Die deutsche Autoindustrie ist ohne Zweifel eine wichtige Branche unserer Volkswirtschaft. Sie erfreut sich deshalb auch größter Beliebtheit bei vielen Politikern. Gerhard Schröder gefiel sich als “Autokanzler“, Angela Merkel steht ihm da nicht nach. Auf der letzten Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt schmeichelte sie verbal den Bossen der Herstellerfirmen. Beim Messe-Rundgang ließ sie sich in den Karossen aus Chrom und Stahl gemeinsam mit den Firmenbossen filmen. Als “maitre de plaisir“ fungierte Matthias Wissmann, der Autoverbandspräsident, der nicht selten der “lieben Angela“ sorgenvolle Briefe schrieb, wenn etwa strengere Abgasvorschriften der EU oder andere ökologische Anlagen drohten. Wissmann, früher einmal Forschungs- und dann Verkehrsminister, ließ sich gern als erfolgreicher Lobbyist feiern, was ihm natürlich größte Anerkennung bei den Autofirmen einbrachte.
Milliarden-Schaden durch VW-Unfall
Nach dem VW-Debakel eiert Präsident Wissmann weiter munter herum. Vor allem wirbt er nach wie vor für die Diesel-Technologie, als ob diese das “non plus ultra“ wäre. Ziemlich zurückhaltend gibt er sich indessen mit seinem Urteil über die Gaunereien und den Betrug, die der Vorstand von VW – allen voran der einstige Herrscher Winterkorn – begangen haben. Sowohl mit den Werten zu den Abgasen als auch mit denen zum Spritverbrauch wurden viele Millionen Autokäufer seit langem hinter die Fichte geführt. Allein für VW dürften die Schadens- und Strafzahlungen in die Milliarden gehen. Für Fabrikate anderer Autobauer stehen Überprüfungen des Kraftfahrtbundesamtes noch aus; doch auch hier drohen weitere negative Befunde.
Elektroautos mit Zukunft
Seit langem – eigentlich schon seit der ersten Ölpreiskrise Mitte der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts! – wird über Alternativen zum Diesel- und Otto-Motor diskutiert. Deutsche Automobilbosse hielten große Reden über Elektromotoren, Kohlenwasserstoff- und andere Technologien. Experten diskutierten über Strategien “weg vom Öl“ und “emissionsfreie Autos“. Als japanische Hersteller mit Hybridfahrzeugen auf den Weltmärkten Furore machten, waren deutsche Firmen mit ihren Innovationen noch längst nicht so weit. Erst mit großer Verspätung boten sie endlich einige wenige Modelle an. Für die Forschung und Entwicklung von Elektroautos kassierten sie Subventionen. Die Politiker aller Parteien drängten zur Eile und zu ambitionierten Zielen. 1 Million Elektrofahrzeuge sollten im Jahre 2020 auf deutschen Straßen fahren.
Keine Subventionen für PKW-Verkauf
Doch wird dies nicht zu erreichen sein. Nun fordern die deutschen Autoproduzenten – allen voran ihr Präsident Wissmann – massive Verkaufshilfen für Elektroautos. Jeder Kauf eines Elektroautos soll mit rund 5.000 Euro subventioniert werden. Ein solches Förderprogramm würde 700 bis 800 Millionen Euro aus Steuermitteln erfordern. Die japanische Autoindustrie verabschiedet sich vom Dieselantrieb. Fast alle richten ihre Fabrikate auf vollkommen schadstofffreie Modelle aus, setzen auf Hybridfahrzeuge und Brennstoffzellenantrieb.
Wer die Umwelt belastet, muss zahlen
Der Bundesfinanzminister macht jedoch zu Recht Front gegen so viel Staatsknete für Elektroautos. Schon seit langem werden Fahrzeuge mit geringem Schadstoffausstoß niedriger besteuert als “Dreckschleudern“. Autofahrer, die nicht nur verbale Ökofreaks sind, sondern Hybrid- und Elektro-Wagen nutzen, genießen längst indirekt Kaufprämien. Das sollte auch für die Zukunft gelten. Wer die Umwelt belastet, muss über die Kfz-Steuer noch stärker als bisher zur Kasse gezwungen werden. Diejenigen, die es mit dem aktiven Umweltschutz ernst nehmen und emissionsfreundliche PKW fahren, zahlen dafür entsprechend weniger Steuern. Dies ist der richtige marktwirtschaftliche Weg, auf den sich auch die deutschen Autohersteller begeben müssen. VW hat dem Nimbus “made in Germany“ massiv geschadet. Das werden auch andere Firmen auf den Weltmärkten zu spüren bekommen. Sie können indessen in Zukunft Boden wieder gut machen, wenn sie Fahrzeuge mit der besten Technologie, mit den geringsten Emissionen und zu wettbewerbsfähigen, nicht subventionierten Preisen anbieten.
Bildquelle: Wikipedia, RudolfSimon , CC BY 3.0
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