Man kann der medialen Präsenz der selbst ernannten Parteivorsitzenden Sahra Wagenknecht nicht entkommen. Am bemerkenswertesten ist dabei, dass kaum jemand Anstoß an dem Personenkult nimmt, der aus der Namensgebung der neuen Partei deutlich wird. Daraus spricht eine atemberaubende Selbsteinschätzung Wagenknechts, die alle jetzigen und künftigen Parteimitglieder zur Akklamation verpflichtet. Sie ist Führerin und Parteiprogramm in einer Person.
Ihren programmatischen und bis heute gültigen politischen Standort hat sie in dem 1995 erschienenen Buch „Antisozialistische Strategien “ beschrieben. Es ist so etwas wie ein Glaubensbekenntnis ala „Mein Kampf“. Mit anderen Worten: Der Kampf gegen das westliche System. Fast 20 Jahre hat sie als Leitfigur der kommunistischen Plattform innerhalb der PDS bis 2010 diese Ziele hochgehalten. Meines Wissens ist die Frontfrau Sahra Wagenknecht aus dieser Gruppierung bis zur Neugründung des BSW nie ausgetreten. Rigider Antiamerikanismus und Feindschaft gegenüber dem westlichen System gehören zu den Grundlagen ihrer Politik. Ihre Nähe zu den verbrecherischen Figuren Lenin, Stalin, Ulbricht und neuerdings Putin ist keine Legende. Zu der Entspannungspolitik von Willy Brandt hat sie in dem genannten Buch folgenden entlarvenden Satz geschrieben: „Der Entspannungsprozess der Siebziger Jahre war eben nicht das Gegenteil (..bisheriger westlicher Politik ), sondern Teil des gegen den Sozialismus geführten Kalten Kriegs“
Saraha Wagenknecht ist eine geschulte Dialektikerin, deren politische Vorstellungen auf die Errichtung eines nationalstaatlich geprägten Sozialismus mit „menschlichem“ Antlitz begrenzt sind. Angesagt ist eine straff organisierte Führungselite mit antidemokratischem Machtanspruch. Dies ist die Verbindungslinie zur AfD. Daraus folgt: Augen auf bei künftigen Wahlen!
( Die Anregung zu diesem Beitrag habe ich durch einen Artikel von Ilko-Sascha Kowalczuk in Zeit Online erhalten)
Den Hinweis auf den Artikel von Ilko-Sascha Kowalczuk hätte es nicht gebraucht, zu deutlich ist der Versuch, das zu erwartende Debakel der SPD bei den drei Landtagswahlen in Ostdeutschland abzuwehren.
Der Autor scheint jede Hemmung verloren zu haben. Er behauptet („…die alle jetzigen und künftigen Parteimitglieder zur Akklamation verpflichtet“) ohne Belege zu nennen.
Woher weiß er, dass das, was er als Wagenknechts Standpunkt von 1995 bezeichnet, heute noch gilt? Belege? Fehlanzeige. Vielleicht hätte er ihr Buch „Die Selbstgerechten. Mein Gegenprogramm für Gemeinsinn und Zusammenhalt“ lesen sollen, dann hätte er sich diesen Furor sparen können.
Dass Politiker extreme linke Positionen vertreten haben, ist nichts Neues. Bei den Grünen, aber nicht nur hier, gibt es etliche, die als Stalinisten und Maoisten die Vernichtung der Kulaken und den Gulag in der Sowjetunion oder die chinesische Kulturrevolution mit Millionen Toten als historisch notwendig verteidigt haben. Ihrer politischen Karriere hat das nicht geschadet, im Gegenteil. Sie werden nicht in denunziatorischer Weise mit ihrer Vergangenheit konfrontiert.
Die Häme, die der Autor über Wagenknecht ausschüttet, steht dem in nichts nach, was konservative und reaktionäre Politiker und Journalisten in den 60er und 70er Jahren über Sozialdemokraten, z. B. Willy Brandt, Herbert Wehner und Egon Bahr ausgekübelt haben.