Als Jahrgang 1952 bin ich zu jung, um noch den Zweiten Weltkrieg miterlebt zu haben, aber sicher doch eher einer der Senioren auf dieser Plattform. Einer von denen, die noch Berichte von denen gehört haben, die am eigenen Leib erfahren haben, was Krieg, was Waffen, was das Töten bedeutet. Von meinem Vater (ich erzählte schon einmal davon), dem sie einen Tag nach seinem 18. Geburtstag, am 17. Mai 1943 den Helm aufsetzten, um ihn nach Russland zu schicken, damit er für seine und spätere Generationen „Lebensraum für die arische Rasse“ erkämpfen sollte. Nun war es so, daß zu diesem Zeitpunkt von da nur noch ein Rückzug möglich war, und Papi als Menschenmaterial zum Verheizen dahin gekommen wäre, was seinen Fuß wiederum dazu brachte, ein Furunkel am selbigem entstehen zu lassen, das ihn, statt nach Russland, ins Spital brachte, wo er den letzten Zug nach Moskau verpasste und im September 1943 nach Frankreich kam, wo er auch hier nur im Hinterland tätig war und tatsächlich von den Gräueln nur wenig mitbekam. Trotzdem (oder auch deswegen) hat er mir – auch das erwähnte ich schon mehrfach – mit auf den Weg gegeben, daß es MEINE Generation sei, die nie wieder eine Waffe in die Hand nehmen dürfe. Wie das übrigens auch FJ Strauß zur selben Zeit sagte, der demjenigen sogar wünschte, daß diese Hand, die noch einmal dazu griffe, dann bitteschön auch abfallen solle.
Die anderen Kriegsveteranen, die entweder selbst dabei gewesen waren, oder die ihre Söhne verloren hatten, die saßen auf den Bänken im Südpark in Essen- Kray, immer morgens. Sie malten mit ihren knorrigen Stöcken Planquadrate in den rötlichen Sand und wussten genau, welche Fehler der Führer oder die Generäle Paulus oder Rommel oder Guderian gemacht hatten, während der kleine Axel mit großen Augen daneben saß und deren Frauen unterwegs waren, um im einem Netz den Blumenkohl und den Schweinebauch für das falsche Kotelett holten .Denn das Wirtschaftswunder erwartete die alten Männer pünktlich zu Mittag, danach gab’s ein Wachölderchen und eine Runde Schnarchen auf dem Sofa.Warum erzähle ich das alles so plastisch? Vielleicht, weil diese Menschen, egal wie sie gestrickt waren, von Waffen die Schnauze einfach voll hatten. Sie flüchteten in eine Traumwelt, in der Kriege obsolet sind, weil sie wussten, was das bedeutet. Und deshalb bin ich zutiefst verstört, wenn eine hochgeschätzte Politikerin, die ich im September gewählt habe, von „Kriegsmüdigkeit“ schwadroniert, während der, den ich eigentlich NICHT wollte, dadurch Negativ- Umfragewerte erreicht, indem er eben nicht einem Lifestyle Trend hinterherläuft, der da heißt: „Frieden schaffen mit möglichst viel Waffen!“