Was Armin Laschet immer weiter treibt, kann man nur als politischen Masochismus bezeichnen. Er agiert, als wolle er noch länger und noch mehr gequält werden. Der CDU-Chef träumt mit seiner Rest-Autorität nach wie vor von Jamaika, hat aber mit der Unfähigkeit zum Schlussstrich die Chancen für die Ampel aus SPD, Liberalen und Grünen deutlich erhöht.
Als für Donnerstagabend ein Statement des CDU-Vorsitzenden angekündigt wurde, konnte man eigentlich erwarten, Laschet würde endlich die Reißleine ziehen, sich aus dem Spiel nehmen, wolle nicht länger Objekt für Spott und Häme der eigenen Leute sein, die sich längst Gedanken über seine Nachfolge machen und in Stellung bringen. Aber Laschet brachte nicht einmal die dafür notwendige Selbstachtung auf. Er ließ wage die Bereitschaft erkennen, irgendwann einmal den Platz an der Parteispitze zu räumen, aber noch nicht jetzt. Erst einmal möchte er – was und wie auch immer – moderieren, „Gegensätze versöhnen“, weiter auf Zeit spielen und von Jamaika träumen. So wird das allenfalls ein Rückzug auf Raten, wenn die Partei nicht irgendwann ihrerseits so viel Selbstachtung aufbringt, dass sie den Parteichef notfalls gegen seinen Willen stürzt.
Jetzt hat die CDU zwar noch einen Vorsitzenden, ist aber de facto führungslos. Sowas kann man auch Chaos nennen, das umso länger dauern wird, je länger der glücklose Wahlverlierer Laschet den Weg zu einem echten Neuanfang blockiert. Und damit erhöht er die Chancen des SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz, das eigentlich Unmögliche irgendwie möglich zu machen: Grüne und FDP mit seiner SPD in einer Regierung zusammenzubringen. Armin Laschet, der Jamaika-Träumer als Geburtshelfer für die Ampel. Was für ein Treppenwitz.
Denn eigentlich kann man sich auch nach dem harmonischen ersten Verhandlungstag immer noch nicht vorstellen, dass vor allem Grüne und FDP Regierungspartner werden. Im Spektrum der demokratischen Parteien sind sie auf wichtigen Feldern am weitesten voneinander entfernt, sind regelrechte Gegenpole. Wenn es bei den Ampelverhandlungen dann mal richtig hakt und kracht und eine geschlossene und geordnete Union bereitstünde, könnte die FDP als Erste überlaufen. Sie fühlt sich der CDU ohnehin viel näher als der SPD. Die Grünen könnten hoffen, bei einer aufs Regieren versessenen Union für sich auch noch mehr herauszuholen als bei dem harten Verhandler Scholz. Und die SPD, wenn es die beiden Kleineren zu wild treiben, könnte doch noch in eine große Koalition mit CDU und CSU zurückkehren. Mit einem SPD-Kanzler wäre das gewiss auch qualitativ was ganz Anderes als unter der jahrelangen Führung der populär-dominanten Angela Merkel.
Alles bloße Träumerei – vor allem, so lange die Union als berechenbare Kraft ausfällt. So hat Armin Laschet nicht nur die Bundestagswahl vergeigt, sondern er verspielt auch die allerletzte Chance für seine Partei, doch noch an die Macht zu kommen. Olaf Scholz darf ihm doppelt dankbar sein.
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