Das Geldvermögen hat in Deutschland eine Höhe erreicht, die es zuvor nie gegeben hat. Es beläuft sich auf den Rekordwert von 6.170 Mrd. €; Ende 2016 lag es bei 5.581 Mrd. €. Obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer Nullzinspolitik festhält, legen viele Bundesbürger Jahr für Jahr fast 10 % ihrer verfügbaren Einkommen auf die hohe Kante. Im 1. Vierteljahr 2019 wurde sogar eine Sparquote von über 14 % verzeichnet.
Wohlstand für viele, noch nicht für alle
Die neuesten Zahlen der Deutschen Bundesbank belegen, dass der finanzielle Reichtum hierzulande kräftig gewachsen ist. Allerdings dürfte die Verteilung der Vermögen noch differenzierter als früher sein und zu einer weiteren Öffnung der Schere zwischen den wohlhabenden und den ärmeren Schichten geführt haben. Vom einst von Ludwig Erhard bei der Einführung der Sozialen Marktwirtschaft verkündeten Ziel, „Wohlstand für alle“ zu erreichen, ist unsere Republik immer noch weit entfernt. Die immer wieder neu gestarteten politischen Maßnahmen zur „Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand“ haben zwar kleine Erfolge beschert, doch zu einer echten Teilhabergesellschaft hat das alles nicht geführt. Viele Millionen Menschen konnten sich mit der staatlichen Spar- und Bausparförderung, mit der Riesterrente oder Betriebsrente kein oder bestenfalls nur ein kleines Finanzpolster schaffen. Die Förderungen gingen bislang zu sehr in die Breite und nicht in die Tiefe zu den Schichten, die über zu wenig Sparkraft verfügen.
Nachsparen für´s Leben auf Pump
Nicht wenige Haushalte können die größeren Anschaffungen von Autos, Waschmaschinen, Kühlschränken und anderen Waren nur „auf Pump“ machen und mit teuren Krediten finanzieren. Zur Tilgung dieser Anschaffungsdarlehen ist dann das Nachsparen erforderlich. Auch viele von denen, die es zum eigenen Haus oder zu einer Eigentumswohnung gebracht haben, zahlen lange Zeit einen hohen Anteil ihres Einkommens für Tilgungen und Zinsen; ihr Spielraum für das zusätzliche Ansparen eines Geldvermögens ist somit in der Regel recht begrenzt. Die Kredite der privaten Haushalte betragen derzeit etwa 1.800 Mrd. €; davon entfallen gut 60 % auf Wohnungsbaudarlehen und nicht einmal 15 % auf Konsumentenkredite.
Erfolgreich mit Aktien
Bei den Vermögen fällt die Liquiditätsvorliebe auf: Fast 2.500 Mrd. € werden von den Sparern in Bargeld, auf Sparbüchern, in Sparbriefen und Einlagen auf den Konten der Kreditinstitute gehalten – weitestgehend ohne Zinserträge oder bestenfalls im Schnitt mit 0,01 bis 0,25 % verzinst. Diejenigen, die den Mut zum Erwerb von Aktien und Investmentfonds hatten, profitierten im 1. Quartal 2019 von der Erholung der Aktienmärkte. Doch nach wie vor scheuen viele Anleger davor zurück, mit ihrem Geld Anteile an Kapitalgesellschaften zu kaufen. Richtig ist, dass sich die Kurse der Aktien nicht auf einer Einbahnstraße bewegen: Es geht mal aufwärts und auch mal abwärts. Dennoch ist festzustellen, dass der Deutsche Aktienindex (DAX) im Jahre 2009 bei rund 6.000 stand und sich aktuell im Juli 2019 um die 12.200 bewegt.
Langfristig sind Aktien eine solide und wertsteigernde Anlage, die jedoch nur mit dem Geld gemacht werden sollte, das man über längere Zeit nicht unbedingt benötigt, sondern investieren kann. Zudem zahlen die Aktiengesellschaften durchweg jedes Jahr Dividenden an ihre Aktionäre, die damit im Schnitt eine Rendite von ca. 3 bis 5 % erzielen können. Bei der Auswahl einzelner Aktien sollte man indessen vorsichtig sein. Nur der Anleger, der sich mit dem jeweiligen Unternehmen intensiv beschäftigt und dafür gute Informationen hat, kann den Einstieg wagen und später mit Erfolg aussteigen. Zusätzlich sollte vor der Anlage ein Gespräch mit einem seriösen und kundigen Wertpapierberater geführt werden.
Wer nicht Einzeltitel am Aktienmarkt für sein Depot kaufen will, für den bieten sich Investmentfonds mit breiter Streuung an. Inzwischen haben deutsche Sparer Anteile an Investmentfonds im Wert von fast 600 Mrd. € erworben. Viel Sicherheit, aber Minirenditen, die um die 0,1 % liegen, bieten festverzinsliche Schuldverschreibungen inländischer Emittenten – wie zum Beispiel auch Anleihen des Bundes oder der Länder. Damit wird nicht einmal der Kaufkraftverlust des Geldes ausgeglichen, der in den letzten Jahren bei 1,2 bis 2,5 % lag.
Die fondsgebundene Lebensversicherung: Eine gute Alternative
Nach wie vor beliebt bei Anlegern sind Lebensversicherungen und andere Finanzprodukte für die Altersvorsorge. Allein in den ersten 3 Monaten diesen Jahres stiegen hier die Bestände um ca. 20 Mrd. € auf fast 2.300 Mrd. €. Während die klassische kapitalbildende Lebensversicherung, die sich vor Jahrzehnten gut rentierte und ein solides Polster für das Alter bot, stark zurückfiel, ist die fondsgebundene Lebensversicherung eine attraktive Alternative geworden. In vielen Versicherungsgesellschaften -von Allianz bis Zurich- sind gute Fondsmanager aktiv und legen das Geld ihrer Kunden renditestark an. Allerdings gilt auch hier: Die Anlage muss längerfristig orientiert sein und eignet sich nicht für schnelle Wechselmanöver, sondern für Sparer, die Chancen und Sicherheit haben wollen und ihr Geld einer renommierten Assekuranzgesellschaft anvertrauen.
Chancen und Risiken genau prüfen!
Zu viele Privathaushalte kümmern sich immer noch zu wenig um ihre Finanzen. Ihr oft genug sauer verdientes Geld lassen sie mehr oder weniger zinslos auf Konten herumliegen. Gerade angesichts der Nullzinspolitik der EZB, die gewiss noch eine längere Zeit andauern wird, gilt es für jeden, seine Ersparnisse neu zu sortieren und ertragreiche Anlagemöglichkeiten zu suchen. Vorsicht ist dabei die erste Anlegerpflicht, um sein Vermögen zu sichern. Renditen in einer Höhe von 3 bis 5 % sind durchaus möglich und realistisch. Kursgewinne an den Wertpapierbörsen kann niemand garantieren, Kursverluste auch niemand vermeiden.
Gewarnt werden muss jedoch vor manchen unseriösen Finanzberatern, die gar mit zweistelligen Renditen und Supergewinnen den Anleger verlocken, ihre Versprechen aber zumeist durchweg nicht einlösen können. Deshalb gilt bei der Geldanlage: Trau, schau wem! Nur so sind die Risiken zu minimieren, denn auch bei den Finanzanlagen wachsen die Bäume nicht in den Himmel. In jedem Falle sollte der Anleger das ihm angebotene Finanzprodukt verstehen. Klar ist: Je höher die Chancen und die angepriesenen Renditen, um so höher sind auch die Risiken. Manche gierigen Anleger, die sich auf Schiffsbeteiligungen oder Containerfinanzierungen mit angeblich Superrenditeerwartungen einließen, sahen am Ende nur Verluste und ihr Geld nicht wieder, denn die Schiffe waren untergegangen oder die Container waren nirgendwo zu finden.
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