Licht an, statt Licht aus. Es muss endlich Schluss sein mit der Hilflosigkeit, der Symbolik, die Lichter an den Wahrzeichen des Landes, am Kölner Dom, an der Dresdner Semperoper, am Brandenburger Tor auszuknipsen, wenn selbsternannte Patrioten des Abendlands durch die Städte ziehen.
Wer verdunkelt, gibt den Aufläufen eine Bedeutung, die sie nicht verdienen.
Verdunkelung unserer Wahrzeichen bedeutet Aufgabe der Normalität, Verdunkelung hat in vergangenen, schlimmen Zeiten bedeutet, sich zu schützen vor Angriffen innerer und äußerer Feinde. Verdunkelung signalisiert Angst.
Diese offene Gesellschaft muss sich auseinandersetzen mit den Parolen, den Engstirnigkeiten, den rechtsradikalen Tendenzen, aber auch den Ängsten derer, die den Rattenfängern nur einfach hinterher laufen, sie darf nicht einfach das Licht ausknipsen und so tun, als hätte sie mit diesem Teil der Gesellschaft nichts zu tun.
Wir brauchen kein neues Dunkeldeutschland!
Wir brauchen keine Angst zu haben vor einem Idioten, der sich im Internet als Hitler in Szene setzt und damit sich und seine Bewegung entlarvt hat. Wir brauchen keine Angst zu haben vor den rechtsradikalen Gröhlern, die im Gefolge von Pegida durch westdeutsche Städte ziehen. Deren gesinnungs- und alkoholbedingten Ausschreitungen Herr zu werden, ist Sache der Polizei. Nicht einer bürgerlichen Licht-Aus-Mechanik.
Während die einen die Lichter ausknipsen, haben die Medien die Schweinwerfer angeschaltet und geben der Bewegung eine Bedeutung, die ihr nicht gebührt. Die Aufläufe in Dresden und Leipzig in der letzten Woche wurden zu Aufmachermeldungen in den Fernsehnachrichten hoch stilisiert, mit der verräterischen Einschränkung, die Zahl der Demonstrierenden sei nicht so hoch geworden wie erwartet. Wer hatte das erwartet, die Veranstalter oder die Nachrichtenmacher, die ihre Fehleinschätzung in der Nachrichtengebung nicht wahrhaben wollten? Während der Zulauf, selbst in Dresden, dem Zentrum der Bewegten, abebbt, scheinen viele Medien Einordnungsprobleme zu haben und der tatsächlichen Entwicklung hinterher zu laufen.
Mehr Gelassenheit wäre ein vernünftiges Rezept. Auch für einen SPD-Vorsitzenden, der glaubte als Privatmann mit den Pegida-Aktivisten diskutieren zu müssen. Mit den Menschen über deren Sorgen und Ängste zu reden, ist die verdammte Pflicht von Politik. Wer diese Gespräche jedoch inszeniert, dabei die eigene Partei und jene Menschen, die sich die Engstirnigkeit der Patrioten nicht bieten lassen wollen und für ein offenes Deutschland auf die Straße gehen, vor den Kopf stößt, wird weder dem Anliegen der einen noch der anderen gerecht.
Bildquelle: Wikipedia, Kalispera Dell – http://www.panoramio.com/photo/116139835, CC BY 3.0