Russische Kampfjets und Hubschrauber feuern auf Flughäfen, Treibstofftanks, Wohnhäuser, ein Kernkraftwerk, sie zerstören und töten in einem Land, das ihr Präsident Putin doch eigentlich für seine, die russische Interessenssphäre gewinnen wollte. Die Menschen, Frauen mit Babies, Alte fliehen in U-Bahn-Schächte. Putin mag das Land mit seiner militärischen Überlegenheit besetzen, mit Panzern überrollen, Freunde wird er nicht finden in der Ukraine. Wie auch?! Er hat dem französischen Präsidenten Macron in einem Telefongespräch klargemacht, dass er die ganze Ukraine will.
Warum? Mit welchem Recht? Mit dem Recht des Stärkeren, sicher nicht mit der Stärke des Rechts, denn sein Krieg ist ein Angriffskrieg auf ein unabhängiges Land, das früher mal Teil des Sowjetimperiums war, das aber nach der Auflösung der UdSSR und des Warschauer Pakts eigene Wege ging. Kiew will die Nähe Putins und seiner Freunde nicht, zumindest sich dies nicht aufzwingen lassen, sondern selber entscheiden, wohin der Weg des Landes führen wird. Eine Freundschaft oder Partnerschaft, Herr Putin, lässt sich nicht herbeibomben. Und mit Lügen, wie der russische Präsident sie in die Welt gesetzt hat über die angeblichen neonazistischen Umtriebe in Kiew, erst recht nicht. Hier gilt das Sprichwort: Lügen haben kurze Beine. Der Präsident der Ukraine, Selenskyj, ist ein Jude. Wie kann der Autokrat im Kreml so einen Unsinn verzapfen?
Krieg ist so sinnlos
Putin hat die Welt belogen über seine Absichten. Macron hat es ihm gesagt. Auch der Kanzler Scholz hat es gesagt. Putin will Krieg, mit militärischer Macht sich zurückholen, was sich abgewendet hat vom Moskauer Herrschaftsbereich. Das ist die Ukraine, das sind die baltischen Staaten, die schon zur Nato gehören, deren Truppen, Flugzeuge und Panzer in Alarmbereitschaft sind seit Putins Überfall auf die Ukraine. Und die anderen einstigen Ostblockstaaten. Es ist alles so sinnlos, was Putin treibt. Im Westen hatte man eine Zeitlang durchaus Verständnis für die Interessen Russlands, für deren Sicherheits-Bedürfnis. Das ist vorerst vorbei, Herr Putin. Auch die Diskussion über die Nato-Osterweiterung ist Geschichte. Glauben Sie ernsthaft, dass Länder, die seit Jahr und Tag in der Nato und der EU sind, zurückwollen in Ihren Bereich? Nach diesen Erfahrungen, die die Ukraine gerade macht? Niemals! Sie zerstören und haben damit Ihre Glaubwürdigkeit verloren. Schade um Russland, das eine bessere Führung verdient hätte, eine eher demokratische, bei der das Volk mitmachen, mitreden kann. Ihr System hat den Reichtum des Landes unter Ihre Freunde und Oligarchen aufgeteilt, während die Masse der Menschen mit leeren Händen dasteht.
Eine Abstimmung in der UNO hat gerade gezeigt, wer noch auf Ihrer Seite ist: Nordkorea, Syrien, Eritrea, Belarus. Auf solche Freunde kann man verzichten. Man nehme nur das Beispiel Syrien, das von seinem Herrscher Assad mit Ihrer militärischen Hilfe zerbombt wurde. Assad hat mit Ihrem Geld Bomben auf die eigenen Landsleute geworfen und Abertausende getötet, verletzt, Millionen sind auf der Flucht. Ihr Werk, Herr Putin!
Der letzte Freund- isoliert
Ach ja, Sie haben noch einen Freund hier in Deutschland, den ich nur noch XY nenne. Den haben Sie einst eingekauft, kaum, dass er die Kanzlerschaft an Angela Merkel nach der Wahlniederlage abgeben musste. Seitdem wird er bezahlt von Rosneft, Nordstream 1 und 2, im Gespräch ist ferner der Posten des Aufsichtsratschefs von Gazprom, russischen Staatsunternehmen. Herr XY wird seit Ihrem Krieg gegen die Ukraine immer wieder aufgefordert, diese Jobs aufzugeben. Der Sozialdemokrat, der sogar mal Chef der Partei war, wenn man so will in der Nachfolge eines Willy Brandt stand, wird bedrängt, kritisiert, aber er belässt es bei einer mauen Erklärung, die russische Regierung müsse den Krieg beenden. Den Namen Putin erwähnt er nicht, weil er sein Freund ist. So hält er es mit Freunden.
Die Mitarbeiter von XY haben ihn verlassen, die SPD will ihn rausschmeißen aus der Partei, man will ihm die Beiträge zurückschicken, weil Blut am Geld klebt, das XY aus Russland bekommt. Der BVB, dessen Fan XY mal war, hat ihm die Ehrenmitgliedschaft aberkannt, die Stadt Hannover erwägt ähnliches. Der DFB hat ihm schon die Ehrenmitgliedschaft gestrichen, die Uni Göttingen, an der er einst studiert hatte, will ihm den Ehrendoktor entziehen. Das von ihm gestiftete Kirchenfenster für die Marktkirche in Hannover, entworfen von Markus Lüppertz, wird vorerst nicht eingebaut. Man will das Geld von XY nicht. Der Mann, der vor vielen Jahren durchaus beliebt war bei normalen Arbeitern und anderen Beschäftigten, den man wegen seiner Nähe zu den Arbeitgebern auch den Genossen der Bosse nannte, ist zunehmend allein. Kaum noch jemand will mit ihm reden, man meidet seine Nähe. Er wird zur Unperson, zur Persona non grata.
Der Mann, der es aus kleinsten Verhältnissen geschafft hat, nach oben zu kommen, gegen Widerstände das Abitur gemacht, Jura studiert hat, ein Volljurist ist mit beiden Examina, der Mann, der es in den Bundestag schaffte, Ministerpräsident in Niedersachsen wurde, der am Gitter des Kanzleramtes rüttelte, weil er unbedingt da rein wollte, was er schließlich 1998 schaffte. Ein Mann, der Freunde hatte und immer auch Gegner, weil er durchaus unbequem und ruppig sein konnte, der sich teure Brioni-Klamotten umhängte, Cohibas rauchte und schwere Rotweine trank, dem aber auch ein gutes Pils schmeckte. Und der nach seiner Abwahl 2005 in die Dienste der Russen trat und vielleicht den nachfolgenden Politikern manchen guten Hinweis über die Stimmung im Kreml geben konnte, weil er ein Freund Putins war. Der Kritikern gern rüberrief, das geht euch nichts an, es ist mein Leben. Was stimmt und auch nicht ganz, denn der Staat finanziert dem Ex-Kanzler ein Büro in Berlin mit Mitarbeitern, die Rede ist von Kosten in Höhe von über 400000 Euro, es soll geprüft werden, ob man dies nicht ändert, weil XY seine Kohle, viel Kohle aus Russland bekommt, das von einem Präsidenten regiert wird, der Krieg gegen die Ukraine führt, der ein Kriegsverbrecher ist, ein Kriegstreiber. XY ist immerhin noch Ex-Kanzler, wird als solcher erwähnt, gewürdigt, ganz privat ist ein solches Leben auch als Rentner nicht. Er kann ja politisch auf Leistungen verweisen, die er erreicht hat. Wenn er einsehen würde, was ihm viele geraten haben, auf Distanz zu Putin zu gehen, die Mandate niederzulegen. Wenn nicht, macht er auch einen Teil seines Lebenswerkes kaputt.Er weiß es, aber man kennt auch seine Sturheit.
Wir haben uns getäuscht
Man kann sich täuschen, wie so viele sich in Putin getäuscht haben. Aber dann muss man es tun, muss es sagen und nicht weiter kassieren. Wir haben ein anderes Gesicht Putins in guter Erinnerung gehabt, als er 2001 im Reichstag nach einer Rede gefeiert worden war, weil man glaubte, er sei ein Politiker, der Menschenrechte achte, der Russland in eine eher demokratische Zukunft führen werde, einer, der wirklich an einem europäischen Haus mitbauen und in dem Moskau ein Zimmer haben wollte. Und der heute dabei ist, sein Nachbarland zu zerstören. Mag sein, dass Putin gehofft hatte, er könne die Ukraine so nebenbei einnehmen wie einst die Krim. Da hat er sich getäuscht, die Ukrainer wehren sich mit allem, was sie haben. Der Westen, auch Deutschland, hilft mit Waffen, zeigt Solidarität. So geschlossen war die Allianz nie. Wir werden helfen und wir werden, falls das nötig ist, uns wehren. Russland wird wegen des Kriegs, anders als damals bei der Krim, weltweit geächtet. Putin droht sogar mit einem nuklearen Krieg. Die Gefahren sind riesig, weil niemand weiß, ob Putin wirklich dazu willens ist.
Es wird gekämpft in Kiew, Charkiw, Mariupol. Panzer rollen in langen Schlangen ins Land. Wie weit wird es gehen? Gibt es einen Ausweg? Was wird, wenn Putins Soldaten und Panzer in einer Sackgasse landen, aus der sie kaum heil heraus finden? Wenn Putin merkt, wie blutig und opferreich der Krieg, den er angezettelt hat, auch für ihn, für Russland wird? Wenn russische Mütter klagend auf die Straße gehen?
Die Bilder vom Krieg, die uns übers Fernsehen ins Wohnzimmer geliefert werden, machen die einen stumm, lassen andere wütend werden, andere draußen demonstrieren gegen Putins Welt. Sie zeigen uns zugleich die Not, in der die Menschen in der Ukraine sind. Sie berühren uns, weil wir Krieg und Zerstörung nur aus der Erinnerung kennen. Er ist so sinnlos, wie alle Kriege immer waren. Brutal, unmenschlich. Putin stammt aus Leningrad, was heute St. Petersburg heißt. Hitlers Krieg hat fast eine Million Menschen in seiner Heimatstadt getötet, er hat sie verhungern und erfrieren, andere erschießen lassen. Jeder Krieg ist unmenschlich, auch dieser in der Ukraine. Er ist mit Putins Namen verbunden, was ihm aber nicht zur Ehre gereicht.