Taurus ( Stier in Latein ) ist zum Synonym für eine politische Auseinandersetzung geworden, in der die SPD sich der Angriffe von Union, Grünen und FDP erwehren muss. Der so bezeichnete Marschflugkörper hat in der Debatte eine wehrpolitische Bedeutung erlangt, die er in Wirklichkeit zur Abwehr des russischen Angriffskriegs nicht hat. Die von beiden Seiten vorgebrachten Argumente lenken von den wirklichen Motiven des Kanzler Bastas ab. Aus vielen militärfachlichen Stellungnahmen geht hervor, dass der Taurus Marschflugkörper die einzige realistisch zur Verfügung stehende Waffe der westlichen Unterstützer der Ukraine ist, der von der Reichweite wie auch der Sprengkraft in der Lage wäre, die Kertschbrücke zur Krim zu zerstören. Olaf Scholz glaubt nach Geheimdienst Berichten aus den USA nicht zu Unrecht, dass ein erfolgreicher Angriff auf die Brücke die über die Krim laufenden militärischen Versorgungslinien Russlands zerstören oder mindestens dramatisch einschränken würde und die weitere erfolgreiche Operation gegen die Ukraine unmöglich machen würde. Die Krim wäre mit großer Wahrscheinlichkeit nach Auffassung internationaler Militärstrategen in einem solchen Fall für Russland nicht mehr zu halten. Und genau in diesem Punkt liegt das nicht mehr kalkulierbare Risiko einer Eskalation, die mit einem punktuellen Einsatz atomarer Waffen auf russischer Seite enden könnte. Dies scheint Grundlage für das Taurus Basta des Kanzlers zu sein, der sich der emotionalen Bedeutung der Halbinsel für die putinsche Seele bewusst ist. Presseberichte in einigen Leitmedien gehen genau in diese Richtung. In einem kleinen Schlenker in seinem Redebeitrag am Mittwoch im Bundestag hat Scholz angedeutet, dass Norbert Röttgen ( „lieber Norbert“ ) in seiner Eigenschaft als früheres Mitglied im Parlamentarischen Kontrollgremium und aktuell im Auswärtigen Ausschuss Kenntnis von den Geheimdienst Berichten und den sich daraus ergebenden militärischen Überlegungen hat, dies aber in seinen Forderungen und Argumenten zu einer Lieferung des Marschflugkörpers unterschlägt. Wer Olaf Scholz wirklich kennt, weiß, die Röttgenpassage in seiner Rede war sehr durchdacht und nicht im Geringsten zufällig. Im Besitz der Erkenntnisse aus entsprechenden Geheimdienstberichten sind natürlich auch die anderen Vertreter von Union und FDP sowie die Grünen. Daraus folgt, dass hier eine gigantische politische Show aufgeführt wird, die nichts mit den militärpolitischen Fakten, wohl aber mit einer politischen Inszenierung zu tun hat, die leider auch den Zustand der Koalition widerspiegelt.
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