Randale in der Silvesternacht in Bonn, in Duisburg und natürlich in unserer geliebten Hauptstadt Berlin, wo es ja zum Standard der Stadt gehört, an solchen Tagen ein herzliches Willkommen durch Angriffe auf die Feuerwehr zu ersetzen, die Polizei zu attackieren, Einsatzkräfte zu verletzen und Fahrzeuge in Brand zu stecken. Kann mir einer sagen, was das mit der Freude aufs neue Jahr zu tun haben soll? Ich beschäftige mich in diesem Beitrag allein mit Berlin, weil die Hauptstadt, wie sie sich gern nennt und als solche auch allzu gern feiern lässt, sich hier wieder mal hervortat. Sie war einsame Spitze. Toll, diese laute und hin und wieder schrille Weltstadt mit ihren vier Millionen Einwohnern, dem Regierungsviertel in der feinen Mitte, den reichen Kiezen in Zehlendorf, Charlottenburg und Potsdam sowie den Problemvierteln wie Neukölln und Lichtenrade. Die Freude auf 2023 kannte keine Grenzen.
Im Folgenden zitiere ich aus dem Tagesspiegel-Checkpoint aus der Feder des Chefredakteurs Lorenz Maroldt: „Schreckschusspistole ins Gesicht gehalten. Augenverletzung durch Pfefferspray und stumpfe Gewalteinwirkung gegen eine Einsatzkraft. Bierkisten und Feuerlöscher auf Fahrzeuge geworden. Gezielter Beschuss mit Pyrotechnik während der Löscharbeiten. Behinderung der Einsatzmaßnahmen durch Barrikaden. Plünderung von Einsatzfahrzeugen durch vermummte Personen. Starke Beschädigung mehrerer Fahrzeuge durch Pyrotechnik. 15 verletzte Einsatzkräfte, davon eine stationär aufgenommen.“
Auch Kinder werden verletzt
Wer meint, das sei schon alles, was das liberale Berliner Blatt da durch ihren Chefredakteur auflisten ließ, den muss ich enttäuschen, würde ja auch dem Anspruch einer Hauptstadt nicht entsprechen, die nicht schön, aber sexy sein will und die gern manches Unfeine und sich nicht Gehörende ins Reich der Folklore schiebt. Also schreibt Lorenz Maroldt weiter: „1717 Einsätze registrierte die Feuerwehr(749 Brände, 825 Rettungseinsätze)-691 mehr als im Jahr zuvor.(Prima, finde ich das, weil es ja Wachstum signalisiert, Aufschwung) Bei der Polizei sah es ähnlich aus, die Behörde meldet 18 verletzte Einsatzkräfte. In der Gropiusstadt wurden mehrere Streifenwagen mit Pyrotechnik beschossen, ein Beamter erlitt schwere Verletzungen. In der Sonnenallee(Der Leser kennt die Straße aus dem gleichnamigen wunderbaren Film) ging ein Reisebus in Flammen auf, in der Kiefholzstraße bewarfen mehrere Männer eine Familie mit Böllern und verletzten ein dreijähriges Kind am Bein und Ohr.“ Man möchte angesichts dieser Zeilen schreien vor Wut und weinen. Nicht mal auf Kinder nehmen sie Rücksicht, diese Krawallos, die kriminelle Elemente sind. Was sonst?! Wer so auf andere schießt, nimmt mindestens deren Verletzung, wenn nicht mehr in Kauf.
Damit nicht genug dieses Skandals in einer Stadt, in der ich Anfang der 2000er Jahre drei Jahre gelebt habe, sehr gern sogar. Berlin ist eine spannende Stadt mit Bürgern mit der bekannten frechen Berliner Schnauze, aber auch nie wirklich aggressionsfrei. Man muss eine solche riesige Stadt erkunden, um sie kennenzulernen, was meine Frau mit U- und S-Bahn sowie dem Fahrrad gemacht hat. Wir haben Berlin geliebt und tun es weiter, trotz allem, trotz Lärm und Dreck, ja die Stadt ist an vielen Stellen nicht sauber, nicht nur, weil Hundehalter ihre Tiere auf dem Trottoir ihr Geschäft verrichten ließen, ohne es wegzuräumen. Dit is Berlin, lese ich immer wieder. Wir haben übrigens in Prenzlauer Berg, Kollwitzstraße gewohnt. Zum 1. Mai stellten wir unser Auto immer in die Tiefgarage, weil wir nicht wollten, dass irgendwelche mutigen Zeitgenossen uns die Außenspiegel abtreten oder das Fahrzeug anzünden würden. Dit is Berlin.
Zurück zum Skandal von Berlin, zurück zum Tagesspiegel-Checkpoint. „In Lichtenrade griffen Vermummte die Feuerwehrleute mit Stahlstangen und Böllern an, in Kreuzberg und Wedding wurden Barrikaden angezündet. Ein Randalierer warf einen Feuerlöscher in die Frontscheibe eines fahrenden Rettungswagens(der Fernsehbericht ergab, dass die Scheibe das ausgehalten hat), andere lockten Feuerwehrwagen in Hinterhalte und plünderten sie. Es brannten Keller, Balkone, Wohnungen, Ärzte mussten Finger und Hände amputieren, mehrere Menschen erlitten schwerste Augenverletzungen, auch viele Kinder waren betroffen. Die Liste ist lang. Festgenommen wurden 5 Frauen und 98 Männer.“
Ein Böllerverbot sollte her
Wer angesichts dieser Berichte aus einer seriösen Zeitung das Geschilderte immer noch für Folklore hält, dem ist nicht zu helfen. Hier sind Kriminelle am Werk, ohne Rücksicht auf Verluste. Sie wollen nur Angst und Schrecken verbreiten, Zerstörung, sie feiern doch nicht wegen ihrer angeblichen Vorfreude oder Neugier aufs neue Jahr. Helfende anzugreifen, was seit Jahr und Tag vor allem in Berlin immer wieder passiert, ist ein solcher Skandal, dessen Konsequenzen aber nicht aufhören dürfen mit Empörung oder Sprachlosigkeit. Böllerverbotszonen ist das Mindeste, was zu geschehen hat. Ich persönlich bin schon lange für ein konsequentes Böllerverbot, weil Böllern absoluter Nonsens ist. Man zündet Raketen an, die in die Luft geschossen werden und dieselbe verpesten. Der Rest der Raketen und Kracher bleibt zumeist auf den Bürgersteigen und Straßen liegen. Auch dem Klima und der Tiere zuliebe wäre ein Böllerverbot ein richtiger Schritt. Von den anderen Kosten gar nicht zu reden. Jahr für Jahr werden Böller im Wert von über 120 Millionen Euro allein in Deutschland in die Luft geknallt.
Dabei darf es nicht bleiben. Wenn die Rede davon ist, dass Einsatzfahrzeuge mit kleinen Kameras ausgestattet helfen könnten, die Täter auf frischer Tat im Bild festzuhalten, muss das unbedingt und sofort geschehen. Im übrigen hoffe ich, dass der Berliner Polizei ein Teil der Täter bekannt sind. Weil es nicht selten Wiederholungstäter sind. Gegen sie muss ermittelt, sie müssen bestraft werden. Ich wiederhole mich: Es handelt sich hier eindeutig um Kriminelle. Das ist längst kein Spaß mehr. Und wenn ich von einem offenbar wachsenden Bedürfnis nach Eskalation lese, kann ich nur den Kopf schütteln. In unserem Land ein Bedürfnis nach Eskalation? Warum? So schlecht ist es hier nicht. Man schaue mal zu den Nachbarn.
Die Geschehnisse zum Jahreswechsel in der Hauptstadt sind einfach inakzeptabel, zum Fremdschämen. Die Feuerwehr oder andere Rettungskräfte, die uns und auch diesen Chaoten im Notfall helfen. das Feuer im Fall eines Brandes im Haus zu löschen, die uns im Fall einer akuten Erkrankung medizinisch behandeln und dann in die Klinik fahren würden(ich habe das vor Jahren erlebt und kann nur von Glück reden), das ist jenseits jeder Moral und eines jeden Gesetzes. Mag sein, dass sich dahinter auch eine zunehmende Verrohrung bestimmter gesellschaftlicher Schichten vermuten lässt und deren wachsende Empathielosigkeit, aufgewachsen ohne viel Bildung und ohne Liebe(so die SZ), aber auch das darf nicht als Ausrede gelten. Es ist kriminell, was passiert ist, alles andere wäre Schönfärberei. Der übrige Teil der Gesellschaft, das ist die überragende Mehrheit, hat ein Recht darauf, dass hier im Sinne des Gesetzes gehandelt wird.