• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Donnerstag, Mai 15, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Politik

Parlamentarische Streifzüge durch 75 Jahre Bundestag: Die letzten Sätze von Helmut Schmidt als Bundeskanzler: „Noch habe ich das Recht, hier zu reden“

Norbert Bicher Von Norbert Bicher
4. November 2024
Helmut Schmidt 1982

Das Protokoll hat seine letzten Worte als Kanzler verschluckt. Der Redner taucht nicht auf – als sei er längst abgeschrieben. An jenem denkwürdigen 1. Oktober 1982, an dem die FDP den fliegenden Wechsel von Helmut Schmidt zu Helmut Kohl vollzog. Mit seiner bewegenden Abschiedsrede hatte der noch amtierende Bundeskanzler den Ton angegeben. Eine große Rede, die die Republik gespannt an Radios und TV-Bildschirmen verfolgte. Doch das Ende der Kanzlerschaft konnte sie nicht aufhalten. Die Stunden waren gezählt. Die von Kohl ausgerufene „geistig moralische Wende“ stand bevor.

Wie die aussehen könnte? Das ließ in der Debatte CDU-Generalsekretär Heiner Geißler aufblitzen. Ihn empörte, dass sich Hildegard Hamm-Brücher, die große Liberale, ihre Gewissensentscheidung nicht von der Parteiraison verbieten lassen wollte. Und sich dabei auf die Prinzipien des Christentums berief.

Sie könne nicht einfach gegen Schmidt stimmen, mit dem sie und das gesamte Kabinett bis zum Schluss vertrauensvoll zusammengearbeitet habe. Das verstehe sie als eine „christliche Reaktion“. Im Übrigen: „Ich finde, dass beide dies nicht verdient haben. Helmut Schmidt, ohne Wählervotum gestürzt zu werden, und Sie, Helmut Kohl, ohne Wählervotum zur Kanzlerschaft zu gelangen.“

Ihr Mut beeindruckte die Sozialdemokraten so sehr, dass Fraktionschef Herbert Wehner noch während der Debatte einen Blumenstrauß besorgen ließ, den er Hamm-Brücher wortlos reichte. Dass die Liberale mit ihrer Aussage auch den Nerv großer Teile der Bevölkerung getroffen hatte, war dem Jesuitenschüler Geißler klar. Deshalb holzte der CDU-Mann, sprach Hamm-Brücher und anderen FDP-Abweichlern das Recht ab, sich bei ihrer Entscheidung auf „christliche Grundsätze“ berufen zu dürfen und warf ihnen vor: „Was ich hier gehört habe an Appellen, an Ressentiments und Emotionen, kann ich teilweise nur verstehen als Anschlag auf unsere Verfassung.“
„Lebhafter Beifall“ registriert das Protokoll in den Reihen der CDU/CSU und bei einigen Liberalen. Andere FDP-Abgeordnete reagieren mit Wut und Entsetzen. Und die SPD-Fraktion ist empört.

In dieser aufgeheizten Stimmung eilt Helmut Schmidt ein letztes Mal von der Regierungsbank zum Rednerpult. Ungeplant, spontan. So spontan, dass er mit seinen emotionalen Abschlussworten in der Rednerliste des Protokolls gar nicht auftaucht. Wie ein Vulkan bricht es aus ihm heraus, der Zorn ist ihm ins Gesicht geschrieben: „Wenn die freie Meinungsäußerung eines Abgeordneten oder einer, die ankündigen, nach ihrem Gewissen zu reden und zu handeln, bezeichnet wird als ein Anschlag auf unsere Verfassung…“

Wütende Zwischenrufe unterbrechen ihn. Kohl, der Schmidt in wenigen Minuten ablösen will, ahnt die Wirkung, weiß, dass sein Generalsekretär die Stimmung vergiftet hat und ruft dazwischen: „Das stimmt doch gar nicht!“ Unterstützt vom Zwischenruf-Grummeln seiner Fraktion. Schmidt wiederholt: „…als ein Anschlag auf unsere Verfassung…“ Noch größere Unruhe in der CDU/CSU-Fraktion. Und da bricht es aus Schmidt heraus: „Ich habe nur die Absicht, drei Sätze zu reden, und ich bitte mich ausreden zu lassen.“ Und noch einmal steigert sich sein Zorn, als er die ertappten Schreier auf den Noch-Oppositionsbänken unter stürmischem Beifall seiner Fraktion schneidend belehrt: „Noch habe ich das Recht, hier zu reden.“

Wer Jahrzehnte später diesen Auftritt in Fernsehaufzeichnungen verfolgt, erkennt, dass sich Schmidt dieses Recht von niemandem hätte nehmen lassen, dass er es genoss, auf dieses Recht zu pochen. Und dass er an diesem 1. Oktober 1982 abgeschlossen hatte mit jener FDP, die Kohl ohne Wahlen ins Kanzleramt beförderte.
Der Zorn, kurz aufgewallt, scheint plötzlich verflogen. Schneidende Analyse, der letzte Satz: „Wenn das ein Anschlag auf die Verfassung sein soll, dann muss sich die Führung der FDP fragen, ob sie wirklich mit einer solchen Illiberalität und Intoleranz eine Verbindung eingehen will.“

Drei Sätze, die es in sich haben. Drei Sätze, die den Wende-Architekten Hans Dietrich Genscher niemals los gelassen haben. Drei Sätze, die wie im Brennglas das Format des scheidenden Kanzlers Helmut Schmidt belegen.

Erstveröffentlichung in www.vorwaerts.de

 

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Vorherigen Post

Wehe, wenn Trump siegt

Nächster Beitrag

Alice Weidel und ihr Nazi-Opa                    

Nächster Beitrag
Großvater von Alice Weidel

Alice Weidel und ihr Nazi-Opa                    

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025
  • AfD-Frau fordert DNA-Tests – und Ausbürgerung politischer Gegner 27.12.2024
  • Das Zentrum für politische Schönheit ist der Gegener der AfD mit den ausgefallenen Ideen. jetzt, zum Wahlkampf präsentieren die Aktivisten den Adenauer, einen ehemaliges Justizmobil und will damit so manche Veranstaltung besuchen. Der ganze Plan in diesem Video 13.12.2024
  • Mission Silberlocke: So Wollen Gregor Gysi, Bodo Ramelow Und Dietmar Bartsch die Politik aufmischen! Dämmert’s jetzt? Eine Rekonstruktion der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags 24.11.2024
  • Dämmert’s jetzt? Eine Rekonstruktion der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags 28.09.2024
  • Rechtsextremist Höcke und seine AfD: Durchgedrehte Elefanten im Porzellanladen der Demokratie. 27.09.2024
  • AfD macht ihre Wähler unglücklich 18.09.2024
  • Beeindruckende Doku über die Lage in Ostdeutschland nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. Die Brandenburger sollten sich ansehen, welche Probleme auf ein Land zukommen, wenn die AfD 1/3 der Zustimmung bekommt. 12.09.2024
  • AfD bekommt „Medienbonus“ bei ARD und ZDF 10.09.2024
  • Mediales Versagen. Die öffentlich-rechtlichen Medien betreiben das Geschäft der Sahra Wagenknecht 09.09.2024
  • AfD & Höcke stoppen! An alle demokratischen Parteien: "Nie wieder ist jetzt". 03.09.2024
  • Mit Rechtsextremismus spielt man nicht, aber das "Adé AfD Spiel" ist absolut empfehlenswert! 29.8.2024
  • Höcke hetzt gegen deutsche Unternehmen, die sich für Demokratie und Vielfalt engagieren, und wünscht denen "schwere, schwere Zeiten". Siehe die u.s. Aussage des Direktors des Instituts der deutschen Wirtschaft, Prof. Dr. Michael Hüther: „Die AfD ist Gift für unsere Wirtschaft“ 28.8.2024
  • Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Prof. Dr. Michael Hüther: „Die AfD ist Gift für unsere Wirtschaft“ 27.8.2024
  • NZZ: Zu Besuch bei Björn Höcke: «Der ‹Kampf gegen rechts› schadet uns nicht», sagt er 22.8.2024
  • "NachDenkSeiten": Wagenknechts Schreibbrigade 12.8.2024
  • Wie die Freien Sachsen Politik mit Terror verändern wollen 2.8.2024
  • Höcke droht bei Wahlkampfveranstaltung der Polizei und kündigt "Besuch" der Polizeistation mit 1.000 vermutlich gewaltbereiten Rechtsextremisten an 29.07.2024

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.733 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Philipp Sonntag bei Wie der Krieg in der Ukraine beinahe ins Nukleare abgerutscht wäre
  • Sascha F. bei Ein JA mit schweren Hypotheken
  • Christoph Fischer bei Zwischenruf: Die SPD als Vizekanzler-Wahlverein?
  • Robert Rabe bei „Si vis pacem para bellum“ – „Wenn Du Frieden willst, rüste Dich für den Krieg“(Cicero)

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.733 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

Banner mit rotem Friedenszeichen

Erklärung des Seniorenrats der SPD vom Oktober 2024

14. Mai 2025
Friedenstaube fliegt aus zusammengehaltenen Händen

Der effektivste Antisemit

14. Mai 2025
Automatische Gewehr und Pistolen liegen übereinander

AfD – Kurioses und Kriminelles vom rechten Rand Update 15

14. Mai 2025
Schiffchen aus Euroscheinen

Die LINKE im demokratischen Bogen

14. Mai 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden NoAfD Rechtsextremismus Ukraine USA wehrhafte Demokratie

© 2024 Blog der Republik.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2024 Blog der Republik

❤️ Unser Blog lebt durch Sie! ❤️

Das Erstarken der Rechtsextremen und Rechtspopulisten in ganz Europa in den letzten Jahren und gerade jetzt bei der Wahl zum Deutschen Bundestag besorgt uns alle zutiefst. Denn diese Kräfte wollen die zentralen Werte unserer Gesellschaft in Frage stellen und Demokratie als Lebens- und Regierungsform zerstören. Dagegen treten wir aktiv ein und engagieren uns für eine freiheitliche, soziale und gerechte Demokratie.

Dazu brauchen wir die Unterstützung unserer Leser*innen. Möchten Sie dazu beitragen, dass der Blog der Republik weiterhin informativ bleibt und sich weiterentwickeln kann?

Bereits mit 5 Euro helfen Sie uns, hochwertigen Journalismus zu sichern und neue Inhalte für Sie bereitzustellen.
Ihre Unterstützung macht den Unterschied!

Jeder Beitrag zählt – sind Sie dabei?

Ja, ich möchte den Blog der Republik unterstützen.