Ein Offenbarungseid auf 165 Seiten, der für die nächste Corona-Welle im Herbst Schlimmes befürchten lässt; – das ist der lange und mit Spannung erwartete Bericht zur Bewertung der Coronaschutzmaßnahmen, den der Sachverständigenrat jetzt vorgelegt hat.
Die Kommission selbst gesteht die geringe Aussagekraft ihres Werkes ein. Hauptgrund: Der Industrie- und Wirtschaftsriese Deutschland hat zu Corona auch nach Jahren noch immer keine vernünftigen Daten, die Schlüsse für die Zukunft erlauben; Daten, die zeigen welche Maßnahmen im Kampf gegen Corona bisher viel, welche wenig und welche gar nichts gebracht haben. Deutschland bleibt ein digitales Entwicklungsland auch da, wo es um Leben und Tod geht.
Die von der Bundesregierung beauftragten Experten selbst beklagen in dem Bericht wiederholt „unzureichende Daten“, eine „imperfekte Datenlage“ oder „Datenmangel“. So kann und wird es wohl auch in Zukunft planlos weitergehen, wenn nach der Corona-Sommerwelle die nächste und voraussichtlich gefährlichere Welle auf uns zurollt. Eindeutige Handlungsempfehlungen, was Politik und Bürger dann besser machen sollen, gibt es nicht.
Schützen Masken ? Ja, ABER: Sie schützen nicht in jedem Fall gleich stark. Ist FFP2 besser als die OP-Maske ? Das ist nicht ausgemacht. Vor allem kommt es darauf an, wie so eine Maske getragen wird. Für diese letzte Aussage, geradezu eine Binse, hätte kein vernünftiger Mensch einen Wissenschaftler gebraucht.
Lockdown künftig ja oder nein, wenn es wieder knüppeldick kommt ? In der Vergangenheit jedenfalls, so die Sachverständigen, haben Lockdowns schon mal was gebracht, ABER: Nicht immer und überall gleichermaßen.
Im Notfall auch wieder die besonders umstrittenen Schulschließungen ? Der Effekt dieser Maßnahme konnte nicht durchgehend und eindeutig evaluiert werden. Ob Schulschließungen wirksam gegen Corona-Ansteckungen schützten sei trotz ihrer „biologischen Plausibilität weiterhin offen“. Schädlich für die Entwicklung der Kinder aber seien sie allemal.
So darf sich jeder Politiker je nach Partei- und Idologiezugehörigkeit aus dem Bericht rauspicken, was er will. Und die FDP hat damit schon kräftig angefangen. Dauer-Krakeeler Wolfgang Kubicki posaunte in Bild-Zeitungs-Manier, jetzt müsse der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, gefeuert werden. Und für seinen Parteifreund, Justizminister Marco Buschmann, steht schon jetzt fest, dass Lockdowns, Schulschließungen oder Ausgangssperren nicht mehr verhältnismäßig seien. Dieser Meinung war die FDP doch schon lange. Dafür hätte sie den Bericht der Sachverständigen erst recht nicht gebraucht.