Als der „Scheibenwischer“ 1980 an den Start ging, war es das Bestreben von Dieter Hildebrandt und Sammy Drechsel (später zusätzlich Catherine Miville und Uwe Römhild), Satire dadurch noch ein bisserl aufzuwerten, daß sie die erste Garde der damaligen Akteurinnen und Akteure für Gastauftritte verpflichteten, die dann Texte von Hildebrandt, Schreiner oder Hachfeld durch ihre (jedem individuell eigene) Kunst geradezu adelten.
Die Besetzungen lesen sich heute noch so, daß es einem auf der Zunge zergeht:Beatrice Richter, Johannes Schaaf, Cornelia Froboess, Sabine Sinjen, Gisela Schneeberger, Werner Kreindl, Hellmut Lange, Hans Korte, Ruth Drexel, Sissy Höfferer, Lola Müthel, Andreas Fricsay, Jörg Hube, Hans Günter Martens, Jacques Breuer, Petra Zieser, Jürgen Thormann, Nikolaus Paryla u.v.a.
Wie gesagt, sie lasen (ja sie zelebrierten) Texte anderer, die diese geschrieben hatten und tatsächlich glücklich waren, daß die Champions League der Akteure sie öffentlich machten.
Nun haben sich die Zeiten geändert und mit ihnen die Konsumenten des Kabaretts. Wenn damals jemand in Verzückung geriet, wenn Hans Korte in seiner unvergleichlichen, unübertroffenen Artikulation während der ersten Parteispenden- Affäre 1984 als fiktiver Professor ein Referat über die „Corruptio sine qua non“ hielt, so werden heutige Konsumenten schon bei Nuhr an die Grenzen ihrer Denkfähigkeiten gebracht.
Und so dachten sich unlängst auch einige Akteure, deren mimische Vielschichtigkeit von Christine Neubauer abgeguckt zu sein scheint und die, was das Stimmentimbre angeht, wohl alle die private Sprechschule von Til Schweiger absolviert haben:“Jetzt machen wir auch mal Satire gegen diese Diktatur!“
Leute, lasst es!
Mal abgesehen davon, daß sie aus dem Sich- Desinfizieren bei dem Beifall aus dieser braunen Ecke gar nicht mehr herauskommen dürften:Es ist einfach sowas von stümperhaft! Ihr könnt doch alle mehr, wenn Euch die richtigen Bücher geschrieben werden!
Stellvertretend für alle: Boerne, bleib bei deinen Leichen!
Bildquelle: Christoph Vohler, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons