Nun jammert Jan Josef Liefers, dass man fast schon Mitleid mit ihm haben möchte: „Ich habe tagelang kaum geschlafen, wusste gar nicht, wo oben und unten ist. Das war alles wie in Zeitlupe, wie ein Knalltrauma. Man hört nichts mehr, hat nur noch so ein Fiepen im Ohr.“ Zitat aus einem langen Interview, das der Schauspieler der „Berliner Zeitung“ gegeben hatte.
In seinem Video für die Aktion #allesdichtmachen hatte er die Corona-Politik der Bundesregierung mit dem Narrativ von AfD und Querdenkern lächerlich gemacht, ALLE Medien in Deutschland als kritiklos gleichgeschaltet hingestellt, und damitzwangsläufig auch noch tausende Corona-Opfer und ihre Angehörigen verhöhnt, ebenso Ärzte und Pfleger auf den Intensivstationen. Und nun lamentiert Herr Liefers über heftige Gegenreaktionen: „Ich habe mit Kritik gerechnet, aber nicht damit, dass ich als Rechter, Antidemokrat und Coronaleugner beschimpft werde.“ Da möchte man fragen, „womit, lieber Herr Liefers, haben Sie denn sonst gerechnet, wenn Sie wie ein Rechter, Antidemokrat und Coronaleugner daherreden, als Schauspieler formal nur viel überzeugender, als es die Rechten, Antidemokraten und Coronaleugner je könnten ?“. Und ein bisschen stolz ist er ja immer noch, nachdem er aus seinem „Knalltrauma“ aufgewacht ist. Man dürfe wohl infrage stellen, „ob die Aktion wirklich so missglückt ist….Wann in den letzten zehn Jahren gab es denn mal einen Protest, der so viel Widerhall fand ?“ Als seien empörte Reaktionen auf offensichtlichen Quatsch schon ein Qualitätsmerkmal an sich, als mutierte Unsinn damit zu Sinn.
Und dann die Naivität, zu der sich Liefers in seinem Jammer-Interview bekennt. Der Regisseur Dietrich Brüggemann habe ihn angerufen. „Ich kenne Brüggemann nicht so gut, aber er hat mal einen Film gemacht, den ich ganz toll finde.“ Das reichte und schon war Liefers bei der Aktion #allesdichtmachen dabei. Von ihm keine Frage, wer denn alles hinter der Aktion stehe, welche Motive die Initiatoren haben könnten – nein, stattdessen immer feste drauf.
Regisseur Brüggemann, so kann man es jetzt wieder im Berliner „Tagesspiegel“ nachlesen, unterstützt aktiv die Initiative „1bis19“. Deren Gründer Paul Brandenburg ist bei den Querdenkern. Und die Querdenker, das könnte auch Jan Josef Liefers aus der von ihm angepöbelten Presse erfahren, machen Stimmung gegen Corona-Schutzmaßnahmen und Impfungen und verprügeln gelegentlich schon mal Journalisten der gleichgeschalteten „Lügenpresse“. Wer da wie der beliebte Tatort-Star mitmacht und nicht wenigstens im Nachhinein über sich selbst erschrickt, sollte jetzt nicht die Heulsuse geben.
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