So sehen das nach einer Online Umfrage des Civey Institutes, die sich weitgehend mit anderen Umfragen deckt, nahezu 63 % der Befragten ( 14% sehr zufrieden, 49 % eher zufrieden). Nach einer noch umfassenderen wissenschaftlichen Studie aus dem Frühjahr 2023 haben 18% der Befragten für die kommenden 12 Monate eine bessere Lebenssituation und 69 % gleiche Bedingungen erwartet. Das ist sogar eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr.
Man sollte meinen, dass sich diese individuelle Zufriedenheit auch auf die Werte der Bundesregierung und der sie tragenden Parteien niederschlägt, die schließlich maßgeblich verantwortlich sind für die Grundlagen der Lebenssituation. Dem ist aber nicht so. Daraus lässt sich ableiten, dass Dankbarkeit und Anerkennung in der Politik für erfolgreiche Arbeit etwa bei der Bewältigung von Corona und der Energiekrise oder der Bekämpfung der Inflation und ihrer Folgen nicht erwartet werden kann. Maßgeblichen Einfluss auf die Beurteilung der Regierungstätigkeit haben eher das medial vermittelte Erscheinungsbild und der Wunsch nach straffer Führung. Boris Pistorius hat innerhalb der Regierungsmannschaft wegen seines forschen Auftretens und knapper und klarer Botschaften unabhängig von deren Inhalten Bestnoten. Olaf Scholz schwächelt, weil er gewöhnlich nichts sagt oder mit Allgemeinplätzen glänzt. Der besonders führungsstarke Helmut Schmidt ( „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“ ) genoss trotz belegbar wesentlicher und folgenreicher Fehlentscheidungen höchstes Ansehen. Er hat, wie Jahrzehnte später Angela Merkel, lediglich den Bestand verwaltet und die Aufgaben für die Zukunft außer Acht gelassen.
Diese offenkundige Grundhaltung der Deutschen ( Führung!) muss man beklagen, ändern lässt sie sich wohl nicht. Eine neue Regierung kann man wählen eine andere Bevölkerung nicht. Daraus ergibt sich für die Medien, die ihre Wirkungsmacht kennen, eine besondere Verantwortung bei der Berichterstattung. Durch die allgegenwärtige Schwarzmalerei, die sehr oft mit der Realität nichts zu tun hat oder sie grob verzerrt, wird ein Meinungsbild befördert, das zum Anwachsen der AfD ganz maßgeblich beiträgt. Statt beinahe täglich die mangelnde Erinnerungskultur zu beklagen, sollte das Augenmerk hierauf gerichtet werden.