„Mein Wörterbuch zeigt mir, dass die Redewendung: jemanden als Freund betrachten auf Türkisch heißt: Birsini arkadas. Das hat einen schöneren Klang als die deutsche Redewendung. Aber manchen wird der schöne Wortklang vergehen, wenn er an die Politik der heute in der Türkei Herrschenden denkt. Nun haben namhafte und engagierte Frauen und Männer einen Aufruf unterzeichnet, der erreichen will, dass die deutsche Staatsbürgerin Yüksel Weßling die Türkei verlassen kann. Dazu zählen neben anderen Heidi Merk, frühere Landesministerin und stellvertretende .Ministerpräsidentin Niedersachsens, Lissi von Bülow, Beigeordnete Bornheims, Katja Dörner MdB, Angelika Esch, Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt Bonn, Bernhard von Grünberg MdL a.D., Herbert Schmalstieg, früher Oberbürgermeister Hannovers, Klaus Staeck, Günter Wallraff, Serdar Yüksel MdL, und Anton Rütten, Abteilungsleiter im NRW- Ministeriumfür Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration.
Yükel Weßling gehört zu den 66 Deutschen, die in der Türkei widerrechtlich festgehalten werden. Sie lebt nun in Bonn, nachdem sie viele Jahre in Hannover für die Stadt gearbeitet hat. Sie ist 65 Jahre alt, studierte Sozialpädagogin, sie ist angesehen, hat enormes für die Integration in Hannover geleistet.
Sie reiste im Oktober in der Türkei, um ihren Bruder zu besuchen, der im Sterben lag. Sie reiste also in das Land, wie sie es viele Male zuvor auch getan hatte. Dieses Mal in Sorge um den Bruder. Als sie später wieder zurückreisen wollte, nahm man sie fest, weil ihr Namen zusammen mit hunderten andern auf einer Liste stand. Vier Tage später wurde sie freigelassen mit der Auflage, die Türkei nicht zu verlassen. Seit acht Monaten wartet sie darauf, nach Hause zu kommen.
Nun wurde ihr eine Anklageschrift bekannt gemacht, in der ihr dem Vernehmen nach vorgeworfen wird, für eine kurdische Frauenorganisation in der Bundesrepublik tätig gewesen zu sein. Sie soll im Frühjahr 2017 in Köln eine Veranstaltung besucht haben, auf der wider die Etablierung eines Präsidialsystems in der Türkei geredet worden sei. Es waren also Spitzel damals dabei, als diese Veranstaltung in den Kölner DGB-Räumen stattfand. Wer spitzelte da? Erdogan- Anhänger? Waren Schlapphüte eines türkischen Geheimdienstes vor Ort?
Yüksel Weßling ist auf medizinische Hilfe und ärztliche Beobachtung angewiesen. Man wirft ihr wie anderen irgendetwas vor, das in Deutschland nicht mal einen zeitweiligen Anfangsverdacht begründen würde. So wie es jetzt zugeht, wird Birsini arkadas nicht gelten können.
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