Mit dem Krieg, der heute genau seit vier Wochen wütet, ist es eine merkwürdige Sache.
Zu Beginn und in den ersten Wochen den Tränen nahe, keinen Brennpunkt ausgelassen, emotionale Dinge geschrieben für Facebook und den Blog der Republik, ertappe ich mich dabei, daß ein gewisser Gewöhnungseffekt eintritt.
Ich fange an, mich zu freuen, wenn Bilder von Leichen und Trümmern endlich vorbei sind und atme auf, wenn Dobrindt (oder gestern Merz) auf Sendung sind.
Was etwas heißt.
Das ist etwas, was ich an mir normalerweise nicht kenne, wo ich doch manchmal ein Gerechtigkeitsfanatiker bin.
Ich weiß, daß ich den Krieg nicht anhalten kann, ich weiß aber auch inzwischen, daß ich aus (noch) sicherer Entfernung ihn einfach nicht mehr im Wohnzimmer haben will.
Ich stelle lieber den Fernseher aus, höre mich weiter durch Heidsiecks gesamten Beethoven (heute ist op.90 und op. 101 dran) und arbeite mich weiter durch die 800 kleingedruckten Seiten von Barings „Machtwechsel“, ein Buch, das zeigt, daß es in den frühen 70ern noch verlässliche Partner im Kreml gab, obwohl das bestimmt keine lupenreinen Demokraten waren.
Ich wünsche jeder und jedem sein persönliches kleines Refugium in dieser Zeit.
Sonst drehen wir bald alle am Rad.
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