Mitternachtsspitzen-Konsumenten werden nach der letzten Sendung echte Sehnsucht nach Becker, Schmickler, Knebel/Lyko & Co. gehabt haben. Offenbar will uns das neue Team mit Belehrungs-Comedy bespielen, zu viel moraltriefende Texte, meist Gag-frei und lustlos vorgetragen. Zu Ende ist die herrliche Mischung aus Leichtigkeit und Bissigkeit, die typisch rheinische Art, das aktuelle Geschehen satirisch-kritisch zu betrachten.
Nachfolger Christoph Siebert meint, der gute Witz müsse humanistisch sein. Aha! – Geht’s auch eine Nummer kleiner? Wenn der gute (politische) Witz die Menschen zum Nachdenken bringt, reicht das in der Regel. Die Vermutung ist groß, dass der nett-schwäbelnde „Krischtoff“ beim Regionalpublikum einen schweren Stand haben wird. Da wird keine tiefere Identitätsbeziehung entstehen. Auch solche Erwartungen sollte der WDR – als ein Regionalsender innerhalb der ARD – bei einem Sendungsumbau im Blick haben. Der Moderator nimmt sich zu wichtig und ist in der Sendung „überpräsent“. Und hatte man nicht einen moderaten Umbau der Mitternachtsspitzen versprochen?
Für die erste Sendung am 6. Februar trifft dies jedenfalls nicht zu. Und welchen Sinn hat der Umbau überhaupt? Etwa jüngeres Publikum anzusprechen, das ohnehin kaum noch fernsieht? Und damit läuft man Gefahr, das bewährte Publikum zu verlieren. Dass man die „Puppenspieler“-Szenen herausragend findet, sagt eigentlich alles über das neue Team aus.
Keine Ahnung, was manche Kabarettisten sich so denken. Ob Wagner, Uphoff oder Siebert. Mir fielen bestimmt noch andere ein. Das Sendungsbewusstsein tötet jeden Witz. Oder es liegt an der Zeit, also am fehlenden Publikum. Jedenfalls war das ätzend und man sehnt sich bereits nach der 1. Sendung nach den „Alten“ zurück. Dabei mag ich Siebert.
Gebt uns Becker und Co. zurück. Das neue Format ist eine Zumutung und niveaulos!
Ein einzigartiger Jürgen Becker, welcher sich selbst überhaupt nicht wichtig genommen hat, hat nun mal Fußstapfen hinterlassen, in denen jeder Nachfolger automatisch bis zum Bauchnabel versinken muss. Dass das neue Format dann aber das komplette neue Team darin vollständig untergehen lässt war nicht zu erwarten. Morlainsauer und trist ist es geworden. Ganz schlimm ist Hazius und seine ach so lustigen Puppen mit seinem sinnfreien Gebrabbel, welches man nur durch schnelles Vorspulen übersteht. Wo bleibt der Spaß und die Leichtigkeit des bisherigen Formats? Das ist noch nicht mal RTL II-Niveau. Wer soll sowas anschauen? In der Fußballbundesliga wäre spätestens nach diesen 3 Niederlagen das Urteil gesprochen.
Von Siebert war ich grenzenlos enttäuscht. Ich fand ihn einmal kritisch und witzig. Aber gestern Abend – o, je, er machte keine Sekunde den Eindruck, dass er sich wohl in seiner Haut fühlte…von allen guten Gagschreibern verlassen…Kein Wort zu den Hintergründen, die dazu geführt haben, dass der RKI Chef im Alleingang Fakten schafft, und auch kein Satz zu der Tatsache, dass sie dann nicht zurück genommen werden. Kein Wort zu den Hintergründen, die es ermöglichen, dass wir seit zwei Jahren im Blindflug durch die Pandemie driften. – Statt dessen Bashing der „Spaziergänger“ – entweder verschwurbelt (mit Videobeispiel) oder naiv-doof, weil nicht wissend, wer hinter den Infos zu den Veranstaltungen der Spaziergänge steckt. – Andere Qualitäten werden bei diesen Menschen nicht mehr wahrgenommen. – Kritik an den Zuständen – gepaart mit Intelligenz findet man eher bei den Landtagsreden von Oskar Lafontaine – und jemand wie Henryk Broder ist dann zum Teil auch noch witzig. – Autsch, die Sendung hat echt weh getan!
Die Mitternachtsspitzen Maxi – 90 Minuten! waren zu lang.
Es fehlte die Interpretation eines Themas in der Gesamtfassung, der rote Faden und – nicht zu unterschätzen – die fantastische Studio-Band. Schon seit paar Sendungen, darf im Abendprogramm einfach nicht fehlen!
90 Minuten Sendung wirkten aneinander gereiht, einige Aufführungen wie “Lückenfüller”, ohne Hintergrund zum Vorigen, Höhepunkte nicht erkennbar.
Nicht nur Lückenfüller sondern teilweise auch zeitlich überdehnte Aufführungen ohne bemerkenswerte Pointierungen lähmten die Zuschauerinnen und Zuschauer.
Mein Tipp und Wunsch: Bleibt bei 60, berauscht das Publikum mit schnellen Spitzen, die krachen. Gebt mehr Gesellschaftskritik hinein, wie die Menschen sind und fühlen, nicht nur auf die allseits beliebten Politiker und Politikerinnen sowie Parteien beim eher links orientierten Bühnenkabarett abzielen. Geht auch mal mit den Grünen und anderen in die Kontroverse. Spannung muss sich über alle Vertretungen im Bundestag in der politischen Satire abbilden.
Und holt diese klasse Band zurück. Sie bringt Dynamik in die Sendung, wie es dem Alten Wartesaal und Eurem Repertoire würdig erscheint.
Die Politik wird jetzt schnell, USA macht es gerade vor. Ihr müsst die Bühne wieder rocken, das Publikum und die Politik im vollem Umfang!