Ich selber kann an einen guten Gott nicht glauben. So einer hat mich als Kind leider überhaupt nicht beschützt.
Dennoch habe ich immer noch so viele Kirchenlieder – ihre schönen Melodien und andachtsvollen Texte – aus jener kindlichen Zeit im Kopf, ja in mehreren Strophen beeindruckend abrufbar.
Und immer, wenn es damals im Gottesdienst und im evangelischen Mädchen-Gymnasium in deren Unterstufe um Jesus ging, war ich gespannt, was er wieder so alles hinbekommen hat.
Immerhin also war der Mensch gewordene Sohn Gottes eine Art Hoffnungsträger. Dieser Jesus – er engagierte sich für Gerechtigkeit, widersprach deutlich der Obrigkeit, zeigte mit solidarischen Aktionen, dass er auf der Seite der „Erniedrigten und Beleidigten“ war und blieb. Unbeirrt – wie später Gandhi und Mandela.
Und wie schlecht es ihm, dem noch jungen Mann Jesus dann zunehmend erging, wie allein auch er schließlich war. „Hohn und Spott“ jede Menge, so ausgeliefert, so mutig, so opferbereit, und immer der Wahrheit verpflichtet, bis zum bitteren Ende.
Das mit der Auferstehung und aufgehoben in Gottes Hand – da hatte ich allerdings erhebliche Zweifel.
An diese Art von Trost konnte ich kaum glauben.
Alexej Nawalny, der Jesus von und für uns heute?
Das wäre was! Ich kenne keine öffentliche Person, die so ausgeliefert, todesmutig, voller Widerstandskraft weiterkämpft. Er hätte sich doch retten können, als er in allerletzter Sekunde nach der russischen Vergiftungs-Attacke in Deutschland landete, und sich nach Monaten in der Reha noch mal erholen konnte. Einfach bei uns bleiben, nie mehr zurück in diesen sadistischen Staatsterror mit seinem eiskalten Zyniker an der Spitze. Und wie furchtbar gequält sieht Nawalny aktuell aus, wieder absurde weitere 19 Jahre zu der verschärften Isolationsfolter. Das ist so unfassbar brutal.
Aber – Nawalny will als lebendiges Fanal in Russland sichtbar – und spürbar bleiben für seine weiterhin für FREIHEIT und rechtsstaatliche DEMOKRATIE kämpfenden Mitbürger und Mitbürgerinnen.
Ich hoffe sehr, dass die katholischen und evangelischen Pastoren für diesen wundervollen Jesus-Nachfolger ganz doll beten – still ihn schützend umhüllen in ihrem Gebet – und sehr wohl laut auch ihren Gemeinde-Mit-Menschen in den Kirchen davon erzählen, wie mutig und voller Geistes – und Seelen – Kraft sich dieser russische Widerstandskämpfer ja auch für unsere globalen demokratischen Grundwerte einsetzt!
Ach – es wäre so eine politische Deutlichkeit auch in Kirchenräumen wohltuend und ein spürbares Engagement auch für unsere westliche Demokratie, für die wir alle weiter klar unsere Stimmen erheben müssen. Wann – wenn nicht jetzt? Wo, wenn nicht hier? Wer, wenn nicht wir?
Bildquelle: Alexey Yushenkov / Алексей Юшенков, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Eine Coole Idee. Putin, der Statthalter Roms, der seinen ärgsten Widersacher nicht töten kann, nur wegsperren und foltern. Navalny mit unglaublich viel Hoffnung und Leidensbereitschaft als Wegweiser für ein neues Russland.
Mein erster Gedanke… jetzt wo er wohl tot sein soll. Wie Jesus hat er sich aufgeopfert. 1:1 scheint er wie Jesus den Kreuzweg gegangen zu sein, um den Menschen zu zeigen, dass sie keine Angst haben müssen. Was ein Mensch. Ein Held. Eine Märtyrer. Ich bin auch nie sehr gläubig gewesen, aber die Geschichte von Nawalny… ich wünschte er wäre in Deutschland geblieben.