Eine Vorbemerkung zu Tilman Spenglers jüngstem Roman ist nötig und sie beginnt mit einer Einschränkung: Eigentlich darf der Autor dieser Zeilen über dieses Buch gar nichts, aber auch gar nichts verraten. So großartig ist es. So komisch und so melancholisch. Die Sprache ist elegant und witzig. Es ist ein Roman über den Maler und Freund Jörg Immendorf und es scheint, als sei der Autor als literarischer Reporter unterwegs. Es beginnt mit dem Titel: „Waghalsiger Versuch, in der Luft zu kleben“! Nicht „Der Malerfürst“ oder „Das Vermächtnis“, sondern eben „Waghalsiger Versuch, in der Luft zu kleben“. Großartig.
Und das ist auch der Text. Fünfzehn kleine Kapitel: Abschied, Schopenhauer und Stammzellen heißen sie unter anderem: „Wer auf Momente hofft, in denen Immendorf direkt über den Philosophen Schopenhauer spricht, muss viel Geduld mitbringen. Autoritäten sind dem Maler nicht fremd, doch sie tragen andere Namen und stammen aus seinem eigenen Jahrhundert: Sie heißen Joseph Beuys, wenn sie Künstler, Michael Werner, wenn sie Galeristen sind. Das schließt naturgemäß nicht aus, dass Schopenhauer und Immendorf engen Kontakt halten.“ Und dann Immendorf: „Der Monet kommt doch auch andauernd in meine Atelier und redet über Farben und seine Heuhaufen in Giverny.“
In den Wochen vor der Frankfurter Buchmesse Mitte Oktober ist es nicht ungewöhnlich, dass viele Bücher veröffentlicht werden. Jedes Jahr geschieht das und immer gibt es welche, die herausragend sind. Tilman Spenglers Buch über Jörg Immendorf ist so eines. Und es beginnt, dass kann der Rezensent verraten, mit der Trauerfeier zum Tod des Malers. Der nun schaut seiner eigenen Totenfeier zu. Belustigt. Verwundert. Zornig. Der Leser schaut mit zu. So beginnt dieser Roman, nach dessen Lektüre sich der Autor dieser Zeilen gefragt, warum er nach knapp 157 schon zu Ende ist! Und über den Sten Nadolny geschrieben hat: „Ein wunderschöner, zärtlich-trauriger, poetischer, unnachahmlicher Spengler-Text.“ So ist es!