Über 90 Jahre lang haben die Deutschen den Weltspartag gefeiert. Da wurden in Sparkassen und Banken Ballons und Spielzeuge, Schlüsselanhänger und anderes an fleißige Sparer verteilt. Doch in diesem Jahr war alles anders: Die Kreditinstitute zeigten wenig Herz für die normalen Sparer, denn sie schwimmen seit langem in einem Meer von Liquidität.
Noch lange Zeit Nullzinsen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Schleusen geöffnet und die Nullzins-Phase für Geld eingeläutet. Der EZB-Präsident verkündete vor wenigen Tagen die Fortsetzung dieser Geldpolitik, jedoch auf einem reduzierten Niveau. Die Ankäufe von Staatsanleihen, die bislang pro Monat 60 Mrd. € ausmachten, sollen von Anfang 2018 zunächst auf 30 Mrd. € verringert werden. Wann die Zinsen von der EZB wieder über die Null-Linie angehoben werden, steht noch in den Sternen. Für die Sparer bleiben zunächst miserable Aussichten, für ihre Geldanlage auf den Sparkonten mit höheren Zinsen belohnt zu werden.
Private Guthaben bei 2.200 Mrd. €
Knapp 10 % ihres verfügbaren Einkommens legen die Deutschen seit langem jährlich auf die hohe Kante. Insgesamt waren das im letzten Jahr fast 180 Mrd. €. Die Guthaben der Privaten haben mit über 2.200 Mrd. € inzwischen ein Super-Rekordniveau erreicht. Mehr als die Hälfte davon sind durchweg zinslose Sichteinlagen: ein Drittel entfällt auf Termingelder oder Sparbriefe, die effektiv im Schnitt kaum mehr als mit 1,5 % verzinst werden. Bei einer Inflationsrate, die 2017 bei rund 1,5 % liegen wird, werden Sparer für ihren Konsumverzicht nicht belohnt: Die Rendite für die reinen Geldanlagen bringt ihnen bestenfalls Nullerträge, also nichts!
Chancen für höhere Erträge
Da ist es nicht erstaunlich, was eine aktuelle Umfrage zutage fördert: 59 % der Deutschen bewerten ihre eigene finanzielle Situation mit sehr gut und gut. Doch 75 % sind im Hinblick auf die eigenen Ersparnisse besorgt – vor allem aufgrund der Niedrig- und Nullzinspolitik der EZB. Umorientierung ist also geboten. Denn höhere Renditen sind durchaus möglich, wenn die Sparer ihr Geld anders anlegen als bisher. Gewiss sollten im Durchschnitt etwa drei Monatseinkommen auf dem laufenden Konto für alle Fälle – seien es größere Reparaturen, seien es etwa Anschaffungen – als liquide Vorsorge vorgehalten werden. Allerdings geben die Sparkassen und Banken auch gern Überziehungs- oder länger laufende Kredite; der Effektivzins dafür kostet derzeit zwischen 2 und 3 %.
Sparer, die mit ihren Geldanlagen höhere Renditen erzielen wollen, müssen sich zunächst selbst überprüfen. Mehr Ertrag ist nur möglich, wenn der Anleger zu mehr Risiko bereit ist. Auf jeden Fall sollten windige Anlagen, die von einigen Firmen auf dem grauen Kapitalmarkt feil geboten werden, gleich ausgeschlossen werden. Viele Sparer, die zu gierig auf allzu verlockende Versprechungen hereingefallen sind, haben ihr Geld teilweise oder gar völlig verloren. Seriöse Berater stehen in Banken, Sparkassen und Versicherungen sowie in Finanzdienstleistungsunternehmen mit soliden Angeboten parat. Mit diesen sind zunächst die Sparfähigkeit, die Anlageziele, die Risikobereitschaft, die Laufzeit des Sparprozesses sowie auch der Anlagebetrag und ggf. die staatliche Sparförderung ganz individuell zu klären. Dabei spielt es eine Rolle, ob für die große Reise, für ein neues Auto oder den Bau eigener „vier Wände“ Geld angespart oder ob ein Vermögen langfristig für die Altersversorgung geschaffen werden soll. Jeder Berater muss ein Protokoll über das Gespräch erstellen, das der potenzielle Kunde sehr aufmerksam prüfen sollte, bevor er seine endgültige Anlageentscheidung trifft.
Mit Aktien zum Erfolg
Für die mittel- und längerfristige Geldanlage bieten sich zum einen Anleihen, zum anderen Aktien bzw. Investmentfonds an. Allerdings rentieren sich derzeit Anleihen der öffentlichen Hand auch nur mit 0,2 bis 0,4 %, bei einer Restlaufzeit von bis zu 10 Jahren auch mit bis zu 0,9 oder 1,0 %. Etwas besser sieht es bei Unternehmensanleihen mit 1,6 bis 2 % aus, doch ist hier das Risiko wesentlich höher als etwa bei einer Bundesanleihe.
Risikofreudigere Anleger blicken dagegen auf die Aktienmärkte. In den letzten Jahren haben Kurse vieler AG’s enorm zugelegt. Der DAX, der Deutsche Aktien-Index mit Werten der 30 großen Unternehmen, ist seit dem Jahre 2009 von rund 6.000 bis Anfang November 2017 auf fast 13.400 gestiegen. Auch an den anderen Börsen der Welt – in New York ebenso wie in London, in Tokio ebenso wie in Zürich – gab es in den letzten Jahren hohe Kursgewinne. Die einzelnen Unternehmen haben natürlich recht unterschiedlich an den Börsen abgeschnitten. Für den jeweiligen Kurs spielen verschiedene Faktoren wie Umsätze, Innovationen, Produkte und Dienstleistungen sowie insbesondere die Erträge und Perspektiven eine Rolle. Bei ausländischen Aktien muss auf jeden Fall das Währungsrisiko beachtet werden.
100 % ige sichere Tips kann niemand für bestimmte Aktien geben – auch nicht diejenigen, die sich öffentlich als Börsen-Gurus gebärden. Auch hier ist dem Anleger zu empfehlen, sich von ausgewiesenen Experten beraten zu lassen. In der nahen Zukunft dürften sich die Kurse der Aktien in Deutschland und in den USA wohl noch etwas erhöhen, obwohl der DAX in 2017 bereits ein Plus von 17 % erreicht hat. Wichtig ist, dass auf Anteile von soliden Firmen gesetzt wird – auf Allianz, BASF, Bayer, Daimler, SAP, Merck, Siemens u. ä. Diese Unternehmen mögen in der Bewertung gewisse Schwankungen nach oben oder auch nach unten hinnehmen müssen. Das sollte den Anleger als Aktionär nicht allzu sehr beunruhigen und zu hektischen Reaktionen veranlassen. Wichtiger ist für ihn, dass die AG’s gute Dividenden ausschütten und er so eine erfreuliche Aktienrendite erzielt – zumeist zwischen 3 und 5 %.
Aktien empfehlen sich insbesondere für mittel- und langfristige Anlagen.
Wer nicht ständig seinen Blick auf die Aktienkurse richten will, der sollte sich eher für Investmentfonds entscheiden. Dabei gibt es eine schier unübersichtliche Vielzahl unterschiedlicher Fonds: Reine Aktien- oder Anleihefonds, gemischte Fonds, Fonds mit Ausrichtungen auf Wachstum, Renditen usw. Auch hier ist vor der Fondsauswahl ein ausführliches Beratungsgespräch mit einem seriösen Berater dringend zu empfehlen. Dabei ist ein Blick auf die Performance der einzelnen Fondsanbieter hilfreich: So gewinnt man schnell ein Bild von der Qualität der Fondsmanager, auf die es schließlich ankommt. Oft genug ist es besser, gleich ETF (exchange-traded-fund), also einen an der Börse gehandelten Fonds und nicht von einer emittierenden Investmentgesellschaft zu kaufen.
Vorsicht bei Immobilien, Schiffen und Gold
Insbesondere sollten Wertpapiersparer die Finger von manchen fast exotischen Angeboten lassen; so waren bei Fonds, über die etwa Schiffe finanziert wurden, hohe Renditen in Aussicht gestellt worden, doch am Ende mussten die Anleger riesige Verluste oder gar den Untergang der Schiffe schmerzlich hinnehmen. Auch bei Anlagen im Immobiliensektor sollte die größte Vorsicht gelten. Viele Eigentümer von Häusern oder Eigentumswohnungen haben längst begriffen, was hier entscheidend ist, nämlich „Lage, Lage, Lage“. Während die Immobilienpreise in Großstädten und Ballungsregionen inzwischen schwindelnde Höhen erreicht haben, stehen in zahlreichen Gegenden deutscher Landschaften größere und kleinere Wohnungen sowie Gewerbeimmobilien leer. Leerstand bringt keine Rendite, sondern Verluste zu Lasten der Investoren. Wer auf Immobilienfonds setzt, sollte deshalb exakt analysieren, welche Projekte in welcher Region in welchem Zustand über die Fonds finanziert wurden oder werden.
Ohne den erfahrenen Experten als Berater sollte der Normal-Anleger ohnehin lieber die Finger vom Betongold lassen, denn gerade hier gilt: Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt. Dasselbe gilt auch für die Geldanlage in Gold oder andere Metalle sowie Rohstoffe zu beachten. Gold – so hat es einst der Ökonom Lord Keynes festgestellt – ist ein barbarisches Metall. Wer es kauft, muss wissen, dass er nur auf steigende Preise spekuliert. Zinsen oder andere Erträge wirft kein Goldbarren, aber auch kein Goldzertifikat ab. Zudem werden Gebühren für den An- und Verkauf fällig. Wer seine großen oder kleinen Barren nicht daheim verwahrt, muss dafür auch noch bei der Bank oder Sparkasse bezahlen. Wer unbedingt etwas Gold sein Eigen nennen will, kann Zertifikate erwerben; für die muss er keine Aufbewahrungsgebühren zahlen.
Wer bereits über ein größeres Vermögen verfügt, der mag auf Gold, andere Metalle, Rohstoffe usw. als Beimischung setzen. Der Durchschnittsanleger, der einen Teil seines Spargeldes mit mehr Risiko in Aktien, Fonds, Anleihen u. ä. anlegt, sollte sich auf jeden Fall mehr Zeit für seine Vermögensbildung nehmen, auf Solidität und Bonität der Anbieter setzen, gute Berater als Sparringpartner konsultieren und möglichst nie sein hart erarbeitetes Geld in Anlageformen stecken, die er selbst nicht durchschaut und versteht. So kann der eigene Aufbau eines Vermögens auf Dauer Freude machen – vor allem wenn er auch nur als Kleinaktionär Anteilseigner florierender Unternehmen ist.
Der Bürger oder Sparer muss schon immer Trauer tragen und alles ertragen. Das zeichnet ihn ja aus….und das System weis das.
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2019 und die Situation ist für den Sparer nicht besser, sondern sogar noch schlechter geworden. Deutsche Bundesanleihen rentieren inzwischen beinahe durchweg negativ und mit Festgeldern und Tagesgeldkonten sind so gut wie gar keine Zinseinkünfte mehr möglich. Die EZB hat angekündigt im Herbst 2019 den Einlagesatz für die Banken sogar noch weiter zu senken, auf dann wahrscheinlich -0,5%. Eine Besserung ist nach wie vor nicht in Sicht. Für den Sparer müssen nun also tatsächlich alternative Geldanlagen her. In meinem Blog http://finanzfreiheit.eu zeige ich noch ein paar weitere alternative Anlageformen auf. Für den einen oder anderen Leser könnte das vielleicht interessant sein.