Ein Rastplatz an der Autobahn Köln – Aachen, bis auf den letzten Meter vollgestellt mit hunderten LKW, fast alle mit Fahrern und Kennzeichen aus Osteuropa. Wenn bei uns an Heilig Abend die Kirchen überfüllt sind, unter den glitzernden Weihnachtsbäumen die Geschenke liegen, viele Familien auf Harmonie und Glückseligkeit machen, dann dösen die Fahrer in ihren LKW-Kabinen oder rotten sich in der Kälte zusammen und singen ein paar Weihnachtslieder. Und einige werden wieder heulen- Hunderte Kilometer von ihren Familien in Rumänien, Bulgarien, Polen, Litauen, oder sonst wo entfernt. So war es im vorigen Jahr, so wird es auch dieses Jahr wieder sein; und nicht nur auf dem Rastplatz bei Aachen, sondern auf vielen hundert Rastplätzen in ganz Deutschland.
Und wenn wir unterm Tannenbaum in wohliger Wärme zusammen sitzen, verdrängen wir oder wollen es gar nicht wissen, dass viele Geschenke auch deshalb so preiswert waren, weil die osteuropäischen Logistik-Sklaven sie zu Dumpinglöhnen gebracht haben.
Vegetieren in ihren Fahrerhäusern
Gesamteuropäischer Wahnsinn, gesamteuropäische Normalität. Über 30 Prozent der LKW und ihre Fahrer auf deutschen Autobahnen sind in osteuropäischen Billig-Ländern registriert. Dort zahlen die Speditionen Niedriglöhne und können die deutsche Konkurrenz mit Leichtigkeit ausstechen. 500 oder 800 Euro im Monat und wenn es hoch kommt 1.500 oder 1.700 Euro mitsamt allen Spesen verdienen die Fahrer aus Osteuropa. Davon können sie sich nicht einmal Übernachtungen in Billig-Hotels leisten, vegetieren Woche für Woche, Monat für Monat und auch während der Ruhezeiten an den Wochenenden in ihren Fahrerhäusern. Bis zu einem halben Jahr. In eisiger Kälte kochen sie draußen, waschen sich und ihre Klamotten auf den Toiletten von Raststätten, wenn das überhaupt möglich ist.
Die EU, die schon so viel bürokratischen Blödsinn verzapft hat, konnte sich bislang nicht darauf verständigen, das menschenunwürdige Dumpingwettrennen zwischen ost- und westeuropäischen Spediteuren zu stoppen. Für Osteuropa ist das Lohngefälle ein Standortvorteil, den man nicht aufgeben möchte. Und die Auftraggeber im wohlhabenden Deutschland profitieren gerne davon, geben ganz bewusst und ohne schlechtes Gewissen den billigsten Transportanbietern den Zuschlag. Der scheidende Chef des Bundesverbandes der Logistikunternehmen, Prof. Karlheinz Schmidt, zitiert den Top-Manager eines deutschen Renommier-Konzerns: Die Transportkosten müssten jedes Jahr um drei Prozent sinken. Wie schön auch für uns Verbraucher.
Menschen in Asien werden ausgebeutet
Dass für die Produktion vieler Geschenke, die in diesem Jahr unterm Weihnachtsbaum liegen – etwa Kleidung oder Handys- ungezählte Menschen in Asien ausgebeutet wurden, wissen wir seit langem. Trotzdem kaufen wir weiter bedenkenlos, denn wir sind in des Wortes wahrer Bedeutung „abgehärtet“ oder verhärtet. Jetzt wissen wir auch, unter welchen Bedingungen viele schöne Gaben transportiert wurden. Und auch davon lassen wir uns die Weihnachtsfreude nicht vergällen …
Na denn, frohes Fest !!!
Siehe auch:Bericht: Carola Beyer, Christoph Lütgert in plusminus vom 14.12.: Fernfahrer: Die neuen Sklaven im LKW
Bildquelle: Wikipedia, Jochen Teufel, CC BY-SA 3.0
„War es früher erforderlich, Sklaven, das heißt persönlich unfreie Menschen, zu halten, um sie auszubeuten, so bringt die Zinswirtschaft das Kunststück fertig, den Menschen sämtliche persönlichen und politischen Freiheiten zu gewähren und sie trotzdem auszubeuten. Obgleich Zinsnehmer und Zinszahler (angeblich) rechtlich einander gleichgestellt und ebenbürtig sind, vermag der eine sich die Früchte der Arbeit des anderen anzueignen. Diese legalisierte Ausbeutung beruht, wie gesagt, auf dem Vorhandensein von Monopolen. An die Stelle des Sklavenhalters ist im modernen Rechtsstaat der Zinsbezieher, an die Stelle des Sklaven der Zinszahler getreten. Die Ausbeutung erfolgt nicht mehr unmittelbar durch die Aneignung der Arbeit des Sklaven, sondern mittelbar durch das Monopol. Es ist begreiflich, dass die Sklaverei für die Ausbeuter uninteressant wurde, seitdem man die wirtschaftliche Unfreiheit der Auszubeutenden – diese einzige Voraussetzung einer jeden Ausbeutung – anstatt durch persönliche Freiheitsberaubung durch die Monopole zu erzielen vermochte.“
Otto Valentin (aus „Die Lösung der Sozialen Frage“, 1952)
Die Sklaverei hat sich in der Geschichte nicht verringert, sondern immer weiter erhöht. Das gilt ebenso für die Dummheit, denn während die persönlich Unfreien früherer Zeiten noch wussten, dass sie Sklaven waren, gilt für die wirtschaftlich Unfreien der Gegenwart:
„Milliarden Menschen leben einfach vor sich hin – und haben keine Ahnung.“
Agent Smith (aus dem Film „Matrix“)
Bedauerlicherweise kann man niemandem erklären, was die Matrix ist, denn eine bis heute bestehende Programmierung des kollektiv Unbewussten macht dem Matrix-Bewohner die Basis allen menschlichen Zusammenlebens (Makroökonomie) und die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung (Geld) weitgehend unverständlich. Noch gesteigert wird das Unverständnis, wenn sich der Matrix-Bewohner in eine Universität einweist, um dort VWL oder eine andere „Wissenschaft“ zu studieren, die sich direkt oder indirekt mit dem menschlichen Zusammenleben befasst (Theologie, Politologie, Soziologie, etc.). Kommt er mit einer „Lizenz zum Unsinn verbreiten“ wieder heraus, ist er mit soviel „negativem Wissen“ (Vorurteile und Denkfehler) belastet, dass er bis zum Jüngsten Tag gar nichts mehr versteht:
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2016/09/das-ende-der-sklaverei.html