Die Tötung der beiden Führer von Hamas und Hisbollah in Teheran und Beirut macht eine Konfliktlösung im Gaza-Streifen mit der Freilassung der Geiseln in absehbarer Zeit unmöglich. Schlimmer noch: Netanjahu hat sich mit diesem sinnlosen Racheakt die Verlängerung seiner Amtszeit auf blutige Weise und gegen die Interessen Israels erkauft. Dies wird weitere Menschenleben in unbekannter Zahl kosten.
Es war auch deshalb ein sinnloser Racheakt, weil die hingerichteten Politiker nach Auffassung vieler Sachkenner rasch ersetzt werden können. Frieden ist in weite Ferne gerückt und der große Krieg zur unmittelbaren Bedrohung geworden.
Der Iran ist durch den Angriff mitten in der Hauptstadt auf das Äußerste provoziert. Ein unter Schutz des Staates stehender Gast wird vor den Augen seiner Gastgeber und der ganzen Welt getötet. Man stelle sich ein ähnliches Szenario in einem europäischen Staat vor. Es ist kaum vorstellbar, dass dies ohne eine Reaktion von ähnlichem Gewicht ausgeht. Die große Frage wird sein, ob und wie Israel den sich abzeichnenden Konflikt bestehen kann. Wie wird Deutschland dann die versprochene Staatsraison zugunsten Israels einlösen?
Dass weder Biden noch Trump vor den Präsidentschaftswahlen Israel eine geforderte Unterstützung Israels im Konfliktfall verweigern, kann man wegen der Rücksichtnahme auf die jüdischen Wähler ausschließen. Netanjahu hat freie Hand bei seinem Tun. Zur Erinnerung: Die Ermordung des österreichischen- ungarischen Thronfolgers am 28. Juni 1914 in Sarajevo hat den ersten Weltkrieg ausgelöst.
Inzwischen toben radikalisierte israelische Siedler in der Westbank ihre Wut ungehindert an der palästinensischen Bevölkerung aus und im Gaza-Streifen werden weiter unschuldige Zivilisten gemetzelt. Ich kann in dieser Gemengelage nicht mehr von einer Solidarität mit Israel reden.
Bildquelle: Bildausschnitt Netanjahu, ursprünglich Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, Österreich, CC BY 2.0