Schießen wir nicht nur auf den deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach ! Dessen Steigbügelhalter und Claqueur, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, ist genauso schlimm. Und wer die Grünen stets ein bisschen besser und moralischer befand als die anderen, muss jetzt besonders enttäuscht sein. Denn Vesper gehört bis heute zu den Grünen, hat aber augenscheinlich bei seinem rasanten Karriere-Aufstieg nach ganz oben an die Spitze des Deutschen Sportes die Moral irgendwo verloren.
Eine Schande für Thomas Bach und die olympische Idee, wie der IOC-Präsident Russland trotz erwiesenen Staatsdopings seiner Athleten davon kommen lässt. In Rio dürfen nun doch über 270 russische Sportler an den Start. Schändlich, unanständig und niederträchtig zudem, dass die russische Whistleblowerin Julia Stepanowa in Rio nicht starten darf. Sie hatte den Dopingskandal aufgedeckt und wird jetzt für diesen „Verrat“ auch und vor allem vom deutschen Putin-Freund Thomas Bach bestraft.
Beschämender Niedergang
Und wo blieb DOSB-Chef Michael Vesper, der Mann, dessen Organisation Bachs Aufstieg an die Spitze des IOC eilfertig und tatkräftig unterstützt hatte ? Mit einem klitzekleinen Rest an Moral und Mut hätte er aufbegehren, widersprechen müssen – und zwar öffentlich. Er hätte nicht schweigend mitansehen dürfen, wie Thomas Bach, diese Negativ-Karikatur des ich-bezogenen Verbands-Sportfunktionärs, die olympischen Ideale der Spiele zertrümmert. Hätte, hat aber nicht. Das einzige, was von dem feigen Herrn Vesper zu vernehmen war: eine geharnischte Schelte gegen Diskus-Ass Robert Harting. Der hatte über Thomas Bach das gesagt, was gesagt werden musste und was auch einem Michael Vesper gut angestanden hätte: „Für mich ist er (Bach) Teil des Doping-Systems, nicht des Anti-Dopingsystems.“ Als hätte Bach mit seiner schamlosen Parteinahme zugunsten des russischen Dopings nicht die Richtigkeit dieser Behauptung bewiesen, sprang Vesper dem IOC-Präsidenten liebedienerisch bei: Was der Diskus-Werfer Harting gesagt habe, sei „absurd und inakzeptabel“. Er werde ihn zur Rede stellen.
1979 gehörte der aufrechte Michael Vesper zu den Gründungsmitgliedern der Grünen. Clever und zielstrebig war er schon immer. So war sein rascher Lauf in der Politik bis in höchste Ministerämter folgerichtig oder gar zwangsläufig. Danach gings als Sportfunktionär immer weiter nach oben. Jetzt aber mündete dieser unaufhaltsame Aufstieg des Michael Vesper in einen beschämenden Niedergang.
Bildquelle: Martin Rulsch, Wikimedia Commons, CC-by-sa 4.0