Klaus Vater, ehemaliger Sprecher im Bundesgesundheitsministerium und stellvertretender Regierungssprecher, schrieb vor kurzem in einem Beitrag für den Blog-der-Republik über die Abschiede älterer Bundestagsabgeordneter, über die möglichen Verluste, die dem Parlament in der Bundeshauptstadt Berlin bevorstehen. So ist es immer alle paar Jahre, wenn die Zeit gekommen ist für verdiente Politiker, die in die Jahre gekommen sind. Sie mögen mir den Vergleich verzeihen. Sie hatten ihre Zeit und haben sie genutzt wie Ulla Schmidt, die Bundesministerin war, Vizepräsidentin des Bundestages und einflussreiche Sozialdemokratin in der Fraktion. Viele gehen- an der Spitze Angela Merkel, die Bundeskanzlerin seit 2005, als sie Gerhard Schröder ablöste und manche damals junge Christdemokraten hinter sich ließ, die sich Hoffnung gemacht hatten, weil sie Merkel unterschätzt hatten. Wie übrigens auch die Medien, mich eingeschlossen. Christoph Jansen, CDU, kandidiert für den Bundestag, ein junger Christdemokrat von gerade mal 37 Jahren. Ein überzeugter Bonner, wie er im Gespräch einräumt, der für seine Stadt in Berlin eintreten möchte. Bonn, die internationale Kongresstadt, Stadt der UNO. Der Mann ist ein Marathonläufer, er hat die gut 42 Kilometer in 2.54 Stunden geschafft. Da kann ein Amateur wie ich, der vor Jahren mal den Halbmarathon gepackt hatte und anschließend tagelang kaum noch gehen konnte, den Hut ziehen. Jansen ist ein Kämpfer, einer mit einem langen Atem, mit Stehvermögen. Das könnte ihm helfen, den Sprung ins Parlament zu erreichen. Leicht wird das nicht, wie sein politischer Berater-nenne ich ihn mal-Jürgen Merschmeier, einwirft: „Wir haben in Bonn schon eine etwas angegrünte Stimmung.“ Die neue Oberbürgermeisterin Katja Dörner ist schließlich auch von den Grünen und hat den CDU-OB Sridharan abgelöst.
Auffallend an Christoph Jansen ist sein Auftreten. Locker, freundlich. Der blaue Anzug mit dem weißen Hemd ohne Krawatte, das passt zu dem körperlich durchtrainierten Mann, den die Konrad-Adenauer-Stiftung für die Zeit des Wahlkampf freigestellt hat. Der ehrenamtliche Bezirksbürgermeister von Bad Godesberg hat einst Politik studiert und in Washington sein Examen gemacht. Seit zwei Jahren leitet er die KommunalAkademie der Konrad-Adenauer-Stiftung. „Politik“, sagt er, „ist also nicht nur meine Berufung, sondern auch im Beruf beschäftige ich mich mit politischer Bildung.“ Der Mann, der schon im Studium in Amerika war, weil er neugierig auf die Vereinigten Staaten war, hat bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in der Stabsstelle Unternehmensentwicklung gearbeitet und war für das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung tätig. Das hat ihn geprägt und deshalb findet er auch den internationalen Standort Bonn sehr gut und die Bonner Nachhaltigkeitsszene. Was nicht heißt, dass er abgehoben sei und sich allein in den Höhen der Außenpolitik wohlfühle. Christoph Jansen kennt als Mitglied des Bonner Stadtrats die Probleme der Kommune, gleich ob das die Müllentsorgung ist, Tempo 30, der Zustand der Straßen, das Kommunikationsnetz in Bonn, die vielen Sorgen der kleinen Leute. Er führt einen Wahlkampf des Dialogs, Corona lässt Massen-Veranstaltungen in Hallen nicht zu. Er spricht mit den Leuten und hört ihnen zu. Das ist heute Wahlkampf, den man, gäbe es nicht die Plakate, kaum spürt. Was mir noch gefällt an Jansen, dass er sich beim Verein „Bürger für Beethoven“ engagiert. „Da müssen wir viel mehr draus machen, dass dieser weltberühmte Musiker hier in Bonn geboren ist“, betont der CDU-Kandidat. Recht hat er, als vor Jahren zugezogener Bonner Bürger habe ich schon länger den Eindruck, dass viele in der Stadt gar nicht wissen, dass Beethovens Wiege in Bonn stand. Man schaue sich gelegentich das Denkmal des großen Beethoven auf dem Münsterplatz an und das dazu gehörende Blumenbeet, das oft genug nur mit wenigen Blumen geschmückt ist. Zum Schämen. Beethoven müsste am Rhein ähnlich gefeiert werden wie Mozart in Salzburg.
Er kommt von unten, dieser Christoph Jansen, gemeint von der Kommunalpolitik. Das kann ihm helfen, sollte er das Direkt-Mandat für die Bundesstadt gewinnen. In der Kommunalpolitik lernt man die Grundzüge der Politik, die Sorgen und Probleme der Menschen, man muss geerdet sein, will man vor Ort Politik machen. Er weiß, dass der Klimaschutz ein großes Thema im nächsten Bundestag wird. Klimaschutz müsse so organisiert werden, dass er nicht Arbeitsplätze vernichtet, sondern verändert und neue schafft. Nachhaltigkeit gehört hierhin. Das große Ziel: die klimaneutrale Bundesrepublik, mag sein als Vorbild, als Zugpferd für andere Nationen. eine gewaltige Aufgabe, die Geld kosten, Verzicht bedeuten wird, Veränderungen mit sich bringt. Aber wer wenn nicht das starke Deutschland schafft hier den Durchbruch. Das E-Auto ist nur ein Beispiel, ein anderes die Ausrüstung vieler Häuser mit Solaranlagen. „In Bonn ist das bei zwei Dritteln der Dächer möglich“, gibt sich Jansen zuversichtlich. Ob es ein Klima-Ministerium geben wird, ist möglich, aber nicht sicher. Eines mit Vetorecht lehnt der junge Christdemokrat ab und verweist auf die rechtliche Kompetenz des jeweiligen Kanzlers/der Kanzlerin, die anderes überragt.
Beim Thema Corona ist er gegen eine Impfpflicht, aber dafür, dass Leute, die sich partout nicht impfen lassen wollen, obwohl genügend Impfstoff vorhanden und jedem Menschen angeboten worden ist, die Kosten des Tests selber zahlen. Im übrigen verweist er auf das Hausrecht von Besitzern von Kneipen, Restaurants, Kinos, die darüber entscheiden könnten, wen sie denn reinlassen in ihre guten Stuben und Säale. Nach der Katastrophe an der Ahr und Erft und anderswo müsste man den Katastrophenschutz reformieren, das Warnsystem verändern, damit die gewarnten Leute im Ernstfall sofort das Haus und die Wohnung verließen und nicht erst in den Keller gingen. Auch der Städtebau benötige Veränderungen, Anpassungen an die neuen Bedrohungen.
Die CDU, das hört man aus Jansen heraus, ist eine Partei, die regieren, die den Regierungschef stellen will. Klar, Adenauer war Kanzler, Kiesinger, Kohl, Merkel. Anders als die diskussionsfreudige SPD, die selbst als Regierungspartei immer wieder auch gern Opposition spielt und die eigenen Minister schlecht aussehen lässt. Diese Selbstzweifel hat die Union nicht, auch nicht einer wie Jansen, der trotz allem fest davon überzeugt ist, das sein Parteichef und Kanzlerkandidat Armin Laschet es im Endspurt schaffen wird. Wie damals in NRW gegen Hannelore Kraft. Kleiner Einwurf von mir: Da hatte er Glück, weil die SPD-Regentin auf einen richtigen Wahlkampf verzichtete, weil sie, so Insider, keine Lust auf Politik mehr gehabt habe. Egal. Laschet hat gewonnen, er ist MInisterpräsident geworden und regiert NRW mit einer Stimme Mehrheit, ziemlich lautlos. unaufgeregt. Die SPD dagegen ist immer noch auf der Suche nach einem Kurs. Jansen sind die Kritiken an Laschet natürlich nicht verborgen geblieben, er weiß um die schlechter gewordenen Umfragen, weil der Kanzlerkandidat in den überfluteten und teils zerstörten Dörfern keine überzeugende Figur gemacht hat. Wahlkampf haben die einen ihm vorgeworfen, andere von ihm Sofort-Hilfen gefordert. Eins muss man ihm wie anderen Politikern, die sich in in den Schlamm von Münstereifel oder Stolberg wagten, wohl zugute halten: dass sie ehrlich betroffen waren von den vielen Opfern und der massiven Zerstörung. Und ich nehme ihnen die Zusagen ab, dass der Bund für die Schäden aufkommen werde, dass die Länder zahlen werden, dass es an Geld nicht fehlen werde, wenn wieder aufgebaut wird. Es wird Jahre dauern. Und das mit dem Wahlkampf: Wären Laschet und Dreyer und Scholz nicht gekommen, man hätte ihnen vorgehalten, sie würden kneifen, sich drücken vor der Verantwortung.
Aber noch ist Armin Laschet nicht gewählt. Das weiß auch Christoph Jansen. Die CDU hält ihre Spitzenposition in allen Umfragen, bleibt klaR vor den Grünen und der SPD, auch wenn die Sozialdemokraten in einer neuen Umfrage von Infratest/dimap sich um einige Prozentpunkte verbessern konnten und demnach den Grünen dicht auf den Fersen sind. Schwarz-Grün wäre aus CDU-Sicht eine Koalition oder Jamaika, also CDU, Grüne und FDP, immer jedoch mit einem CDU-Kanzler, Armin Laschet. Und wenn es eine Ampel gibt? SPD, Grüne, FDP, die Union in der Opposition landen würde. Möglich ist auch ein solches Szenario, das sich natürlich einer wie Christoph Jansen nicht wünscht. Es liegt zudem in weiter Ferne.