Man macht sich ja so seine Gedanken darüber, ob und wie das Gemetzel in der Ukraine beendet und Europa endlich wieder ruhig im Tiefschlag versinken kann.
Neulich habe ich geträumt, Wladimir Putin hat sich mit Iwan dem Schrecklichen, Peter dem Großen und Katharina der Großen getroffen, um die Frage zu klären, wie viele Kriege nötig wären, um Russland zu seiner angemessenen Größe zu führen. Stalin war noch online zugeschaltet. Zar Iwan hatte seinen Hauptfeind in den Khanaten der Tataren. Die vertrieb er weitgehend und konnte so Sibirien erobern und weitere Gebiete im heutigen Tadschikistan und Kasachstan „befrieden“. So erzählte er es Putin. Gern hätte er noch mehr erreicht, aber die Auseinandersetzungen mit den Bojaren haben ihn in Russland gebremst.Immerhin wurde das Reich in seiner Ausdehnung verdreifacht.
Peter der Große erklärte Putin, die Zukunft für Russlands Entwicklung liege in Richtung Europa. Er habe sich schließlich persönlich davon vor Ort überzeugen können. Deshalb habe er sein Hauptaugenmerk auf einen Ostseezugang für Russland gerichtet. Dabei, so beklagte er, seien die Königreiche Polen-Litauen und Schweden im Wege gewesen. Sein Ziel habe er im großen Nordischen Krieg erreicht und dem schwedischen Karl 1709 in Poltawa die Leviten gelesen. Polen-Litauen sei damals schon ziemlich schwach auf der Brust gewesen und so habe er sich mit der Gründung von St. Petersburg das Tor zur Ostsee und damit den Seeweg zu Europa öffnen können. Auch das Baltikum und Finnland hätten so befreit werden können.
Katharina die Große, eigentlich deutschen Blutes, wollte gern ans Mittelmeer, weil es von da nicht weit nach Afrika und Südeuropa sei, erklärte sie wortreich dem neuen Zaren Putin.Sie knöpfte Polen-Litauen weite Teile der Ukraine ab, vertrieb die Krim Tataren und eroberte schließlich die Krim von der Pforte, wie das osmanische Reich damals genannt wurde. Auch weite Gebiete am schwarzen Meer konnte sie so für Russland ergattern, was sie mit der Gründung von Odessa krönte.
Um vom Schwarzen Meer ins Mittelmeer zu gelangen, mussten nur noch Konstantinopel und die Dardanellen erobert werden. Dieses Ziel musste sie aber, so geht es meistens uns allen, mit ihrem letzten Atemzug den Nachfolgern überlassen. Ihr Enkel Alexander der I. hat sich weiter von der Pforte bedroht gefühlt und deshalb rasch Armenien, Georgien, Aserbeidschan und andere Kaukasus Länder besetzt und Russland angegliedert. Nur der Krimkrieg Mitte des 19. Jahrhunderts hat Russlands Verteidigungsdrang Richtung Konstantinopel schließlich stoppen können.
Stalin hat dem Putin online in die Augen geschaut und gesagt, er sei auf dem richtigen Weg. Er habe aus der Geschichte gelernt, Russland müsse den ständigen Bedrohungen durch seine Nachbarn offensiv begegnen. So habe er schließlich nach dem 2. Weltkrieg durch die Vereinbarungen mit den gutgläubigen Alliierten auch Osteuropa zur Hochsicherheitszone für Russland machen können. Die Ukraine könne er, Putin, jetzt wunderbar aufteilen mit Polen, der Slowakei, Ungarn und Rumänien. Dann sei man auch endlich die von europäischer Kultur infizierten Bevölkerungsteile los. Polen wäre glücklich, Teile seiner im Krieg 1920/21 von der Sowjetunion eroberten Gebiete jenseits der Curzon-Linie nach der 1945 erzwungenen Rückgabe nun wieder zu erhalten. Und für die Slowakei und Ungarn wäre der alte Besitz aus der K und K Monarchie wieder hergestellt. Kyrill, werde ihm, Putin, sicher mit Hilfe der staatsgläubigen Orthodoxen Kirche Russlands bei der Begründung für die Rückgliederung des Baltikums Rückendeckung geben.
Bildquelle: flickr, openDemocracy, CC BY-SA 2.0