Die Umfragen sprachen lange Zeit für Markus Söder. Dass der Mann aus Bayern der Kandidat der Herzen war, ließ sich an den demoskopischen Befunden ablesen. Nun ist Armin Laschet doch der Kandidat der Union geworden. An Dramatik hat es auf dem Weg dahin wahrlich nicht gefehlt.
Viel Gegenwind von Parteifreunden
Die Entscheidung fiel im Vorstand der CDU. Der Parteivorsitzende setzte sich auch als Kandidat für die Bewerbung um das Kanzleramt durch. Was jedoch überraschte, das waren einige Granden, die nicht auf ihn, sondern auf Söder gesetzt hatten. Ihre Voten für den Konkurrenten aus München entsprangen ihrer Ängstlichkeit, Verzagtheit und Schlappheit.
In Sachsen-Anhalt wird Anfang Juni der Landtag gewählt. Wer hier Mandate erzielen wird, das hängt von den Kandidatinnen und Kandidaten der CDU, vor allem auch vom bisherigen Ministerpräsidenten ab. Ob Haseloff das wieder wird, darüber entscheiden vor allem die Wähler in seinem Bundesland. Es ist mehr als naiv zu glauben, dass diese ihr Votum an dem orientieren, wer Monate später dafür antreten wird, Regierungschef der Bundesregierung zu werden. Söder jedenfalls hätte wohl kaum die drohende AfD-Welle brechen können, worauf Haseloff gesetzt hatte.
Wer Peter Altmaier zu seinen Parteifreunden zählt, braucht keine Feinde mehr. Die Leistungen des Bundeswirtschaftsministers waren keineswegs berauschend und werden zur nächsten Bundestagswahl kaum jemanden vom Sessel reißen, um die CDU zu wählen. Er wollte das Erbe von Ludwig Erhard übernehmen, doch hat es nicht einmal für einen Abklatsch von Heinz Erhard gereicht. Was den Außenpolitiker Norbert Röttgen, der noch vor gut 100 Tagen auf dem CDU-Bundesparteitag Armin Laschet Solidarität und Kooperation angeboten hatte, geritten hat, danach in zahlreichen Interviews sich für Söder stark zu machen, wird sein persönliches Geheimnis bleiben. Ähnliches gilt für den CDU-Ministerpräsidenten des Saarlandes und einige andere Christdemokraten aus der Bundestagsfraktion, die sich von Söder das sichernde Heil in ihren Wahlkreisen erhofften. Eine ruhmreiche Ausnahme machte indessen Friedrich Merz, der Kurs hielt und sich konstant für Armin Laschet stark machte.
Wahlkampf ohne Kanzlerbonus
Armin Laschet, der viel zu lange aus der Defensive operierte und jeder Polarisierung aus dem Weg gehen wollte, muss nun in den Vorwärtsgang umschalten. Er verfügt über keinen Kanzlerbonus. Beim Rückblick auf die lange Regierungszeit von Angela Merkel werden die Wählerinnen und Wähler ihm auch nicht allzu viel gutschreiben. Laschet hat es gleich mit zwei Herausforderern zu tun: Die Grünen treten mit Annalena Baerbock, die SPD mit Olaf Scholz im Kampf um das Kanzleramt an.
Gemeinsam mit der CSU wird es jetzt um ein gemeinsames Programm gehen, mit dem das Interesse der Wählerschaft geweckt und die Attraktivität der Union gesteigert werden müssen. Vor allem wird es um die Überwindung der Pandemie und deren Folgen gehen, werden konkrete Herausforderungen für die Modernisierung unseres Landes, die soziale Sicherung, die Stabilisierung der Staatsfinanzen und den Klimaschutz zu meistern sein. Nur mit einem schlüssigen Konzept wird dabei wieder Boden gut zu machen sein. Klare verständliche Botschaften, mit denen das Profil der Union geschärft und unverwechselbar deutlich wird, sind dafür zu formulieren. In der Außendarstellung sollte Armin Laschet noch einiges verbessern – von der Rethorik über die Gestik bis hin zur Mimik-, um nicht nur Rheinländer, sondern auch Bayern, Sachsen und Menschen in anderen deutschen Landen für sich zu begeistern.
Marathonlauf bis zum Wahltag
Nach den Stürmen in der Union stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich auch die demoskopischen Befunde für die CDU und CSU wieder nach oben bewegen. Bei den jüngsten Umfragen gab es 29 % für die Union, 22 % für die Grünen und gerade noch 15 % für die SPD. Eine stabile Mehrheit ließe sich derzeit nur mit „Schwarz-Grün“ bilden; für eine grün-rot-gelbe Ampel zum Wahltag am 26. September sind es noch gut 5 Monate und bis zur endgültigen Entscheidung also noch eine lange Zeit, in der sich die Präferenzen für die Parteien ändern können. Armin Laschet wird jedenfalls eine schwere Last schultern müssen, um das Kanzleramt zu erreichen. Der Marathonlauf ist jetzt erst gestartet worden.
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