„Deutschland kann nur von der AfD gerettet werden“, was wir bisher nur von Wladimir Putin und seinen Troll-Truppen gehört haben, kommt nun von ganz anderer Seite. Elon Musk, reichster Mann der Welt, Trump-Promoter, X-Besitzer, Tesla-Fabrikant, SpaceX-Betreiber, hat einen Tweet abgesetzt: „Only the AfD can save Germany.“ Um dann noch einen draufzusetzen und Scholz zum Rücktritt aufzufordern, er sei ein „incompetent fool“.
Alice Weidel, Wahl-Schweizerin und Spitzenkandidatin der blaubraunen Partei, war hoch erfreut und schrieb Musk eilig zurück, wie sie auf NIUS erzählte. Natürlich habe er recht, und sie habe ja schon Präsident Trump artig gratuliert. Wie verquer das Weidelsche Weltbild ist, findet man ein paar Posts weiter, in denen sie Musk bestätigt, dass die Sozialistin Angela Merkel das Land ruiniert habe und die Kommunistische Europäische Union das wirtschaftliche Rückgrat der Länder zerstört und Deutschland schwächt. („how socialist Merkel ruined our country, how the Soviet European Union destroys the countries‘ economic backbone and malfunctioning Germany“).
Das Ganze fühlt sich eher an wie ein Szenario aus einem sehr schlechten Film. Dort treten auch immer wieder sehr reiche Männer auf, die sich die Erde untertan machen wollen. Musk hat wohl zu viele solcher B-Pictures angeschaut. Man kann seine Einmischung nun als Spinnerei eines Multimilliardärs abtun und sagen, was juckt es uns, wäre der Mann nicht auch Inhaber einer Social-Media-Plattform. X, ehemals Twitter, hat im US-Wahlkampf eine wesentliche Rolle gespielt, es gab keine Lügenstory, keine Verschwörungserzählung über Harris oder die Demokraten, die hier nicht platziert wurde und ihre toxische Wirkung entfalten konnte.
Ermutigend ist, dass sich im Moment immer mehr Menschen und Organisationen von X zurückziehen. Werder Bremen, der FC St. Pauli und der SC Freiburg sind nicht mehr dabei. Museen, AutorInnen, SchauspielerInnen haben sich verabschiedet.
Der Politik fällt das immer noch schwer, offensichtlich will man das Feld nicht den Ultrarechten wie Höcke überlassen, dem allein 160.000 Mitglieder folgen. Blue Sky ist eine neue Plattform, auf der es sich besser diskutieren lassen soll. Allerdings ist gewiss, sollte diese Plattform Relevanz erhalten, werden die Interessen lenkender Trollfabriken auch dort ihr Unwesen treiben.
Irritierend ist ein weiterer Umstand. Bei seinem Post für die AfD muss es Musk entgangen sein, dass sich die AfD in Deutschland gegen die E-Mobilität ausspricht. Im Bundeswahlprogramm bricht die Partei noch eine Lanze für den Verbrenner, an dem das Schicksal so vieler Zulieferer hänge, dass er unbedingt weitergebaut und betrieben werden soll. Im Programm folgen dann weitere Absurditäten über die angeblich fehlenden Möglichkeiten, die E-Mobility flächendeckend auszurollen.
Ob Musk von dem Hass gegen E-Mobilität bei den Rechtsextremen wusste? Wir werden es nicht erfahren. Es bleibt interessant zu sehen, wie Musk sich noch äußert oder ob die AfD ihr Programm zugunsten des ja auch in Deutschland produzierenden Tesla verändert. Musk ist nach wie vor Vorstandsvorsitzender des Unternehmens.
P.S.: Ach ja. Christian Lindner hat auch an Musk geschrieben und erzählt, dass er Ideen von ihm und Milei toll findet. Bisher wurde keine Antwort öffentlich.
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