkung perfektionierten.
Das war aber nur der erste Abschnitt des Manövers: Die durch Aufklärung und Wissenschaft geschaffene technische Wirtschaftskultur der Europäer ermöglichte eine hohe Überlegenheit an Waffen und Schiffen gegenüber allen anderen Völkern der Welt – auch uralten und nicht untergegangenen Hochkulturen in Asien und Afrika. Diese wirtschaftliche und militärische Überlegenheit der Europäer am West- und auch Ostrand (darauf komme ich noch zurück) ihres Kontinents erlaubte es nun, sich auch ganz Afrika und Asien sowie Australien mit der gesamten Inselwelt auf den Ozeanen anzueignen.
Ein Teil dieser Gebiete kam wie Amerika als weißes Siedlungsgebiet in Frage, z.B. Südafrika, wo eine Siedlerminderheit die indigene Bevölkerung nur versklavte, oder Australien, wo die aus England deportierten Strafgefangenen und weitere europäische Siedler nach und nach zur dominanten Bevölkerung wurden – eine ebenfalls gelungene Umvolkung.
Der indische, malaiische und chinesische Raum musste zwar auch die Herrschaft der Europäer (zumeist der Briten), eine europäische Besiedlung aber nicht ertragen.
Nun haben die Westeuropäer vor einigen Jahrzehnten ihre „Besitzungen“ in Afrika, Australien und Asien weitestgehend als unabhängige Staaten aus ihrer Herrschaft entlassen, da bleibt noch der Blick auf die einzig verbliebene Kolonialmacht am Ostrand Europas. Die Russen hatten den geographischen Glücksfall, ihr Kolonialreich gleich hinter dem Ural in territorialem Zusammenhang erobern zu können. Auch dort in den sibirischen Weiten wurden indigene Völker und ihre Ländereien erobert, Russen und andere europäische Völker unter russischer Hoheit siedelten und russifizierten die zahllosen indigenen Völkerschaften von Nenzen im Nord-Westen bis zu den Baschkiren im Südosten und den Tschuktschen im Nord-Osten. Selbst China konnte man 1689 1,5 Mio. km²in Ostsibirien abnehmen.
Diese Beute konnte Russland im Kern behalten, wenn es auch 1990 ff in Zentralasien und Osteuropa größere Verluste an Vasallen hinnehmen musste. Von einem Streben nach Unabhängigkeit der vielen nicht-russischen Völker z.B. in Tatarstan, im Kaukasus, in Dagestan oder Sibirien ist nichts bekannt, nachdem ein entsprechender Aufstand der Tschetschenen 2009 nach fast 18 Jahren mit militärischer Brutalität endgültig niedergeschlagen worden war. Sibirien ist also ebenfalls ein gelungenes Stück Umvolkung.
Was einen nun aufregen kann, ist, dass es ausgerechnet weiße (eigentlich eher braune) Europäer sind, die von Umvolkung schwadronieren, weil sie ihr „weißes“ Erbgut in Gefahr sehen, das doch längst auf der ganzen Erde heimisch ist. Auch wenn Deutschland an den Manövern und Verbrechen der Kolonialherrschaften eher am Rande (aber mit deutscher Gründlichkeit, wenn man an das Schicksal von Hereros und Namas denkt) und nur wenige Jahrzehnte beteiligt war, Deutsche waren als Siedler überall dabei!
Andererseits sollte aber auch festgehalten werden: Die Geschichte der Menschheit ist voller Gewalt im Kleinen und im Großen. Steven Pinker meinte zwar nachgewiesen zu haben, dass die Gewalt zuletzt zurückgegangen sei, traute sich aber auch nicht, seinen empirischen Befund zur Prognose zu erheben. Selten haben Völker oder genauer gesagt ihre Herrscher darauf verzichtet, Nachbarn zu überfallen mit dem Ziel, sie zu berauben oder gar zu beherrschen. So waren die Inkas, die Mongolen, Hunnen und Chinesen, die Turkvölker, die Araber genauso brutal aggressiv und zerstörerisch wie dann auch die Europäer. Gesiegt haben dabei immer diejenigen, die die bessere Organisation und die besseren Waffen hatten – auch bessere Schiffe waren hilfreich. Es war ein Merkmal all dieser erfolgreichen Reiche, dass die meisten Eroberungen mit äußerster Brutalität und Zerstörungswillen erfolgten; Auflehnung gegen die siegreichen Herren wurden nie geduldet, sondern ebenfalls mit großer Brutalität niedergeschlagen – gerade so, wie es ja auch das Alte Testament als Jahwes Willen zugunsten seines Volkes be- und vorschreibt. Nicht nur Putin, sondern jeder überlegene Aggressor straft mit dem Tod, wenn sich jemand seinem Herrschaftsanspruch entgegenstellt. Andererseits weiß niemand, wie die weitere Entwicklung der Kelten oder Haussas verlaufen wären, wenn es die Herrschaft der Römer oder Briten und Franzosen nicht gegeben hätte.
Und auch das sei nachgereicht: Was die insbesondere europäische Kultur durch Aufklärung, Wissenschaft und Technologie der gesamten Menschheit zur Verfügung gestellt hat, ist auch zur Kenntnis zu nehmen als die positive Seite eines ambivalenten Fortschritts, wie es ihn auch in Zukunft geben wird.