Der normale Zeitgenosse reibt sich immer wieder die Augen, wenn er von den irrsinnigen Gehältern liest, die Manager in Deutschland kassieren. Und das auch dann, wenn die Firma, die von diesen zumeist Männern geführt werden, schlechte Geschäfte machen. Dazu gesellen sich dann oft noch Boni, also Zuzahlungen zum normalen Gehalt und zwar in einer Größenordnung, die einen schwindelig werden lässt. Diese Boni werden aber nicht nur im Erfolgsfall gezahlt, nein, sie werden fast in jedem Fall fällig. Die Gründe sind den Bürgerinnen und Bürgern nicht zu vermitteln, zumal diese nur ein bescheidenes Salär bekommen, ohne Zuschläge, und im Falle von Schwierigkeiten ihres Unternehmens befürchten müssen, ihren Job zu verlieren.
Gerade hört man, dass die Deutsche Bank die sagenhaften Boni ihrer Chefs und Investmentbanker senken will. Da muss man genau hinsehen und hinhören, was damit gemeint ist. Man muss das Thema vor allem langfristig verfolgen, weil man nie weiß, ob die Boni wirklich gesenkt werden oder ob das nur ein laues Versprechen ist, um die öffentliche Diskussion zu beruhigen. Bei der krisengeschüttelten Deutschen Bank wäre es eigentlich eine Selbstverständlichkeit für die Führungsspitze des Bankhauses, kürzer zu treten, um ein Signal zu setzen, dass man verstanden hat. Zweifel sind leider angebracht, weil die Aufsichtsräte ihrer vornehmen Pflicht nämlich nicht immer nachkommen. Lieber winken sie die riesigen Summen für ihre Manager durch und am Ende bleiben dann auch ihre eigenen Bezüge unangetastet. Die eine Hand wäscht die andere.
Proteste wegen der Kluft zwischen Arm und Reich
Die Damen und vor allem Herren in den Vorstandsetagen sollten aber aufpassen. Denn der Wind hat sich gedreht, die Proteste in der Gesellschaft gegen die wachsende Kluft zwischen den wenigen Reichen und den vielen Armen im Lande werden lauter. Sie werden vor allem dann unüberhörbar werden, wenn die da oben sich weiter die Millionen gegenseitig zuschaufeln, während der kleine Mann leer ausgeht und froh sein muss, wenn er seine Arbeitsstelle nicht verliert. Dabei ist er nicht in erster Linie verantwortlich für ein Scheitern der Firma, das sind die Vorstände, die ja ihr aberwitziges Einkommen auch damit begründen, dass sie eine sehr große Verantwortung tragen- für das Unternehmen und für Menschen, die sich Tag für Tag wirklich für den Erfolg der Firma krummlegen.
Hier geht es nicht nur um die Deutsche Bank, die ohnehin durch das Versagen ihrer Elite Milliarden-Strafen hat zahlen müssen. Wie sehen eigentlich die Gehälter in der Commerzbank aus? Werden da auch Boni gezahlt? Zur Erinnerung: Die Commerzbank würde es eigentlich gar nicht mehr geben, der Laden war pleite. Aber da hat Vater Staat eingegriffen und das Bankhaus vor dem Aus gerettet.
Wer trägt die Verantwortung beim VW-Skandal?
Nehmen wir das Thema VW. Der Diesel-Skandal kostet die Wolfsburger Firma Milliarden an Strafen allein in den USA. Die Verantwortlichen dafür sind immer noch nicht ermittelt. Der einstige und früher hochgelobte Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn trat vor Jahresfrist zurück. Und? Nichts und. Der Mann, der selber früher von sich sagte, er sei der beste Schrauber im Konzern, will sagen, er kenne jedes Detail der Fahrzeug-Flotte von Volkswagen, hat bisher keine Klarheit über diese Verantwortung geschaffen. Er selber hat erst jetzt vor dem Bundestagsausschuß lediglich seinen Rücktritt als Beleg dafür wissen wollen, dass er Verantwortung übernehme. Das ist zu wenig. Er war doch als Chef des Ganzen zumindest mitverantwortlich und sollte dann auch – statt seines anstregungslosen Ruhestandswohlstands – an den Folgen mittragen. Es kann doch nicht sein, dass die Mitarbeiter für den Betrug bei den Diesel-Autos büßen und die Verantwortlichen nicht!
15 Millionen Euro hat Winterkorn damals kassiert- pro Jahr. Vor kurzem kam heraus, dass der arme Mann auch eine Betriebsrente von VW kassiert, in Höhe von 3000 Euro- aber am Tag. Wer eigentlich denkt sich so etwas aus, wer setzt solche Verträge auf, wer genehmigt solche Irrsinns-Zahlungen?
Das alles passiert in einer Zeit, da die Unsicherheiten in Deutschland zunehmen, da selbst der Mittelstand sich seiner Position mehr sicher ist. Ängste machen sich breit hinsichtlich der Zukunft unserer Kinder, deren Rente, das ist jetzt schon sicher, erheblich niedriger ausfallen wird als das Altersgeld der heutigen Rentner. Aber Hauptsache VW hat vorgesorgt, dass einer wie Winterkorn nicht darben muss. 3000 Euro Betriebsrente am Tag, das müsste mindestens für eine warme Mahlzeit am Tag reichen.
Kriminelle Geschäfte und Boni
Kriminelle Geschäfte, Skandale, Millionengehälter, ebenso hohe Boni, gierige Manager und Aufsichtsräte, all das ist kein Ausweis der Klasse unserer Führungselite, deren Ruf im Übrigen schon seit längerem in Verruf geraten ist. Und man verschone uns mit dem Argument für die Millionen-Gehälter, die Spitzen-Manager müssten wettbewerbsfähig bezahlt werden, sonst verließen sie noch Deutschland Richtung Amerika. Hier fehlt es an Anstand, an dem Gefühl, was man tut und was man besser lässt. Da hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble(CDU) schon Recht, dass er das offen anspricht. Auch wenn er das vor allem deswegen tut, weil ihm SPD-Chef Sigmar Gabriel, der Bundeswirtschaftsminister und wahrscheinliche Kanzlerkandidat der SPD zuvorgekommen ist. Wir haben ein Super-Wahljahr mit vielen und harten Wahlkämpfen in NRW, im Saarland, im Bund. Wenn Vorstände sich den hundertfachen Verdienst- Pardon Gehalt ihrer Mitarbeiter genehmigen, dann stinkt das zum Himmel.
Wenig Hoffnung auf Besserung
Dass Gabriel und die SPD eine Begrenzung der Manager-Gehälter und deren Boni fordern, ist verständlich und trifft den Nerv vieler Wählerinnen und Wähler. Aber es erscheint höchst zweifelhaft, ob die Politik in der Lage sein wird, diese berechtigten Forderungen auch durchzusetzen. Sie hat das ja selbst bei VW nicht geschafft, und da reden immerhin die Landesregierung Niedersachsen-zurzeit regiert von SPD und Grünen- mit und die Gewerkschaft IG Metall. Das gilt auch für den Vorstoß von Wolfgang Schäuble, der anders als Gabriel darauf setzt, oder besser auf ein Einsehen der gierigen Manager hofft. „Es braucht ein Wertegerüst“, schreibt der CDU-Politiker im „Handelsblatt“, „Bauchgefühle darüber, was sich gehört und was nicht, schlicht Anstand.“ Recht hat der Minister, Recht hat auch Gabriel, ihnen wäre Erfolg zu wünschen. Die Hoffnung stirbt wie immer zuletzt, auch wenn sie in diesem Fall eher winzig ist.
Quelle: Wikipedia, Süddeutsche Zeitung, Bonner Generalanzeiger
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