Es hallt immer noch nach. Das Konzert der faltigen Schreihälse, neunmalklugen Moderatoren und frühpensionierter Generalität, die Rolf Mützenichs provokante Frage nach einem Einfrieren des Ukrainekrieges auf dem Weg zu einem Friedensabkommen nahezu dem Vaterlandsverrat gleich setzen Nachdem sich das Klima in ihren Walmdachbungalows etwas abgekühlt haben dürfte, sei erst einmal die Frage erlaubt: Was ist ein Einfrieren anderes als ein vorläufiger Waffenstillstand, ein Ruhen der Waffen auf Zeit, und muss nicht jede Kriegspartei im Moment dieser Kriegspause aus ihrer jeweiligen Position der Schwäche oder Stärke heraus agieren? Da will jeder den anderen in der Position des Schwächeren sehen, der bei Friedensverhandlungen die schlechteren Karten hat und der anderen Seite nachgeben muss.
Rolf Mützenichs Vorschlag mag dem einen oder anderen zum falschen Zeitpunkt zu kommen, doch wann ist es der richtige? Wenn es zu spät ist, wer macht dann noch welche Vorschläge, gibt es dann überhaupt noch Raum und Zeit, um auf den Trümmern dieser Erde zu verhandeln? Ich habe bislang noch keinen Vorschlag von all den giftenden Kritikern wahr genommen, der über den Tag hinaus gedacht ist und mehr als Polemiken zu bieten hat. Bei mir verstärkt sich der Eindruck eines Versagens oder gar einer Verweigerung großer Teile der Eliten in der Betrachtung und Analyse dieses drohenden Weltkrieges. Und nichts anderes steht vor unserer europäischen Tür. Die Berichterstattung ist weitgehend konform und durchkonfektioniert, für alle Größen und Geschmäcker, für Gut und Böse, in schwarz-weiß gemustert, genormt in allen Sende- und Druckformaten. Hinter allem spüre ich die Erleichterung „Wir sind bei den Guten, den Siegern“. Das stimmt und ist auch gut so. Doch es muss auch hinterfragt werden, z.B. die Fehler des Westens, welche Mitschuld tragen wir, wie soll ein Friedenabschluss aussehen, wie eine Staatenordnung in diesem Jahrtausend?
Das Politinfontainment dient der Unterhaltung im wahrsten Sinne des Wortes und nicht der Aufklärung. Die Solidaritätsbekundungen und Sonntagskonzerte sind wichtig und richtig, doch es fehlen bei all den lauten Tönen, die konkreten Lösungsvorschläge für eine autoritär werdende Welt, gebunden in ein nachvollziehbares Konzept. Dazu müssen auch Grenzen, Denkgrenzen meine ich, überschritten werden. Es herrscht ein Krieg nicht nur auf den Schlachtfeldern, diese Auseinandersetzung wird auch in den Köpfen, sie wird intellektuell geführt, Und dazu braucht es auch Politiker wie Rolf Mützenich.
Auch und weil gerade Putin das nicht will.
Ein ausgesprochen begrüßenswerter Beitrag. Genau in diesem Sinne setze ich mich bei jedem, der bereit ist zuzuhören, ein. Wir brauchen endlich eine Alternative zu diesem grauenvollen Töten und Zerstören. Danke.