Bis zum Jahre 2032 wird noch viel Wasser durch den Rhein und die Ruhr fließen. Doch in diesem Jahr sollen die Olympischen und Paraolympischen Spiele in Nordrhein-Westfalen stattfinden. Dafür wirbt jedenfalls landauf, landab Michael Mronz, einer der begnadeten Sport- und Eventmanager Deutschlands und der Ehemann des inzwischen verstorbenen Guido Westerwelle.
Noch hält sich die Euphorie in den Regionen von NRW in Grenzen. Manche Oberbürgermeister, von denen der eine oder andere bei der jüngsten Kommunalwahl sein Amt verlor, hat Mronz schon hellauf für Olympia begeistert, andere halten sich eher bedeckt oder gar sehr zurück. Angesichts der riesigen Strukturprobleme in zahlreichen Städten des Ruhrreviers sind viele nicht davon überzeugt, dass die Olympiade ihnen ein neues Wirtschaftswunder bringen wird. Sie trauen den großspurigen Visionen des Promoters Mronz nicht, der jüngst wiederholt verkündete: Die Region Rhein-Ruhr war in den 50er und 60er Jahren ein fossiles Wirtschaftswunder. Nun haben wir eine große Chance, ein nachhaltiges und digitales Wirtschaftswunder zu schaffen.“
Runderneuerung an Rhein und Ruhr
Seine Ziele sind mehr als ehrgeizig, denn er will die Kräfte und Ressourcen für die Mobilität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit für eine Modernisierung und Revitalisierung mobilisieren. Alles soll nicht für, sondern durch Olympia vorangebracht werden. So verlockend die Idee auch ist, die Realisierung würde viel, sehr viel Geld aus den öffentlichen Kassen kosten. Derzeit pfeifen manche Kommunen aus dem letzten Loch. Auch das Land ist mit seinen Finanzen keineswegs auf Rosen gebettet. Und der Bund verfügt nicht mehr über Überschüsse in seinem Haushalt und wird in den nächsten Jahren das Ziel der „Schwarzen Null“ wohl kaum erreichen können. Auch dürften die großen Künste des Event-Managers Mronz, mit seinem „fund-raising“ Milliarden bei privaten Sponsoren locker zu machen, an Grenzen stoßen.
Milliarden für die Infrastruktur
Die weltweiten Erfahrungen mit großen Sportereignissen – von Olympiade bis Fußball-Weltmeisterschaft – waren nicht gerade geeignet, neue Wirtschaftswunder herbeizuzaubern. Den zum Teil extrem hohen Kosten standen keine entsprechenden Erträge gegenüber – weder direkt noch indirekt. In NRW gibt es heute zahlreiche Fußballstadien, doch keine olympiareife Leichtathletik-Arena. Die Verkehrsinfrastruktur ist nicht optimal, um den Besuchern aus aller Welt die Anfahrt zu den verschiedenen Sportstätten in schnellem Tempo zu garantieren. Die Digitalisierung mag manches bei der Organisation erleichtern, doch die großen Probleme werden damit nicht gelöst. Kommunale Olympiaträumer reservieren zwar schon ehemalige Kasernengelände und verhindern dadurch aktuell, dass neue Sozialwohnungen gebaut werden, obwohl diese dringend gebraucht werden.
Bürgerentscheid in 2022
Ohnehin ist heute nicht sicher, ob Deutschland mit seiner Bewerbung um die Olympischen Spiele im Jahre 2032 erfolgreich abschneiden wird. Denn es gilt, dabei schon gegen andere Nationen zu bestehen. Der Aufwand für die Bewerbung dürfte zwar einigermaßen überschaubar sein, doch bis wir – wie es der Protagonist Mronz schon prophezeit – „der Welt als Dividende Olympische Spiele präsentieren können“, müssen hohe Hürden übersprungen werden. Spätestens Anfang des Jahres 2022 soll eine Bürgerbefragung in 14 potenziell interessierten Städten Nordrhein-Westfalens stattfinden. Das Ergebnis ist völlig offen. Doch bis dahin wollen Mronz und seine Initiative das Budget für die Organisation erstellen. Doch das wird bestenfalls für die ersten, gewiss wichtigen Meter eines Marathonlaufs reichen, um durch das NRW-Olympiator mit Erfolg zu laufen.
Bildquelle: Pixabay, Bild von Gerd Altmann, Pixabay License
Ich hoffe mal wirklich, dass es eine Art Bürgerentscheid gibt. Der Straßenverkehr wird mit einer Olympiade nicht besser in NRW. Hoffentlich ist aber bis dahin das Gröbste der Coronakrise überstanden.