Ich hatte einen Traum!
Vor dem Einschlafen hatte ich noch die Aussagen eines unserer führenden Forschungsmanager gelesen, der all die Vorteile und Gefahren der „Künstlichen Intelligenz“ benannte, aber im Resümee feststellte, dass für ihn die Chancen die Risiken „ganz klar überwiegen“. Ich dachte noch darüber nach, wie er die Chancen schnellen und entschlossenen Handelns mit der Gefahr, den Anschluss zu verlieren, unterstrichen hatte, als ich wahrscheinlich schon im Traumland gelandet war.
Ich sah mich von weit oben herab den Anstieg vieler Gruppen an den Hängen eines riesigen Bergmassivs beobachten. Ganz offenbar kletterten sie auf getrennten Pfaden um die Wette. Im geträumten Zeitraffer konnte man auch erkennen, dass sich die einzelnen Gruppen immer weiter auseinanderzogen, weil nicht alle gleich schnell klettern konnten. Mir leuchtete schon ein, dass alle nach einem Platz auf der Höhe strebten, weil da die Aussicht immer phantastischer zu werden versprach und obendrein auch bessere Luft herrschte.
Ich konnte auch beobachten, dass diejenigen am Ende der Gruppen, die offenbar nicht mitkamen immer wütender wurden, weil sie von oben mit Fernsehbildern auf ihren Handys abgespeist wurden, während ihnen die von der Spitzengruppe gelösten Steine entgegenrollten und auch die Bergbäche verschmutzt an ihnen vorbeirauschten.
Allerdings meldeten die Sender, dass der Berg beliebig hoch sei und am Ende Platz für alle da sein werde.
Man konnte aber auch erkennen, wie einzelne sich zusammenschlossen und berieten – vereinzelt sah man intelligent konstruierte Steinschleudern, mit denen offenbar den Spitzen der Gruppen die von oben herab prasselnden Steine zurück katapultiert werden sollten.
Natürlich konnte ich die Botschaften der Spitzenleute für die Zurückbleibenden auf meinem Handy auch lesen: “ Wir wollen doch schnell sein für euch!“, hieß es da, „Wir wollen doch gemeinsam die Spitze erklimmen und nicht zu anderen aufblicken! Jeder Höhengewinn gibt auch euch weiteren Blick und bessere Luft. Seid stolz, dass ihr dabei seid, denn unsere Gruppe ist eine Spitzengruppe.“
Da fiel mit das Handy aus der Hand und fiel in die Tiefe. Das erschreckte mich so, dass ich aufwachte und wieder Gerd Eisenbeiß war, der auch einmal führender Forschungsmanager gewesen war. Mir war sofort klar, dass ich „im Amt“ genauso gesprochen hätte wie der Traum auslösende Kollege. Natürlich müssen wir gut, ja sehr gut sein; und wir dürfen nicht zurückfallen.
Ich kam nur nicht mehr so leicht damit zurecht, dass nicht nur im Traum der Berg nur endlich hoch war und die Spitze nur für wenige von den 8 Milliarde Bergtouristen reicht.
Als ich das alles einem klugen Freund erzählte, tröstete er mich: „Solange du noch lebst, sind alle noch an jenem Hang beschäftigt. Das Danach wird andere betreffen.“ Ich maulte nur noch: „Aber meine Kinder und Enkel!“ und dann gingen wir in den nächsten Biergarten.
Bildquelle: flickr, stefg74, Mitikas Stefani, CC BY 2.0