Selbstverschuldet und von einer offenbar uneinsichtigen Funktionärsschicht geführt leiden die an politischer Magersucht leidenden Sozialdemokraten nicht nur am Vertrauensverlust der Wähler, sondern vor allem an der Führungsschwäche, Uneinsichtigkeit und Ideenlosigkeit der Parteispitzen, die das Erbe von Willy Brandt, Helmut Schmidt, Gustav Heinemann oder Johannes Rau verschleudert haben. Nun, wie in einem Coup d’etat mit schlecht getarnter Erpressung, hat Lars Klingbeil die Macht an sich gerissen. Angesichts der internationalen Turbulenzen und der schnell zu lösenden innenpolitischen Bedrohungslage durch die AFD sieht er sich und sein Parteipräsidium gezwungen, nun auch den Fraktionsvorsitz zu übernehmen, Klingbeil, einer der Architekten des Niedergangs argumentiert zudem mit dem Erneuerungsprozess, den er für die Partei angestossen hat. Doch, welche grundlegende Erneuerung, welches Programm, welche Erfolg versprechende Erneuerung wurde durch dieses Funktionärsduo Klingbeil/Eskens eingeleitet? Mir ist davon nichts bekannt, den Wählern wohl auch nicht und wer eine Zeitenwende nur aufs Militärische bezieht und nicht als eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, wo es ja auch gewaltige Herausforderungen gibt, der müsste als doppelte Nulllösung abtreten. Schlecht vorbereitet und nur auf Aufrüstung fokussiert hat sich damit die SPD in eine konservativ-muffige Ecke drängen lassen und die Chance als Gestalterin einer breiten gesellschaftlichen Erneuerung, auch als wichtiger Baustein, wie ein neues Godesberger Programm, vertan. Noch am Wahlabend den Machtanspruch zu erneuern war würdelos, ohne Demut und im Kern ein dreister Schlag ins Gesicht einer Partei, die einst für ihre Diskussionsfreude bekannt war.
Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren, haben wir als Studenten in den 70 er Jahren den Professoren zugerufen. Nun, als alter Mann muss ich ihn wieder riechen, diesen üblen Geruch aus Uneinsichtigkeit und Sturheit.
Die Linkspartei hat vorgemacht, wie ein Erneuerungsprozess mit frischer Führung und ebenso talentierten Silberlocken in Gang gesetzt werden kann. Christian Lindner übrigens hat zumindest in der Art und Weise seines Rücktritts von Amt und Würden klar und deutlich Verantwortung gezeigt, die diese doppelte Nulllösung der vermissen lässt.
Wieder ist Vertrauen verloren gegangen.
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