Zugegeben – jetzt werde ich radikal, und wer mir vorwirft, ich wisse nicht, wovon ich schreibe, mag Recht haben. Aber ich kann mich nicht damit abfinden, dass wir Deutschen weiterhin Putins Aggression und seine Kriegsverbrechen gegen die Ukraine täglich mit hunderten Millionen Euro finanzieren. Können wir wirklich nicht ab sofort auf russisches Gas, russisches Öl und russische Kohle verzichten ? Selbst wenn es bei uns zu schlimmsten Verwerfungen käme, wären wir Deutschen mit unseren unzerstörten Häusern, der intakten Infrastruktur nicht immer noch viel besser dran, als die Menschen in der Ukraine ? Als die Opfer, die ganz nah bei uns sind, deren Leid und Tod wir immer noch regelrecht sponsern ?
Wir alle waren Nutznießer einer verantwortungslosen Energiepolitik der Regierungen Schröder und Merkel. Es war ja so bequem und kostengünstig, dass wir unsere Abhängigkeit von russischem Gas, Öl und russischer Kohle gegen die Warnungen von Experten immer weiter steigerten. Putin war der Dealer, wir waren die Junkies. Wir machten weiter, wurden nicht wach, ließen uns nicht schockieren, als Putin immer ungenierter und unverfrorener Menschenrechte und Völkerrecht mit Füßen trat. Wir schaufelten Milliarden und Abermilliarden Euro in Putins Kasse zur Vorbereitung seines großen Krieges. Wir waren und sind die wichtigsten Finanziers seines Überfalls auf die Ukraine.
Die Sorgen von Wirtschaftsminister Habeck wirken echt. Es wirkt auch echt, wenn er sich vor Fernsehkameras fast schmerzverzerrt windet, weil er persönlich am liebsten sofort aus dem Import russischer Energie aussteigen würde, aber meint, dass es so schnell nicht möglich sei. Da haben wir uns also über viele Jahre leichtfertig und unverantwortlich in übergroße Abhängigkeit von Putin manövriert; und jetzt muss diese selbstverschuldete Abhängigkeit als Entschuldigung, Ausrede oder was auch immer dafür herhalten, dass wir nicht sofort das Maximum leisten können, um das Leid der Ukraine zu lindern oder zu beenden. Objektiv gesehen – ziemlich pervers.
Noch einmal: Man mag mir vorhalten, ich wisse nicht, wovon ich schreibe. Nur nehme ich wenigstens für mich in Anspruch, dass die Stellungnahmen und Prognosen von Experten und Wirtschaftswissenschaftlern nicht einhellig sind. Es gibt zumindest einige, die meinen, dass wir das mit einem sofortigen Total-Stop für russische Energie irgendwie hinkriegen könnten, ohne, dass bei uns zu viel kaputt geht. Aber selbst wenn der Schaden groß wäre, – wer will vor sich und der Welt verantworten, dass ausschließlich aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen im wohlsituierten Deutschland das Leid in der zerbombten Ukraine länger dauert, als es dauern müsste ?